Kommentar:Absurdes Theater

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Die Wartenberger SPD schwankt seit Beginn der neuen Amtsperiode zwischen steigendem Realitätsverlust und einer totalen Verweigerungshaltung

Von Wolfgang Schmidt

Der Vorwurf war grotesk und passte treffend ins Bild, das die SPD im Wartenberger Marktgemeinderat derzeit abgibt. Da warf doch Michael Paulini seinen Ratskollegen vor, sozial Schwache gegeneinander auszuspielen, weil diese im Alten Schulhaus anerkannte Asylbewerber unterbringen wollen. Weil sich die Gemeinde diesen Schritt durch die Regierung von Oberbayern mitfinanzieren lässt, wird Bürgermeister Manfred Ranft vorgehalten, auf Kosten des sozialen Friedens hinter dem Geld des Freistaats her zu sein. Liebe Genossen, die anerkannten Flüchtlinge dürfen in Wartenberg bleiben, so lange sie wollen oder es sich leisten können. Oder darf ein Schwarzafrikaner, ein Syrer oder ein Afghane kein Wartenberger werden, ein Engländer oder Franzose aber schon? Wer stört hier den sozialen Frieden? Wer spielt hier arme Deutsche und arme Flüchtlinge gegeneinander aus? Und der Raffzahn-Vorwurf? Bislang war nichts davon bekannt, dass sich die SPD staatlichen Zuschüssen verweigern würde, noch dazu dann, wenn es sich um humanitäre Hilfe für Menschen handelt, die nahezu alles verloren haben.

Die Wartenberger SPD schwankt seit Beginn der neuen Amtsperiode zwischen steigendem Realitätsverlust und einer totalen Verweigerungshaltung. Es scheint nur noch eine Losung zu geben und die lautet: Hauptsache dagegen. Klar schmerzt der Machtverlust, war man doch in den vergangenen Jahren an der Seite der Freien Wähler bei den Machern mit dabei. Klar ist es nicht schön, wenn die Genossen von den neuen Partnern FWG und CSU regelmäßig abgemeiert werden. Das schmerzt, und dass man das nicht nur mit der geballten Faust in der Hosentasche ertragen kann, dass der Frust einmal raus muss, das ist vollkommen normal.

Was aber zu viel wird, fällt postwendend wieder auf den Verursacher zurück. Wir haben nicht gezählt, wie oft Michael Gruber im Gemeinderat schon gesagt hat, in Wartenberg seien seit 20 Jahren keine Sozialwohnungen mehr gebaut worden. Wir wissen aber, dass Bürgermeister Ranft immer gleich darauf geantwortet hat: Seit er im Amt sei, sei kein Wartenberger bei ihm vorstellig geworden, um sich für eine Sozialwohnung zu bewerben. Gruber kennt die Antwort, die Kollegen kennen die Antwort und wissen, dass sich Gruber jetzt gleich damit brüsten wird, wieder etwas gesagt zu haben, was er schon immer gesagt hat. Das ist absurdes Theater und erfüllt nur einen Zweck: Hauptsache dagegen.

© SZ vom 18.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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