Katholische Kirche:Post für Gott

Lesezeit: 2 min

Klaus Pfaffenberger, Pfarrgemeinderatsvorsitzender St. Johannes wünscht sich junge Nachrücker. (Foto: Peter Bauersachs)

Bei den anstehenden Pfarrgemeinderatswahlen kann in vielen Pfarreien im Landkreis zum ersten Mal per Briefwahl abgestimmt werden. Aber nicht alle machen bei der Neuerung mit

Von Katharina Kohring, Erding

Für die Wahlen des Pfarrgemeinderats am Sonntag, 25. Februar, haben sich die Pfarreien der Erzdiözese München-Freising ein neues Wahlsystem überlegt. Statt wie üblich seinen Stimmzettel in eine Urne zu werfen, kann man ab diesem Jahr per Briefwahl die Stimme für seinen Kandidaten abgeben. "In der Kirche ist es nicht anders als in der Politik", erklärt der Moosinninger Pfarrer und Landkreisdekan, Michael Bayer. "Die Menschen gehen nicht mehr zum Wählen. Wir wollen mit der allgemeinen Briefwahl eine breitere Öffentlichkeit erreichen und dafür sorgen, dass sich mehr Leute an Wahlen beteiligen."

Am 25. Februar ist es wieder soweit: Jeder Katholik ab vierzehn Jahren darf Mitglieder des Pfarrgemeinderats wählen. Kandidieren darf jeder, der der katholischen Kirche angehört, gefirmt und sechzehn Jahre alt ist. Im Landkreis macht das rund 69 000 Wahlberechtigte von insgesamt knapp 80 000 Katholiken aus.

Nachdem man mit der allgemeinen Urnenwahl feststellen musste, dass immer weniger Menschen ihre Stimme abgeben, versuchte es die Gemeinde Eicherloh als erste Gemeinde des Bistums mit einer allgemeinen Briefwahl. Laut Bayer erzielte man damit gute Ergebnisse. Es gingen mehr Wahlscheine ein als in den Jahren zuvor.

Aus diesem Grund hätten sich 80 Prozent der Pfarreien des Bistums für die allgemeine Briefwahl entschieden, die anderen 20 Prozent entschieden sich in der Regel aus logistischen Gründen dagegen, sagt Silvia Wallner-Moosreiner, Geschäftsführerin der Region Nord der Erzdiözese. So entschied sich beispielsweise das Pfarramt St. Johannes in Erding dagegen. Dass das Amt bei der allgemeinen Urnenwahl geblieben ist, liege daran, dass sein Bezirk zu groß ist. Es wäre zu teuer und ein zu großer zeitlicher Aufwand, jedem Haushalt einen Wahlzettel postalisch zukommen zu lassen. Wer allerdings nicht so mobil ist und sich trotzdem bei der Wahl beteiligen möchte, kann trotzdem die Briefwahl für sich beantragen.

Im Pfarramt St. Johannes gibt es dieses Jahr sechzehn Kandidaten, zwölf davon sind gewählt, die anderen vier berufen. Von den genannten sechzehn Kandidaten sind laut Pfarrgemeinderatsvorsitzendem Klaus Pfaffenberger nur sechs neue dabei, die anderen zehn sind schon mehrere Jahre im Pfarrgemeinderat tätig.

Dass immer weniger Menschen an dem Geschehen in und um die Kirche herum interessiert sind, ist nicht nur in Moosinning festzustellen. Einen ähnlichen Prozess verzeichnet auch Pfaffenberger. "Wenn ich vom Ambo herunterschaue, dann sehe ich, dass die Reihen lichter geworden sind. Die Säkularisierung ist fortschreitend", sagt er.

Pfaffenberger, 75 Jahre alt, legt nun sein Amt nach zwei Amtsperioden nieder und tritt nicht mehr zur Kandidatur an. Er wünscht sich, dass junge Menschen nachrücken, denn wie Bayer ist er der Meinung, dass die Jugend einen entscheidenden Teil zum Wohl der Gemeinde beitragen kann und sollte: "Die Zusammensetzung des Pfarrgemeinderats soll die Gesellschaft widerspiegeln". Dass vor allem ältere Menschen kandidieren würden, läge daran, dass das Amt sehr zeitintensiv sei, und Berufstätige brächten meist nicht genügend Zeit mit. "Wenn man es ernst nimmt, braucht man Zeit", sagt Pfaffenberger. Sehr zugute kommt ihm dabei das Internet. So lässt sich Organisatorisches viel einfacher und schneller erledigen und er behält den Überblick.

Für Bayer sei es dieses Jahr nicht schwierig gewesen, Kandidaten zu finden, allerdings sei ihm aufgefallen, dass es einigen Menschen unangenehm sei, sich für mindestens vier Jahre an ein Amt zu binden. Das sei der Grund, weshalb viele Menschen zwar im Grunde interessiert an den Aufgaben wären, aber dennoch ein vierjähriges Amt ablehnen.

Was Michael Bayer besonders an seiner Arbeit als Erdinger Landkreisdekan schätzt, sei die Vielfältigkeit, die unterschiedlichen Aufgabenbereiche und der Kontakt mit den Menschen, im persönlichen Gespräch genauso wie im Gottesdienst. Mit dem Motto "Du bist Christ. Mach was draus!" wirbt die Erzdiözese München-Freising nun wieder für die Gemeinderatswahlen.

© SZ vom 05.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: