Keine Wärmestube für Erding:Die Caritas soll es richten

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Eine bahnbrechend neue Idee ist eine Wärmestube nicht. Erding wäre auch nicht die erste Kommune in der Region mit solch einem Angebot. In Wolfratshausen können die Menschen dort zusammen Suppe kochen. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Erdinger Stadträte können sich abermals nicht dazu durchringen, ein Wärmestüberl für Obdachlose zu unterstützen

Von Antonia Steiger, Erding

Mit einer Wärmestube für von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen in Erding wird es erst mal nichts. Das Erdinger Rathaus hat den Stadträten einen anderen Vorschlag unterbreitet, wie die Situation der Obdachlosen verbessert werden könnte. Und auch wenn viele das als unzureichend und an der ursprünglichen Intention vorbeigeplant empfinden, fand der Vorschlag im Verwaltungs- und Finanzausschuss am Ende die uneingeschränkte Zustimmung. Erding wird demnach wie auch die anderen Gemeinden im Landkreis die Caritas finanziell bei der Aufgabe unterstützen, sich um eine Verbesserung der Situation von Obdachlosen zu bemühen. Eine Wärmestube, wie sie die Zweite Bürgermeisterin Petra Bauernfeind (FW) vor einem Jahr ins Spiel gebracht hat, wird irgendwann noch einmal diskutiert.

Der Vorschlag, in dem alten Postgebäude am Bahnhof eine Wärmestube einzurichten, hatte Bauernfeind, die auch Vorsitzende der Nachbarschaftshilfe Erding ist, mit dem Vorschlag verknüpft, dafür eine Mitarbeiterin der Flüchtlingshilfe Erding einzustellen, die eine neue Arbeit gesucht hatte. Diese hatte bis zur Schließung des Warteraums am Fliegerhorst Flüchtlinge betreut. Dazu präsentierte Bauernfeind auch gleich einen finanziellen Bedarf von mehreren zehntausend Euro, der unter anderem dazu da war, das Gehalt der Mitarbeiterin abzudecken. Das alles brachte ihr viel Widerspruch ein. Letztendlich wurde dem Vorschlag während der Haushaltsberatungen des vergangenen Jahres so weit zugestimmt, dass 40 000 Euro für die Obdachlosenhilfe zur Verfügung gestellt werden sollten. Über die Trägerschaft sollte noch einmal beraten werden. Im April folgte der Beschluss, dass Erding einen Armutsbericht bekommen solle und dass die Verwaltung den Bedarf an zusätzlichen Maßnahmen einschätzen solle. Der Armutsbericht liegt noch nicht vor, er sei aber in Arbeit, sagte OB Max Gotz (CSU) auf Nachfrage von Josef Hochholzer (Freie Wähler). Die Bedarfseinschätzung könne das Liegenschaftsamt derzeit wegen Überlastung aber nicht leisten.

Hochholzer und andere Redner bemängelten, dass eine finanzielle Förderung der Caritas wenig mit dem ursprünglichen Antrag zu tun habe. Die Wärmestube sollte ein niederschwelliges Angebot sein für Menschen, die kein Zuhause haben oder die von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Sie sollten ein warmes Getränk bekommen, sich unterhalten können, aber auch eine erste Beratung hätte es dort geben sollen und eine heiße Dusche. Dieses Konzept rief auch dieses Mal wieder diejenigen auf den Plan, die fürchteten, man würde dadurch Obdachlose nur nach Erding locken. Man würde einen Bedarf schaffen, den es nicht gebe. Gotz sagte mehrmals, er habe mit Fachleuten geredet, und die hätten ihm bestätigt, dass es keinen Bedarf für eine Wärmestube gebe. Und er erinnerte ebenso oft oder noch öfter an die Vorgehensweise Bauernfeinds, die nicht nur eine konkrete Personalie, sondern auch noch deren finanzielle Ausstattung mit der Forderung nach einer Wärmestube verknüpft hatte. Er warb für den Vorschlag der Verwaltung, weil sich alle Gemeinden an der Obdachlosenhilfe beteiligen würden. Bislang sei das zu lange eine Aufgabe der Stadt Erding gewesen, die auch Wohnungslose aus anderen Gemeinden aufgenommen habe.

Bei der Caritas stellt sich die Situation laut der Rathausverwaltung so dar: Seit acht Jahren bemüht man sich demnach dort um eine Verbesserung der Situation von Obdachlosen und Menschen, die von Obdachlosigkeit bedroht sind. Finanziert wird dies aus Eigenmitteln und seit Dezember 2020 durch einer Sonderförderung des Sozialministeriums, die Ende des Jahres ausläuft. Sollte das Angebot aufrechterhalten werden, müssten es die Gemeinden finanzieren. Aus Sicht des Rathauses ist die Zusammenarbeit mit der Caritas notwendig, weil das Liegenschaftsamt ausgelastet sei mit der Unterbringung in den Unterkünften und der Kontrolle, ob dort alle Regeln eingehalten werden. Für eine Beratung bleibt keine Zeit, hieß es am Dienstag. Auf die Stadt kommen Kosten in Höhe von gut 20 000 Euro zu.

© SZ vom 25.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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