Jugendliche Flüchtlinge:Fokus auf jeden Einzelnen

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Minderjährige unbegleitete Flüchtlinge brauchen besondere Betreuung und sollen die gleichen Rechte genießen wie andere Jugendliche

Von Florian Tempel

Immer wieder sind es Zahlen, die beim Thema Flüchtlinge eine zentrale Rolle spielen. In Nachrichten, die kaum mehr erwähnen, als dass so und so viele Menschen an einem einzigen Tag in Bayern angekommen sind. In Statistiken darüber, wie viele Asylsuchende aus welchen Ländern rechtlich als Flüchtlinge anerkannt werden. In Mitteilungen, wie viele Flüchtlinge welcher Landkreis bis zum Jahresende noch aufnehmen muss. Hinter diesen Zahlen, Statistiken und Prognosen verblasst immer wieder eines: das individuelle Leben und Schicksal des Einzelnen.

In Taufkirchen werden in wenigen Tagen Flüchtlinge in ein ehemaliges Gasthaus einziehen. Sie sind - schon nach behördlicher Definition - unmöglich Teil einer Masse, die sich in Zahlen fassen lässt. Denn sie alle sind "unbegleitete minderjährige Flüchtlinge". Sie sind von ihren Eltern und Geschwistern getrennt zu uns in ein fremdes Land gekommen - noch mehr allein und einzeln kann man als Mensch kaum sein.

Weil sich niemand vorstellen möchte, dass seine eigenen Kinder als Flüchtlinge in einem fremden Land leben müssen, ist eines so richtig und wichtig: Minderjährige unbegleitete Flüchtlinge brauchen besondere Betreuung und sollen die gleichen Rechte genießen wie andere Jugendliche. Das Landratsamt hat die grundlegenden Bedingungen dafür geschaffen. Das ehemalige Gasthaus in Taufkirchen bietet Wohnverhältnisse, die für eine Gruppe jugendlicher Flüchtlinge gut geeignet scheinen. Das Haus ist gepflegt, bietet mit seinen ehemaligen Pensionszimmern und der Wirtswohnung sowohl Privatsphäre als auch in der großen Küche und den Gasträumen die Möglichkeit für gemeinsames Leben. Alle Jugendlichen haben Plätze in Deutschkursen bekommen, werden anschließend zur Schule gehen und auf Berufsausbildungen vorbereitet. Auch das ist anerkennenswert gut geregelt.

Zu hoffen bleibt, dass jeder einzelne von ihnen in seinem neuen Wohnort menschliche Aufnahme findet und Kontakte knüpfen kann. Die Taufkirchener, die nach dem Zweiten Weltkrieg sehr viele Vertriebene in ihrem Ort integriert haben, später zahlreiche sogenannte Gastarbeiter und in den vergangenen Jahren enorm viele Neubürger, sollten das hinkriegen.

© SZ vom 03.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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