Kommentar:Berechtigte Bedenken

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Das Hochwasser im Juni 2013 hat gezeigt, dass in Dorfen insbesondere die Isener Siedlung anfällig ist, weil dort das Niederschlagswasser der südlichen Hangschulter des Isentals ankommt

Von Thomas Daller

Dorfen ist in seiner Geschichte relativ häufig vom Hochwasser überschwemmt worden. Das hängt mit einer topografischen Besonderheit zusammen. Die Hangschultern der Isen liegen stellenweise fast zwei Kilometer auseinander. Damit zählt das Isental zu den breitesten Flusstälern in Oberbayern. Und deswegen läuft hier sehr viel Niederschlagswasser zusammen. Der Talboden wirkt dabei wie ein Schwamm. Er kann etwa 24 Stunden lang starken Regen aufnehmen. Erst wenn der Boden gesättigt ist, laufen die Wiesen über und der Pegel der Isen steigt dann rasant an. Es sind jedoch nicht nur die ufernahen Gebäude gefährdet. Das Hochwasser im Juni 2013 hat auch gezeigt, dass insbesondere die Isener Siedlung anfällig ist, weil dort das Niederschlagswasser der südlichen Hangschulter des Isentals ankommt. Es gibt zwar ein Regenrückhaltebecken, aber das wäre 2013 übergelaufen, wenn nicht die Feuerwehren Tag und Nacht kontrolliert abgepumpt hätten.

Aus dieser Erfahrung heraus ist es nachvollziehbar, dass es den Bewohnern der Isener Siedlung mulmig wird, wenn sie sich mit den neuen Änderungen im Flächennutzungsplan der Stadt Dorfen befassen. Am Siedlungsrand im Westen soll ein Kiesabbaugebiet entstehen und im Südwesten ein großes neues Baugebiet; etwa so groß wie die bestehende Isener Siedlung. Beide Eingriffe führen dazu, dass man die Schwammwirkung des umgebenden Talbodens reduziert. Zu dieser berechtigten Sorge vor Hochwasserschäden kommt noch eine zweite: Während der Bauzeit der neuen Siedlung Obere Mooswiesen oder beim Abbau des Kieses ist mit einer Absenkung des Grundwasserspiegels zu rechen, der dort lediglich zwei Meter unter der Erdoberfläche liegt. Es wäre nicht das erste Mal, dass so etwas die Statik von Häusern in der Nachbarschaft beeinflusst und dadurch Risse im Mauerwerk entstehen. Diese Bedenken hat auch der Dorfener Stadtrat ernst genommen und einen Antrag der SPD befürwortet, dass man für diesen Bereich ein hydrogeologisches Gutachten erstellen muss. Diesem Gutachten muss man nun aber auch politische Priorität einräumen. Denn derzeit sind die Anwohner der Isener Siedlung alarmiert. Diesen Zustand der Ungewissheit sollte man nicht über Gebühr hinauszögern, sondern die Fakten auf den Tisch legen.

© SZ vom 16.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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