Imkermeister in Sorge:Der Honig wird knapp

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Wegen der nasskalten Witterung und abgemähter Wiesen finden Bienen heuer weniger Nahrung und produzieren damit auch weniger Honig. (Foto: Renate Schmidt)

Das schlechte Wetter und das häufige Mähen der Wiesen macht den Bienen die Nahrungssuche schwer. Auch die Varroamilbe kann wieder zur Gefahr für sie werden

Von Gerhard Wilhelm, Erding

"Die Imker sind in einer Krise und niemand bekommt es mit", sagt Imkermeister Herbert Schwarzer. Drei Jahre in Folge habe es in der Region schlechte Erträge bei der Honigproduktion gegeben. Verursacht hauptsächlich durch das Wetter, aber auch durch das häufige Mähen der Wiesen für Silofutter. "Der Regen und die kühlen Tage sind Gift für die Bienen, weil sie dabei keinen Nahrung finden", klagt Schwarzer. Den Honig, den man im Mai aus dem Bau geholt habe, müsse man jetzt sogar wieder an die Tiere verfüttern. Die Aussichten für Honig von privaten Imkern sei deshalb nicht rosig: "Bis Weihnachten wird es keinen Honig mehr geben."

"Es geht mir nicht nur ums Jammern, sondern darum, Verständnis bei den Kunden zu erzielen. Zum einen steigen die Preise, die aber den Ertragsausfall nicht annähernd kompensiert werden. Dazu müssten wird die Preise verdoppeln. Zum anderen wird der Vorrat nicht bis zur nächsten Saison reichen. Die Imkereibetriebe im Landkreis konnten den Discountern in den vergangenen zehn Jahren einige Kunden abgraben und jetzt besteht die Gefahr, dass wird bald nicht mehr lieferfähig sind und sich die Kunden verlaufen und zu den Discountern zurück gehen", sagt Schwarzer.

Dabei ist Imkern groß in Mode. "Vor allem bei den Jungimkern erleben wir einen regelrechten Boom", sagt der Imkermeister. Das seien aber alles Privatpersonen, die sich nur zwei oder drei Völker halten und nur für den Eigenbedarf Honig herstellten. Insgesamt gebe es im Landkreis derzeit etwa 300 Imker.

Normalerweise ist es für die Bienen kein Problem, im Frühjahr und Sommer an Nahrung zu kommen, allerdings hat das Wetter viele Futterquellen ertränkt und die Bienen konnten bei Regen nicht fliegen. Durch intensive Landnutzung und Bebauung sind die Honigbienen zudem immer mehr bei ihrer Nahrungssuche behindert. Imker Schwarzer vermisst dabei die Unterstützung aus der Politik, damit Wiesen nicht mehr sechs bis sieben Mal im Jahr gemäht werden dürfen, um das Gras im Silo einzulagern. "Leider fehlt uns dazu etwas die Lobby. Oder wir sind einfach zu leise." Dabei, so Schwarzer, stehe die Biene "ja von der Bedeutung her bei den Tieren an Nummer drei nach Rind und Schwein".

Der Bund Naturschutz sieht das Problem in der Agrarpolitik, die zu immer intensiveren Nutzung von Flächen führe. Durch das häufigere Mähen haben Wiesenblume keine Zeit zum Ausblühen, womit Nektarpollen fehlt. "Das trifft nicht nur Bienen sondern auch Hummeln, Wespen oder Käfer. Und darüber hinaus auch Vögel, da auch die Samen der Pflanzen fehlen", sagt Marion Ruppaner, die Landwirtschaft und Ernährungsexpertin beim Bund Naturschutz Bayern. Deshalb sollten Landwirte einige Wiesen nur noch extensiv nutzen. Dafür gebe es sogar Förderprogramme.

Doch nicht nur die schwierige Futterlage ist ein Problem für die Imker. "Im warmen Winter sind viele Völker nicht aus der Brut gegangen und die Varroamilbe konnte ein bis zwei Monate mehr als üblich zur Vermehrung nutzen", hieß es schon im April beim Landesverband Bayerischer Imker. Die Bieneninstitute und Fachberater prognostizieren für heuer größere Völkerverluste. Auch Imkermeister Schwarzer sieht die Milbe wieder als Gefahr an, zumal es bisher keine 100-prozentige Behandlungsmöglichkeit gebe. Die Varroamilbe ist eine ursprünglich auf der Indischen Biene Apis cerana beheimatete Milbe. In den europäischen Breitengraden sind die hiesigen Honigbienen aber nicht in der Lage, sich gegen die Varroamilbe zu wehren. Durch den Parasit werden die Brut und die ausgewachsene Biene geschädigt und geschwächt. Durch die massive Vermehrung der Milbe geht jährlich eine Vielzahl von Bienenvölkern zugrunde.

© SZ vom 07.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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