Internationaler Museumstag:"Unser Schöner Turm"

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Sonderausstellung im Erdinger Museum widmet sich dem letzten, erhaltenen gebliebenen Tor der Stadt, dem "Wahrzeichen der altbayerischen Herzogstadt schlechthin". Zu sehen sind zahlreiche Exponate aus dem Archiv. Am Sonntag gibt es zudem Führungen beim Tag der offenen Tür

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Der Internationale Museumstag am Sonntag, 13. Mai, steht dieses Jahr im Erdinger Museum ganz im Zeichen der Sonderausstellung "Unser Schöner Turm. Stadttor - Wahrzeichen - Marke". Die Freitag Abend eröffnete und bis 31. Dezember zu sehende Ausstellung zeigt zahlreiche Exponate aus den eigenen Archivbeständen. Zudem sind Leihgaben von Erdinger Bürgern zu sehen. Dem "Wahrzeichen der altbayerischen Herzogstadt schlechthin" sind neben der Ausstellung am Sonntag auch einige Führungen am Tag der offen Tür von zehn bis 17 Uhr gewidmet.

Die Sonderausstellung umfasst viele Exponate aus dem Museumsarchiv, aber auch Leihgaben von Erdinger Bürgern. (Foto: Stephan Görlich)

Das Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler beschreibt ihn nach einer Mitteilung des Museums als einen der "schönsten Tortürme Südbayerns". Der viergeschossige gotische Backsteinbau mit zwei Ecktürmchen und Spitzbogen der Landshuter Bauschule und als Zwiebelhaube eine barocke, holzschindelgedeckte Kuppel mit Laterne über vier Kielbogengiebeln, sei der letzterhaltene von vier Stadttoren und bilde gemeinsam mit Stadtturm, Frauenkircherl und Heiliggeist-Kirche bis heute die Turmsilhouette der mittelalterlichen Altstadt Erdings. Als Teil der wehrhaften Stadtbefestigung sei er erstmals 1403 urkundlich erwähnt worden und führe seitdem verschiedene Namen: "Oster Tor" und "Landshuter Tor"; 1650 ist in den Archivalien vom Tor "mit dem schönen hochen Thurn" die Rede. Bereits 1684 wird vom Tor "mit dem schönen hohen Thurn" geschrieben.

Albrecht Gribl wird sich bei einer seiner einstündigen Führung mit der ",Feldseite' des Schönen Turms: Kunst und Kostbarkeiten in der Landshuter und Dorfener Straße" beschäftigen, die den Turm in seinem Umfeld einordnet. Im Museum selber übernehmen Leiter Harald Krause sowie Elisabeth Boxberger, die stellvertretende Museumsleiterin, die Führungen durch die Sonderausstellung (11, 13 und 15 Uhr).

Die Sonderausstellung, die im Rahmen des gemeinsamen Ausstellungsthemas der "Landpartie - Museen rund um München" stattfindet, legt - neben einer architektonischen Zeitreise zur Baugeschichte anhand von historischen Ansichten - den Schwerpunkt auf die künstlerische Darstellung und fotografische Dokumentation des Erdinger Wahrzeichens. Dabei richtet sich der Blick auf das "In" und "Vor" der einst mit Gräben und Stadtmauer umfriedeten "Wittelsbacher Wasserburg Erding" im Tal der Sempt, wie es in der Ankündigung heißt. Zu sehen sind unter anderem erste Fotoaufnahmen des Schönen Turms, die bereits aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorliegen. Bis heute sei das Bauwerk die meistfotografierte Sehenswürdigkeit Erdings und sei auch in der Vergangenheit gerne gezeigt worden, ob als Filmkulisse ("Quax der Bruchpilot", in der Hauptrolle mit Heinz Rühmann) oder bei den überregional bekannten "Schwedenspielen", aber auch als Propagandakulisse im nationalsozialistischen Deutschland.

Das wohl kleinste Exponat der Ausstellung: Ein bemaltes Osterei vom Ostermarkt in Erding um 1990 (Leihgabe: Ursula Krause). (Foto: Stephan Görlich)

In der Ausstellung werden zudem nie realisierte Umbaupläne des Torturms gezeigt, unter anderem im Zuge der "autofreundlichen Stadt" der 1960er Jahre. Ebenso wird auf den Schönen Turm als Marke eingegangen, denn er ziere nicht nur unzählige Postkarten, Teetassen und andere Souvenirs, sondern wurde und werde auch noch heute von ortsansässigen Firmen und Brauereien bewusst als Marke mit hohem Wiedererkennungswert genutzt. Mehr als 40 Gemälde, Grafiken und Zeichnungen spiegeln die intensive Auseinandersetzung von einheimischen und auswärtigen Künstlern mit dem Turm als Motiv wider. Dies zeuge von der identitätsstiftenden Verbindung der Erdinger mit "ihrem" Schönen Turm, so das Museum Erding.

Wer die Kohlezeichnung (Signatur: H N) um 1920 gemacht hat, ist unbekannt. (Foto: Stephan Görlich)

Am Sonntag, 13. Mai, ist Tag der offenen Tür von 10 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt. Das Museums-Café hat ganztags geöffnet und bietet selbstgebackene Kuchen sowie Heiß- und Kaltgetränke an. Für die Kinder steht eine Mal-Ecke zur Verfügung. Zudem gibt es kostenlose Führungen: 10 Uhr "Von Drachen, Reihern, dreiköpfigen Gänsen und Druiden. Rätsel am und um den Schönen Turm", 11 Uhr Rundgang durch die Sonderausstellung, 12 Uhr "Die ,Feldseite' des Schönen Turms: Kunst und Kostbarkeiten in der Landshuter und Dorfener Straße", 13 Uhr "Kelten, Römer, Bajuwaren. Rundgang durch die Abteilung Archäologie" und 15 Uhr Rundgang durch die Sonderausstellung. Auch im Museum Franz Xaver Stahl ist von 14 bis 17 Uhr Tag der offen Tür bei freiem Eintritt. Es gibt kurze Führungen durch erstmals für die Öffentlichkeit zu besichtigende völlig unveränderte Luftschutzanlage aus dem 2. Weltkrieg. Außerdem sind die originalen Wohnräume Franz Xaver Stahls zu besichtigen.

© SZ vom 12.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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