Immobilenmesse:Überschaubares Angebot

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Wohnungen in Erding sind auch deswegen so teuer, weil es viel zu wenig Neubauten wie hier im Bild an der Herzogstandstraße gibt. (Foto: Renate Schmidt)

Zum fünften Mal können sich Interessierte in der Erdinger Stadthalle über den Wohnungsmarkt informieren. In diesem Jahr werden sogar Neubauprojekte vorgestellt.

Von Julian Zieglmaier, Erding

Der Wohnraummangel und die angespannte Lage auf dem Immobilienmarkt in Erding haben sich kaum verbessert. Trotzdem stehen bei der Immobilienmesse in der Stadthalle, die an diesem Wochenende zum fünften Mal stattfindet, die Makler wieder mehr im Vordergrund. Im vergangenen Jahr lag der Fokus auf Sanierungen, Renovierungen und Modernisierungen - denn Immobilien zum Verkauf gab es so gut wie keine. In diesem Jahr nehmen immerhin sechs statt, wie 2017, nur vier Immobilienfirmen teil. Neubauprojekte mit Eigentums- und Mietwohnungen stellen etwa die Firmen Kanzelsberger und Brandhuber vor.

Wohnraum habe "soziale Bedeutung", schreibt OB Max Gotz, und sei nicht nur eine "lukrative Anlagemöglichkeit"

Die Immobilienpreise sind in Erding mit schwindelerregendem Tempo geradezu explodiert. Binnen fünf Jahren haben sich die Preise für Wohnungen und Häuser verdoppelt. In keiner anderen Kreisstadt im Münchner Umland sind auch die Mieten seit 2013 stärker angestiegen. Er wünsche sich, dass die Immobilienbranche "die soziale Bedeutung von Wohnraum wieder stärker in den Blick nimmt", schreibt deshalb der Erdinger Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) in seinem Grußwort zur Immobilienmesse. Wohnungen bedeuteten mehr "als eine lukrative Anlagemöglichkeit".

Die aktuelle Marktstudie des Immobilienverbands IVD sieht in Erding weiterhin einen "starken Nachfrageüberhang". Gemessen an der Zahl an Menschen, die eine Wohnung suchen, werden viel zu wenige Objekte zur Miete und zum Kauf angeboten. Maximilian Hofer, Immobilienmakler des an der Messe teilnehmenden Immobilienbüros Karl Kainz, teilt diese Einschätzung. Die Marktlage sei weiter sehr angespannt und habe sich in den vergangenen Monaten kaum verbessert. Auch Josef Seibold von Maklerbüro VID Immobilien analysiert die Lage ähnlich. Vor allem Bestandsimmobilien verteuerten sich immer weiter, weil überhaupt so wenig verkauft werde.

Beide Makler sind sich einig, dass sich die Teilnahme an der Immobilienmesse dennoch lohnt. "Es ist einfach eine gute Möglichkeit, mit Kunden in Kontakt zu bleiben, egal ob zukünftige Käufer oder Verkäufer", sagt Hofer. Auch andere Immobilienmakler sagen, dass auf der Messe nicht das Tagesgeschäft im Vordergrund stehe, sondern die Vernetzung mit Kunden und Grundstückseigentümern.

Das Bau- und Immobilienunternehmen Maier aus Dorfen wird trotzdem nicht auf der Messe vertreten sein. Eine Teilnahme an der Erdinger Immobilienmesse sei für sein Unternehmen nicht interessant, sagt Geschäftsführer Markus Maier: "Es gibt für uns bessere Plattformen, um unsere Wohnimmobilien Kunden anzubieten. Und wenn jemand ein Grundstück verkaufen möchte, dann wartet der nicht bis zu einer Messe, um Interessenten anzufragen". Auch die Immobilienunternehmer Robert Decker und Georg Scharl verzichten darauf, sich in der Stadthalle Erding zu präsentieren.

Die Stadt- und Kreissparkasse Erding-Dorfen unterstützt die Immobilienmesse hingegen als Hauptsponsor und ist selbst als Immobilienvermittler und Baufinanzierer dabei. Hermann Seiler, Leiter der Unternehmenskommunikation, muss allerdings einräumen, dass auch die Sparkasse nur wenig Immobilien zu bieten an: Gerade mal 20 Stück im ganzen Landkreis, wobei die meisten Bestandsobjekte seien. "Die Baugenehmigungen stagnieren, weil es den Kommunen an größeren Bauflächen fehlt", sagt Seiler. Er rechnet damit, dass sich der bestehende Trend im kommenden Jahr fortsetzt. Seiler geht auch davon aus, dass das Zinsniveau konstant niedrig bleibt. Förderungen wie das Baukindergeld würden die Nachfrage zusätzlich hoch halten.

Patrick Kanzelsberger, Inhaber der gleichnamigen Immobilienfirma, sieht die Entwicklung so: "Die Nachfrage wird sicher hoch bleiben, aber die extremen Preissprünge der letzten Jahre wird es so nicht mehr geben. Das gilt vor allem für Bestandsimmobilien." Markus Maier glaubt, dass sich der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur bemerkbar machen wird: "Der Ausbau der A94 macht vor allem Dorfen sehr attraktiv. Das wird die Anbindung an die Boomregion München stark verbessern. Hier gibt es auch noch deutlich mehr Potenzial als in Erding." Die Immobilienmesse Erding ist am Samstag und Sonntag, 20. und 21. Oktober, von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 20.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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