Kleingärten:Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters

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Ein Lichtblick in der sonst eher farblosen Umgebung des Kleingartenvereins: Waldemar Pulz treibt mit bunten Masken den Winter und die Wühlmäuse aus. (Foto: Peter Bauersachs)

Eine der 210 Parzellen im Kleingartenverein Erding gehört Waldemar Pulz. Sie sticht aus den übrigen heraus

Von Janine Napirca, Erding

Einer der 210 Gärten im Kleingartenverein gehört Waldemar Pulz. Wer bei der Gartennummer 78 vorbei schaut wird jedoch überrascht feststellen, dass sich Pulz' Garten optisch von den umliegenden immens unterscheidet. Statt unverkleideten Wassertanks und Hochbeeten oder herumliegenden Steinplatten, gestalteten der Rentner und seine Frau den gemeinsamen Garten liebevoller und außergewöhnlich. Eigens kreierte Kunstwerke zieren Bäume und Sträucher.

Tierische Freude hat Waldemar Pulz jedoch nur noch mit den Fischen in seinem angelegten Biotop, da die Ente, nach der er so gerne rief, nicht mehr aufzufinden ist. Ihm war es immer eine große Freude gewesen, sie zu füttern. Jedoch schlägt sein Herz nicht nur für Tiere: wann immer Reparaturarbeiten bei anderen Gärtnern anfallen oder Sträucher und Bäume geschnitten werden sollen - auf Waldemars Unterstützung können sie zählen. Und auch der "Vogelhäuserl-Bau" zählt zu seinen Talenten. Es stört ihn noch nicht einmal, wenn jemand mit den selbst gemachten Skulpturen und Masken nichts anzufangen weiß. "Jeder hat seine eigene Vorstellung von einem schönen Garten. Ich möchte, dass in meinem Garten Leben ist. Es gefällt mir gar nicht, wenn alles so eintönig ist." Und von Langeweile kann gar keine Rede sein.

Das Material für seine Holzkunstwerke sammelte er im Wald, schnitt es mit der Motorsäge zu Schmuckstücken zurecht, die seine Frau dann anschließend kreativ bemalen konnte. Voller Stolz präsentiert Pulz Fotos von seinem Garten und seiner Teilnahme am Blumenkorso.

Aber es ist nicht alles eitel Sonnenschein: der Wasserstand des großen Biotops geht weiter zurück und trotz zahlreicher Ermahnungen, weigern sich viele Mitglieder, das Moos am Wegrand zu entfernen. "Die Gärten können ja so schön sein, aber wenn der Weg davor so aussieht, ist das ja auch nichts." Und auch die Mülltrennung im Kleingartenverein lässt zu wünschen übrig. Das größte Problem sieht Waldemar Pulz jedoch in der Population der Wühlmäuse: "Die machen alles kaputt!"

Was vor 25 Jahren für den leidenschaftlichen Kleingärtner noch als Ablenkung von der Arbeit beim Oldenburgverlag diente, bekommt nun mehrere Stunden Aufmerksamkeit, je nach Wetterbedingungen. Neben seiner Liebe zur Kunst, baut er eigenes Gemüse an. Unter anderem Endiviensalat, "den isst meine Frau so gerne". Und wenn Waldemar Pulz einmal genug von der Gartenarbeit hat, geht er gerne tanzen, würde aber mehr Ausgehmöglichkeiten in Erding durchaus begrüßen.

So hat jeder seine individuellen Vorstellungen von Schönheit und Freizeitgestaltung.

© SZ vom 24.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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