Kelly-Family:"Die halten mich alle für verrückt"

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Eva Flittner trainiert auf dem Laufband im Keller. (Foto: oh)

Evi Flittner hat sich ein außergewöhnliches Projekt vorgenommen: Sie will im Oktober zu Fuß von Erding nach Passau pilgern - für ein Konzert von Paddy Kelly

Von Christoph Schlenker, Erding

Die Kelly-Family sind ja eigentlich ein Phänomen der 90er, aber ihre Faszination haben die einzelnen Musiker der Künstlerfamilie offenbar noch nicht verloren. Michael Patrick Kelly, genannt Paddy, findet mit seiner Pop-Musik viele Fans, und einer seiner größten dürfte in Erding wohnen. Seit 25 Jahren ist Eva Flittner leidenschaftlicher Fan des Sängers, sagt sie - obwohl sie selbst erst 29 ist; wobei sie ausdrücklich betont, ihre Faszination beziehe sich hauptsächlich auf Paddy, und nicht auf den Rest der Musikantenfamilie Kelly. Seit dem vergangenen Jahr hat Flittner, die in der in Erding bekannten Fahrschule Flittner im Büro mitarbeitet, schon sieben Konzerte von Paddy Kelly besucht; langweilig wird ihr dabei nicht, sie ist eher fasziniert. Paddys Musik sei "immer eine Auszeit", sagt sie, und in den Texten des drittjüngsten Mitgliedes der Kelly-Family könne sie ihr eigenes Leben wiederfinden. Jetzt hat sich Eva Flittner ein außergewöhnliches Projekt vorgenommen: Sie möchte mehr als 130 Kilometer von Erding nach Passau pilgern. Ziel ihrer Wanderung ist wieder ein Konzert des Pop-Musikers im Dom St. Stefan in der Passauer Altstadt.

Da die kommende Tour des Kellys recht spirituell angehaucht sein soll, kam Flittner auf die Idee, dass es ja ganz passend wäre, dorthin zu pilgern. Paddy Kelly wird am Dienstag, 11. Oktober, in Passau auftreten, ihre Wanderung will Evi Flittner am Sonntagmorgen zuvor antreten, gut drei Tage hat sie also Zeit. Um den Weg zu schaffen, trainiere sie täglich mit dem Laufband in ihrem Keller, sagt sie. Außerdem laufe sie im gesamten Landkreis Erding "wie eine Verrückte" mit ihrem Hund herum. Auf diese Weise hat sie bereits 680 Kilometer zurückgelegt.

Das Laufen selber gefalle ihr immer besser, auch das Training sei mit einem klaren Ziel vor Augen wesentlich effektiver. Öfter gehe sie auch längere Strecken, von einer Ortschaft zur anderen etwa, um sich daran zu gewöhnen, längere Zeit am Stück zu laufen. Eva Flittner ist sich der Schwierigkeit ihres Vorhabens dabei durchaus bewusst: "Es ist schon eine Herausforderung. Aber es soll auch eine sein."

Jetzt trainiert sie noch im Laufschritt, die Reise selber will sie aber in gemäßigter Geschwindigkeit zurücklegen. "Ich bin keine Marathonläuferin. Es wird also auf ein schnelleres Gehen hinauslaufen", sagt Flittner.

Ihre Route hat sie im Internet ausgearbeitet, jedoch weichen die dort beschriebenen Wege meist von der Realität ab und Fußwege führen schon mal über Bundesstraßen und Autobahnen. Deshalb werde sie noch viel spontan entscheiden müssen, während der Reise. Prinzipiell würde sie ein ähnliches Projekt in Zukunft nicht ablehnen, aber sie versuche "erst einmal in Passau anzukommen", bevor sie sich über weitere Wanderungen Gedanken macht. Ihre Familie, sagt sie, blicke zwar recht amüsiert auf das Vorhaben; "die halten mich alle für verrückt", lacht Flittner. Selbstverständlich werde sie aber auch unterstützt: Ihr Ehemann zum Beispiel bleibt während des Pilgerweges an ihrer Seite - auch wenn er selbst nicht mitgeht. Er wird jeden Abend mit dem Wohnmobil an die Stelle fahren, wo sie aufhört zu laufen, und dort übernachten die beiden dann.

Angst, dass sie am Dienstagabend zu erschöpft für das Konzert sein wird, hat Eva Flittner nicht. Sie stand auch schon mit fast 40 Grad Fieber auf einem von Paddy Kellys Konzerten. "Da steigt die Euphorie so, da merkt man keinen Muskelkater", sagt Flittner. Und auch wenn es mal regnen sollte, sie lässt sich nicht aufhalten: "Ich habe einen Regenponcho, bis zu den Knöcheln. Ich laufe."

© SZ vom 10.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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