Jahreshauptversammlung:Jäger setzen auf Zusammenarbeit

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Thomas Schreder bleibt Vorsitzender des Kreisverbands. Die Afrikanische Schweinepest und Wilderei werden zum Problem

Von Philipp Schmitt, Lengdorf

Thomas Schreder bleibt für die nächsten drei Jahre an der Spitze des Kreisjagdverbands (KJV). Mit zwei Enthaltungen und 102 Ja-Stimmen wurde der Wildbiologe und CSU-Listenkandidat für die Landtagswahl bei der Jahreshauptversammlung erneut zum Vorsitzenden gewählt. Sein Fazit der bisherigen Amtszeit: "Der KJV ist gut aufgestellt, die Jäger leisten gute Arbeit, wir haben viel erreicht, stehen aber auch vor großen Herausforderungen." Neuer zweiter Vorsitzender und Nachfolger von Urgestein Klaus Hildebrandt, der nicht mehr kandidierte, wurde der bisherige Schatzmeister Florian Mesz.

Das größte Problem der Jäger ist derzeit die von Wildschweinen übertragbare Afrikanische Schweinepest (ASP), wie Jakob Schwimmer sagte. Schwimmer teilte mit, dass sich ein neuer Arbeitskreis mit Jägern, Landwirten und Vertretern zuständiger Behörden am 20. Februar "im hoffentlich ideologiefreien Miteinander" um eine für alle Interessen gute Strategie gegen die Ausbreitung der Tierseuche kümmern soll. Schreder und der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, Jakob Maier, kündigten dazu in Lengdorf Gespräche an, um die Existenz von landwirtschaftlichen Betrieben vor allem in der Schweinezucht zu schützen, die um ihre Tierbestände fürchten und deshalb eine intensivere Jagd auf Wildschweine fordern. "Wir werden uns im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten dafür einsetzen, einen Ausbruch der ASP zu verhindern und Wildschäden zu vermeiden", sagte Schreder. Er fügte aber an, das Schwarzwild eine heimische Wildart sei. Trotz der derzeitigen Brisanz und der Ängste wegen der Afrikanischen Schweinepest dürfe deshalb der Respekt nicht auf der Strecke bleiben: "Sie sind keine Schädlinge", sagte Schreder. Beim brisanten Thema Schwarzwild könne der Erdinger Stadt- und Kreisrat aber den Wunsch vieler Landwirte, noch mehr Schwarzwild zur Strecke zu bringen, verstehen. 2015/2016 wurden insgesamt 179 Wildschweine erschossen. Im Vergleich mit anderen bayerischen Landkreisen wie Ebersberg (855 Abschüsse im gleichen Zeitraum), Landshut (744) oder Main-Spessart (5663) sei die Zahl der Wildschweine und die Zahl des erlegten Schwarzwildes im Landkreis aber gering. Der BJV-Bezirksvorsitzende Schreder forderte von der neuen Arbeitsgruppe "Deeskalation", eine auf Fakten basierende und praktisch realisierbare Strategie und "keinen Papiertiger". Zudem seien die Erdinger Jäger keine Berufsjäger und zeitlich limitiert, wie Schreder betonte.

Die Lengdorfer Bürgermeisterin Gerlinde Sigl bezeichnete die Jagd als "wichtiges Kulturgut". Die CSU-Listenkandidatin für den Bezirkstag forderte die Jäger weiter zu einer guten Zusammenarbeit mit Landwirten und Behörden auf: "Wir müssen zusammenhalten, um gute Lösungen zu finden". BBV-Kreisobmann Maier und Rainer Mehringer, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung und Landtagsdirekt-Kandidat der Freien Wähler, würdigten die gute Zusammenarbeit mit Landwirten und Waldbauern.

Thomas Schreder kündigte an, dass der KJV weiter "eine gute Kommunikation" und Medienpräsenz fördern werde, um die Akzeptanz der Jagd zu verbessern. Zur Öffentlichkeitsarbeit und Schärfung des Bewusstseins für die Umwelt und Natur zählten auch Vorträge an Kindergärten und Schulen mit dem "Umweltmobil", die modifizierte Homepage, "Jagafest", Informationstafeln im Stadtpark oder die Präsenz am Christkindlmarkt und bei der Grünen Woche in Berlin.

Schreder forderte zudem eine enge Kooperation der Landwirte mit Jägern, um Kitze bei Mäharbeiten besser schützen zu können: "Wir Jäger sind die Anwälte der Wildtiere, die Maschinen werden immer größer und schneller, wir müssen die Kitze schützen, die Mitwirkung der Landwirte ist deshalb wichtig". Schreder will auch gegen Wilderei und wildernde Hunde stärker vorgehen, die Jäger sollten Präsenz im Wald zeigen und Wilderern und wildernden Hunden "einen Riegel vorschieben". Wilderei sei auch im Landkreis "keine Seltenheit" mehr. Die beim Landeskriminalamt gemeldeten Fälle seien im Vorjahresvergleich um 37 Prozent nach oben geschnellt. Auch bei der Planung von Straßen müssten zur Vermeidung von Unfällen mit Wildtieren Maßnahmen ergriffen werden, forderte Schreder.

Als "Stütze des Vereins" würdigte Schreder abschließend Klaus Hildebrandt, der nach 42 Jahren Einsatz in diversen Funktionen für den Kreisjagdverband nicht mehr als zweiter Vorsitzender kandidierte.

Um den finanziellen Handlungsspielraum für die Zukunft zu sichern, haben die Mitglieder darüber hinaus mehrheitlich der von Schreder und Mesz vorgeschlagenen Erhöhung des Mitgliedsbeitrag von 2019 an von bisher 62 auf 75 Euro im Jahr zugestimmt. Der Kreisjagdverband Erding ( www.jagd-erding.de) zählt derzeit 544 Mitglieder.

© SZ vom 19.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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