Jahresbilanz 2015:Gutes Image, gute Geschäfte

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Die Erdinger Commerzbank wächst - auf Kosten der anderen Institute

Von Mathias WebER, Erding

Christian Kohout hat gute Laune, und das liegt nicht nur an der Sonne, die sich am Donnerstagmittag durch die Wolken kämpfte. Kohout leitet die Erdinger Filiale der Commerzbank - die einzige im Landkreis - und hat zum Pressegespräch geladen. Die Zahlen, die er für das vergangenen Jahr zu verkünden hatte, waren gut, und dementsprechend gut war auch seine Laune.

Schon 2014 sei für die Commerzbank ein sehr gutes Jahr gewesen, so Kohout. Trotz der Niedrigzinsphase sei der Wachstumstrend der Erdinger Filiale weiterhin "intakt". Auch wenn die Commerzbank selbstverständlich nicht mit den anderen Banken der Region mithalten kann: Die Sparkasse Erding-Dorfen zum Beispiel hat mehr als 400 Mitarbeiter, die Commerzbank mit ihrer Filiale in der Langen Zeile genau sieben. Aber sie wächst, die Kundenzahl ist zum Beispiel gestiegen: Fast 3640 Erdinger Privatkunden zählt die Bank nun, jeden Monat kommen 18 Kunden hinzu (216 Kunden zusätzlich im Jahr 2015). Wo diese Kunden herkommen, das weiß Filialleiter Kohout nicht genau, er schätzt aber, dass Kunden von anderen Geldinstituten in Erding abgezogen werden. Das hat viel mit dem Image der zweitgrößten deutschen Privatbank zu tun: Nach der Beinahe-Pleite im Zuge der Finanzkrise und der darauf folgenden Teilverstaatlichung der Commerzbank hat sich das Institut neu ausgerichtet und versucht, das Privat- und Firmenkundengeschäft zu stärken. Das funktioniert zum einen durch günstige Konditionen; Bereichsleiter Michael Emmig sagte, dass sich das kostenlose Girokonto, das die Commerzbank anbietet, viele Erdinger dazu gebracht habe, zur Commerzbank zu wechseln. Und auch das Image spielt eine Rolle: Die Erdinger Commerzbank - und da ist Filialleiter Kohout besonders stolz - hat mit seiner Kundenberatung zum dritten Mal hintereinander den "City Contest", eine Auszeichnung der Zeitschrift Focus Money gewonnen.

Bereichsleiter Emmig gibt zu, dass die Commerzbank immer weniger Geld mit Kontoführungsgebühren verdient, ein anderes Geschäft brummt dagegen: die Beratung von Privatkunden. Das verwaltete Kundenvermögen ist auf 44,8 Millionen Euro gewachsen. Die Erdinger haben offenbar Geld, und das wollen sie gewinnbringend anlegen. Denn auf dem Konto ist es nichts mehr wert: "Es gibt keine Alternative zu Wertpapieren", sagt Kohout. "Die Strategie, einfach sein Geld am Konto liegen zu lassen, das geht nicht auf. Sparen für die Altersvorsorge funktioniert nicht."

Viele flüchten sich dieser Tage in Betongold, auch und gerade in Erding. Zu sehen ist das an den Immobilienfinanzierungen: Sie sind gegenüber 2014 um 60 Prozent gestiegen. Und so könnte es auch ruhig weitergehen in Erding, sagt Bereichsleiter Emmig. Rein finanziell könne die Commerzbank auch in den kommenden Jahren fünfzig oder sechzig Prozent Steigerungen bei den Immobilienfinanzierungen stemmen. Aber: Die Objekte fehlen. Schon jetzt bleibe kaum eine Immobilie länger als 14 Tage im Portfolio der Bank, dann kauft es jemand. Und besser wird es nicht werden: In Erding, sagt Emmig, werde zu wenig gebaut, es fehle an Baugrund und Bestandsimmobilien. Aber auch nicht jeder, so versichert Filialleiter Kohout, bekommt von der Commerzbank einfach so einen Kredit.

Endlose Laufzeiten, bis weit in die Rente hinein, seien nicht sinnvoll - nicht für den Kunden und nicht für die Bank. Die durchschnittliche Laufzeit bei Immobilienkrediten liege zwischen 23 und 25 Jahren, schätzt Kohout. Einfache Konsumentenkredite hat die Bank in Erding im vergangenen Jahr in einem Volumen von 730 000 Euro verliehen. Und zwar für alles mögliche, wie Kohout sagt: vom Fernseher bis zum Gebrauchtwagen, von der Küche bis zum kranken Pferd.

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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