Kommentar:Abwarten statt ablehnen

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Noch steht gar nicht fest, ob es bei Ottenhofen einen Batterie-Park geben wird, aber bereits jetzt wird Front gegen ihn gemacht

Von Gerhard Wilhelm

Wenn alles so verläuft, wie es sich die Stromnetzbetreiber vorstellen, könnte die Gemeinde Ottenhofen bald in einem Atemzug mit Adelaide in Australien genannt werden. Dort steht schon seit Ende 2017, was in Ottenhofen erst in einigen Jahren errichtet werden soll: ein sogenannter Netzbooster, eine große Anlage mit vielen Batterien, die bis zu 100 Megawatt Strom speichern sollen. Zum Vergleich: Eine Windkraftanlage liefert im Durchschnitt eine Leistung von sechs Megawatt, das Wasserkraftwerk in Kochel am See 121 Megawatt und das Atomkraftwerk bei Landshut 1410.

Nachdem im Spiegel Anfang Februar zum ersten Mal Ottenhofen als möglicher Standort einer solchen Giga-Batterie genannt worden war, kam es in der Gemeinde zu den bekannten Reflexen: Braucht man das? Warum bei uns? Ist bestimmt gefährlich, also bitte nicht bei uns. Auch die Politik und Rathaus-Verwaltung waren offenbar überrascht. Und die Netzwerkbetreiben geben zu, dass sie, weil es noch keine konkreten Pläne gibt, auch keinen Kontakt mit der Gemeinde aufgenommen haben. Taktisch besser wäre es wohl gewesen, die Gemeinde einzubinden, ehe die Gerüchteküche brodelt.

Batterien oder Akkus hat jeder bei sich daheim rumliegen und verwendet sie in diversen Geräte. Kaum einer macht sich da Gedanken, aber seitdem Akkus in Handys, Laptops und in E-Autos eingesetzt werden und ab und an mal in Brand geraten, sind Lithium-Ionen- oder Lithium-Metall-Batterien ein wenig in Verruf geraten. Experten sagen aber, dass bei einem ordnungsgemäßem Umgang mit Lithium-Ionen-Akkus die Gefahr eines Brandes allerdings sehr gering sei. Und die Technik wird immer besser und damit auch sicherer. Abgesehen von ihrer höheren Ladungsdichte kommen Lithium-Batterien ohne das früher verwendet giftige Cadmium aus.

Vielleichte sollte man erst Mal die konkreten Pläne abwarten: Wo soll die Anlage überhaupt entstehen? Und welche Technologie wird verwendet? Diese entwickelt sich von Jahr zu Jahr und wird sicherer - schon alleine im Interesse der Autobauer. Natürlich kann man sich auch auf den Standpunkt stellen: Was kümmert mich, woher der Strom kommt? Hauptsache er fließt. Oder getreu dem St. Floriansprinzip: "Verschon' mein Haus / Zünd' and're an!" Die gleichen sind die Ersten, die schimpfen, wenn der Strom weg ist. Was ohne neue Techniken und Stromnetze bestimmt bald öfters der Fall sein wird.

© SZ vom 27.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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