Jubiläum für Werkstatt Café:"Es geht immer etwas kaputt"

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Reparieren und ratschen: Das Werkstatt Café der Caritas feiert einjähriges Bestehen

Von Barbara forster, Erding

Im vergangenen Jahr hat Richard Wimmer so einige Radios, Pürierstäbe und Tonbänder wieder "zum Leben erweckt", wie er sagt. Aber er ist kein Zauberer, sondern Teil des Bastler-Teams des Caritas Werkstatt Cafés. Dort repariert der gelernte Elektroingenieur kostenlos jeden zweiten Samstag im Monat defekte Gegenstände.

Am Samstag feiert die "Werkstatt" von 14 Uhr bis 17 Uhr in der Mädchenrealschule Heilig Blut ihr einjähriges Bestehen. Die Ehrenamtlichen laden zum selber Schrauben, Beobachten, Ratschen und Kaffee trinken ein. Die Reparaturen sowie Kaffee und Kuchen sind kostenlos - kleine Spenden sind aber erwünscht.

Wimmer war schon immer ein Bastler, liebte es schon immer, alten Gegenständen wieder Leben einzuhauchen und freut sich, jeden Monat unter Gleichgesinnten zu sein: "Wir sind eine Gemeinschaft", sagt Wimmer. Seine Bastlerkollegen Michael Käsbauer und Lothar Rimane gehören zusammen mit der Sozialpädagogin Christine Pösl-Rickert zu den Gründern des Werkstatt Cafés. Das Konzept stamme ursprünglich aus Holland, wie Lothar Rimane erklärt. Hintergrund sei der, dass man die Umwelt etwas schone und den Müllberg kleiner werden lässt: "Ein bisschen was kann man immer reparieren", sagt Rimane. Pro Monat kommen circa 25 bis 30 Personen, um ihre Sachen ausbessern zu lassen. Da haben die zehn Bastler allerhand zu tun: "Alles Mögliche schleppen die Leute da an", sagt Wimmer; vom Föhn über Kaffeemaschinen bis zur Käsereibe. Nicht immer sei gleich eine Reparatur nötig: Bei einer Kettensäge, die ein Herr vorbeibrachte, musste zum Beispiel nur ein Schalter umgelegt werden. Ein anderes Mal habe eine ältere Dame die Kamera ihres verstorbenen Sohnes zur Reparatur gebracht. Sie wollte den darin enthaltenen Film entwickeln lassen. Da hat Rimane einfach geholfen, den Film aus der Kamera zu lösen.

Die Erfolgsrate betrage circa 50 bis 60 Prozent, aber Rimane merkt an: "Wir wollen keine Konkurrenz zu Fachgeschäften sein". Nur alte Dinge ohne Garantie sollen repariert werden. Die Werkzeuge bringen die Helfer selber mit, die restliche Ausstattung wird durch die eingenommenen Spenden finanziert. Rimane sagt, großem Dank seien die Helfer auch der Mädchenrealschule verpflichtet, die ihre Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung stellt. Das Werkstatt Café wird weiterhin Zulauf finden, da ist sich Rimane sicher: "Es geht immer etwas kaputt, was repariert werden muss".

© SZ vom 10.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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