Kommentar:Das alte System stottert

Es ist offensichtlich notwendig, dass neue Modelle und Konzepte ausprobiert werden

Von Florian Tempel

Die bislang strikte Trennung zwischen stationärer Behandlung in Krankenhäusern und ambulanter Medizin bei niedergelassenen Ärzten ist vor allem historisch begründet: Das war schon immer so. Es mag sein, dass sich das althergebrachte System bewährt hat - ob es das aber auch in Zukunft tun wird, ist eine ganz andere Frage. Wenn selbständige Mediziner kein Interesse zeigen, in einer so einwohnerstarken Gemeinde wie Taufkirchen eine Praxis zu eröffnen, ist das allerdings ein klares Zeichen dafür, dass das alte System nicht mehr rund läuft. Es ist offensichtlich notwendig, dass neue Modelle und Konzepte ausprobiert werden.

Man kann den selbständigen Fachärzten keinen Vorwurf machen. Sie müssen, bevor sie sich irgendwo niederlassen, genau kalkulieren, ob der Einzugsbereich an Patienten für sie lohnend wäre. Eine laufende Praxis zu übernehmen, lassen sie sich noch eingehen. Aber eine Praxis zu gründen, ist ein unternehmerisches Risiko. Nicht wenige scheuen das und ziehen eine feste Anstellung vor.

Dass nun das Klinikum Erding die althergebrachte Trennung aufbricht und in Taufkirchen eine Facharztpraxis eröffnen wird, ist völlig richtig und zeitgemäß. Der Clou an dem neuen Modell ist, dass es dem Klinikum möglich sein sollte, mit angestellten Ärzten gleich mehrere Fachrichtungen anzubieten. Für die Taufkirchener ist das ein doppelter Gewinn. Ob damit ein traditionsreiches System womöglich nachhaltig verändert wird, muss sie nicht kümmern. Sie wollen zur Recht eines: Ärzte im Ort.

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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