Jahresbericht vorgelegt:Kostenlose Hilfe bei Problemen in Familien

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Die Beratungsstelle in Neufahrn ist da, wenn die Trennung der Eltern entgleist oder Kinder dem Druck nicht standhalten

Es sind die großen Themen aus Politik und Gesellschaft, die auch eine kleine Einrichtung wie die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Neufahrn beschäftigen: Soziale Ungerechtigkeiten, Leistungsdruck, Zukunftsängste und bürokratische Hürden nennen die Sozialpädagogin Iris Calmbach und der Psychologe Michael Grebler als Ursachen für die Sorgen vieler Neufahrner Familien. Oft müssen die Experten dann erst mal die Eltern "bei ihrem mühsamen Kampf um Hilfen und Gerechtigkeit begleiten, um einen heilsamen Prozess auch für die Kinder in Gang zu bringen." Auch gerichtlich angeordnete Beratungen bei Umgangsstreitigkeiten nach Trennungen beanspruchen viel Zeit. Alles zusammen hat die Beratungsstelle im vergangenen Jahr in rund 160 Fällen geholfen. Das geht es aus dem Jahresbericht hervor.

In 110 Fällen ging es um "Jugendhilfeleistungen", also um Erziehungsberatung. Ein besonders häufiger Grund für die Anmeldung waren dabei Entwicklungsauffälligkeiten und seelische Probleme eines Kindes. An zweiter Stelle folgten "Belastungen des Kindes durch familiäre Konflikte", meist eine Trennung der Eltern. Im Bereich der "psychosozialen Beratung und Lebensberatung" ging es am häufigsten um Konflikte in der Partnerschaft, gefolgt von der Unterstützung in persönlichen Entscheidungsproblemen oder in unbefriedigenden Lebenssituationen. Welche Geschichten und Schicksale hinter solchen Formulierungen stehen, lässt sich nur erahnen: Diskretion und Datenschutz stehen an oberster Stelle, Einzelfälle werden im Jahresbericht nicht erläutert.

Angestiegen ist der Anteil der Kinder, deren ratsuchender Elternteil in einer neuen Partnerschaft lebt. Fast ein Drittel aller Fälle betraf Familien mit Migrationshintergrund. Die meisten Klienten der Beratungsstelle kamen naturgemäß aus Neufahrn. Hilfe suchten aber auch Familien aus Hallbergmoos, Freising, Eching, Au, Moosburg, Fahrenzhausen und Weng. Finanziert wird die Neufahrner Einrichtung vom Landkreis, der Gemeinde und dem Freistaat.

Die Beratungsstelle befindet sich im gleichen Gebäude wie das Kinder- und Jugendhaus "JUZ" an der Dietersheimer Straße (08165/4018, E-Mail: beratung.neufahrn@mnet-online.de.) Geöffnet ist montags bis freitags von neun bis zwölf Uhr sowie montags bis donnerstags von 13 bis 18 Uhr. Normalerweise ist eine vorherige Anmeldung nötig. Donnerstags von 17 bis 18 Uhr gibt es dagegen immer eine Sprechstunde ohne Voranmeldung. Auch sonst wird unbürokratisch geholfen, und: Das Angebot ist kostenlos.

Um den Kontakt zu erleichtern, bietet die Beratungsstelle zudem regelmäßige Elternsprechstunden in Kindertagesstätten an. Im vergangenen Jahr waren es 56 solcher Sprechstunden in Kindergärten. Dabei wurden auf Wunsch nicht nur Eltern, sondern auch die Mitarbeiter beraten. Die Mitarbeiterinnen im Hort bekamen ebenfalls Unterstützung. Gerne würde das Beratungsstellen-Team noch mehr im Bereich der Prävention tun oder auch wieder eine therapeutische Kindergruppe einrichten. Das sei aber wegen der begrenzten Kapazitäten und des zunehmenden Beratungsaufwandes derzeit nicht möglich, bedauern Iris Calmbach und Michael Grebler.

Noch mehr Arbeit wird künftig wohl durch Flüchtlinge auf die Beratungsstelle zukommen, glaubt Calmbach. Denn wenn die Menschen die Sprache besser beherrschen, würde sie mit ihren traumatischen Erfahrungen und Erlebnissen sicher auch in die Einrichtung. "Es könnte sein, dass da noch einiges auf uns zukommt", meinte Calmbach.

© SZ vom 16.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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