Jubiläum des VdK:Ein kritischer Begleiter der Politik

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Brisante Fragen zum sozialen Recht hat Rudolf Ways. (Foto: Peter Bauersachs)

Der VdK-Kreisverband feiert 70-jähriges Bestehen. Weil die Altersarmut steigt, sei der Verband unverzichtbar, sagt Vorsitzender Rudolf Ways

Von Debora Schießl

Der Kreisverband Erding des Sozialverbandes VdK feiert 70-jähriges Bestehen. Aktuell zählt der Kreisverband etwa 5500 Mitglieder in 14 Ortsverbänden. Aus dem Landesverband Bayern, der bereits 1946 gegründet wurde, formte sich nur ein Jahr später der Kreisverband Erding. Die 70-Jahr-Feier findet am Samstag, 22. Juli, 10 Uhr, im Fischers Seniorenzentrum statt. Als Ehrengäste sind unter anderem zwei Gründungsmitglieder geladen. Der Kreisvorsitzende Rudolf Ways äußert sich stolz in Hinblick auf die Errungenschaften der vergangenen 70 Jahren. Trotzdem sieht er zunehmend Handlungsbedarf.

"Gerade zur Bundestagswahl werden Fragen zum sozialen Recht wieder brisant", sagte Ways und betonte, dass der VdK mehr denn je benötigt werde. "Die Altersarmut steigt rasant. Der Politik ist das schon seit einem Jahrzehnt klar, aber getan wird fast nichts. Das versuchen wir zu ändern", so Ways. Im Landkreis heißt das konkret: "Der VdK stellt die Bundestagskandidaten zur Rede", so Ways. Am 9. September lädt der Kreisverband zu einer Podiumsdiskussion im Gasthaus Menzinger in Lengdorf um 19 Uhr. Hier möchte man mit den Bundestagskandidaten über aktuelle Probleme der Sozialpolitik diskutieren. "Wir präsentieren unseren Forderungskatalog. Mal sehen, wie sie darauf reagieren", sagte Ways. Laut dem Kreisvorsitzenden war und ist der VdK kritischer Begleiter der Politik.

Ursprünglich als Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner gegründet, gibt sich der VdK seit 1990 den Zusatz Sozialverband und setzt sich für soziale Gerechtigkeit auf allen Ebenen ein. Zur 70-Jahr-Feier sind zwei Gründungsmitglieder geladen. Georg Gruber trat 1947 dem Ortsverband Freising bei, und Philipp Seilersdorfer fand als Schwerkriegsgeschädigter Hilfe im Ortsverband Sankt Wolfgang. Beide engagierten sich nach ihrem Kriegsdienst im VdK. "Die Folgen des Krieges sind aber heute in den Hintergrund gerückt. Jetzt ist der VdK der größte Sozialverband Deutschlands ", erklärte Ways.

Die Hauptaufgaben sind laut Kreisgeschäftsführer Thomas Bajcar die Beratung in sozialrechtlichen Fragen. "Oft geht es um die Rente. Sie fristgerecht und sachgemäß zu beantragen, ist für Privatleute sehr kompliziert", so Bajcar. Die Mitglieder werden direkt gegenüber der Behörde vertreten. "Wir klagen auch mal und gehen vor Gericht. Da geht es um Arbeitslosengeld, Krankenversicherungen oder um die Beantragung von Hilfsmitteln wie zum Beispiel einem Rollstuhl", sagt Bajcar. Ein Hauptanliegen ist für den Kreisgeschäftsführer schnelle und unbürokratische Hilfe. "Bei uns in Erding läuft es unkompliziert und unbürokratisch. Jeder kann vorbei kommen. Bei uns suchen Menschen aus allen Gesellschaftsschichten Hilfe, vom Banker bis zum Obdachlosen. Wir berücksichtigen jeden Einzelfall", so Bajcar.

Im Landkreis verzeichnete der VdK laut Ways schon früh erste Erfolge. Ein Jahr nach der Gründung des Kreisverbandes Erding wurden zwölf Ortsverbände gegründet. "Das war dank der Werbung des vermutlich ersten Mitgliedes vom VdK Erding, Emmeran Kloh", so Ways. In den 1950er-Jahren habe der Kreisverband Erding für seine Mitglieder Wohnraum geschaffen. "Das waren 34 Sozialwohnungen in Altenerding am Fuchsberg. Sie sind jetzt aber in Privatbesitz", sagte Ways. Anton Käser, seinerzeit Kreisvorsitzender, sei mit Johann Blüml maßgeblich am Bau dieser Siedlung beteiligt gewesen. Aktuell organisiert der VdK Erding jährlich Ausflüge mit Senioren und mit der Lebenshilfe Erding. Außerdem haben sich aus den ehemaligen Stammtischen Informationsabende entwickelt, die Themen wie soziale Spaltung, Pflege oder Sport im Alter beinhalten. Die Hilfsaktionen "Helft Wunden heilen" sammelt jährlich Spenden zur Unterstützung des VdK und sozialer Engagements vor Ort.

Meilensteine auf Bundesebene waren laut Thomas Bajcar das Bundesversorgungsgesetz (1950) und die Kriegsopferrente (1970) sowie die Einführung des Schwerbehindertengesetzes im Jahr 1974. "Die resultierende Gewinnung von Lebensqualität der Geschädigten ist nicht messbar", so Bajcar. Aber auch die gesetzliche Pflegeversicherung (1995) und die Anhebung der Mütterrente im Jahr 2014 waren laut Ways längst überfällig. Die aktuellste Errungenschaft sei die Reform der Pflegeversicherung. "Alle Erfolge mussten hart und in kleinen Schritten erkämpft werden. Das wird auch in Zukunft nicht anders", sagt Ways.

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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