Klinikum bleibt defizitär:Nur wenig Besserung in Sicht

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Das Klinikum Erding werde auch in den kommenden Jahren defizitär arbeiten, sagt Vorstand Sándor Mohácsi. Die Wirtschaftlichkeit soll jedoch verbessert werden, etwa durch die elektronische Patientenakte

Von Antonia Steiger, Erding

Der Landkreis Erding wird auch künftig damit leben müssen, dass das Klinikum Erding defizitär arbeitet. Zwar ist das Defizit für 2015 mit 1,29 Millionen Euro kleiner als erwartet, das gaben Vorstand und Verwaltungsrat kürzlich bekannt. Ein Minus in ähnlicher Höhe - 1,2 Millionen Euro - erwartet man aber auch für dieses Jahr. Eine wesentliche Verbesserung des wirtschaftlichen Ergebnisses in den kommenden Jahren sei nicht zu erwarten, teilt Vorstand Sándor Mohácsi auf Nachfrage mit. Das liege an den gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen. Die Klinikumleitung bemüht sich aber trotzdem darum, das Ergebnis zu verbessern.

Eine Reihe von Maßnahmen hat das Klinikum demnach bereits in die Wege geleitet, um dem Landkreis so wenig wie möglich auf der Tasche zu liegen. So soll die laut Mohácsi in allen Krankenhäusern Deutschlands noch nicht sehr weit voran geschrittene Digitalisierung auch in Erding helfen, die Wirtschaftlichkeit zu verbessern, aber auch die Qualität. Bis zum Jahresende wird demnach die elektronische Patientenakte auf allen Stationen in Erding und Dorfen eingeführt sein. Wenn Patientendaten über Einrichtungen und Sektorengrenzen hinweg verfügbar seien, würde dies auch die Qualität der Arbeit verbessern, teilt Mohácsi mit. "Manuelle oder unkoordinierte Tätigkeiten" würden dann durch "qualitätsgesicherte Prozesse" ersetzt, erklärt er. Dies werde die Zusammenarbeit zwischen allen Abteilungen und Berufsgruppen grundlegend verändern.

Zuversicht und Zufriedenheit schöpfen die Buchhalter am Krankenhaus aus dem Unstand, dass die stationäre Patientenversorgung als Kernauftrag eines Krankenhauses das dritte Jahr in Folge für sich alleine genommen ein positives Ergebnis aufweist, wie es im Jahresabschluss für 2015 heißt. Bei jedem Einzelfall kann laut Mohácsi im Nachhinein geprüft werden, ob die Behandlung des Patienten wirtschaftlich war oder nicht, ob die Erlöse höher waren als die Kosten - oder eben nicht. Dazu stelle das Klinikum Erding seine Daten dem Institut für Entgeltsystem im Krankenhaus zur Verfügung, das die stationären Vergütungen an deutschen Krankenhäusern kalkuliert. Das Klinikum Erding ist laut Mohácsi seit Jahren ein "InEK-Kalkutationshaus", daraus ließe sich folgern, dass die Kostenträgerrechnung als sehr zuverlässig gelten dürfe.

Die Notfallpatienten spielen in der Kalkulation des Klinikums weiterhin eine große Rolle. Die Zentrale Notaufnahme schloss wie auch die Ambulanzen das Jahr 2015 mit einem negativen Ergebnis ab. Mohácsi beziffert es auf etwa eine Million Euro, damit liegt es etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Weil die Behandlung von Patienten in der Notaufnahme schlechter planbar sei als die der Patienten, die auf den Stationen liegen, seien die Vorhaltekosten für Personal und Geräte in der Notaufnahme höher. Krankenhäuser mit einem hohen Anteil an Notfallpatienten arbeiten daher "fast immer defizitär", sagt Mohácsi. Anders sieht die Situation für Krankenhäuser mit einem hohen Anzahl von "elektiven" Patienten aus, also mit Patienten, deren Behandlung planbar ist. Sie könnten eher profitabel arbeiten. Erste Maßnahmen zur Verringerung des Defizits in der Notfallaufnahme wurden bereits in diesem Jahr ergriffen: Die niedergelassenen Ärzte im Landkreis bieten seit Juli einen Bereitschaftsdienst abends und an den Wochenenden im Klinikum an, das soll die Notfallaufnahme entlasten. Die Zahl der Patienten war dort schon von 2014 auf 2015 in geringem Umfang zurück gegangen: von 16 222 auf 16 059.

Weiter steigende Fallzahlen hat das Klinikum laut Mohácsi in den ersten sieben Monaten dieses Jahres auf den Stationen registriert. Gleichzeitig sei aber die durchschnittliche Vergütung gesunken. Deswegen bleibe es eine große Herausforderung, das geplante Ergebnis zu erreichen. Investitionen wie in den Herzkatheterlabor hätten dabei geholfen, die Patientenzahlen zu steigern. Innerhalb von sechs Jahren ist diese Zahl von 15 185 auf 16 545 im Jahr 2015 gestiegen.

© SZ vom 12.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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