Erding Gladiators starten in die Saison:Eine Frage der Körner

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In diesem Jahr soll die Kraft bis zum Saisonende reichen: Die Erding Gladiators (grüne Trikots) im Spiel gegen Dorfen. (Foto: Peter Bauersachs)

Der Bayernligist gehen selbstbewusst in die neue Eishockey-Saison. Trainer Thomas Vogl glaubt, eine entscheidende Schwäche behoben zu haben. Eine baldige Rückkehr in die Oberliga steht aber nicht zur Debatte

Von Max Ferstl, Erding

Thomas Vogl, Trainer des Eishockey-Bayernligisten Erding Gladiators, erinnert sich noch gut an das bittere Ende der vergangenen Saison: Wichtige Spieler fehlten verletzt, die übrigen schleppten sich müde über das Eis. Erding verpasste letztlich die Playoffs, die wichtigste Zeit im Eishockey-Jahr. "Das wird uns in diesem Jahr nicht noch mal passieren", versichert Vogl. "Also, dass uns am Ende die Körner ausgehen". Dann sollte es im Idealfall auch mit den Playoffs klappen.

Am Freitag, 20 Uhr, beginnt die neue Saison. Erding trifft zum Auftakt zuhause auf den Höchstadter EC, den Absteiger aus der Oberliga und daher naturgemäßen der Favoriten. "Höchstadt ist die Nummer eins der Liga", sagt Vogl. Er gibt zu, sich durchaus einen anderen Gegner gewünscht zu haben: "Es ist das einzige Spiel, bei dem wir nicht der Favorit sind." Das spricht einerseits für ein erhöhtes Risiko, mit einer Niederlage in die neue Saison zu starten, andererseits aber für ein intaktes Selbstbewusstsein: In seiner imaginären Tabelle würde Vogl hinter Höchstadt sehr bald die eigene Mannschaft verorten.

Der 40-Jährige hat vergangenen November den Trainerposten von Petr Vorisek übernommen und das Team in der Hauptrunde von Rang sieben auf Platz zwei zur Vizemeisterschaft geführt. Zwar konnte man den Schwung nicht in die Verzahnungsrunde retten, doch am Ende stand für den Aufsteiger eine starke Saison. Die Trainer der Bayernliga wählten Vogl zum Trainer des Jahres. Der Verein verlängerte gerne seinen Vertrag.

Anders als im Vorjahr konnte Vogl in diesem Sommer persönlich an der körperlichen Verfassung seiner Spieler feilen. Er ist überzeugt: "Wir werden in der Lage sein, hinten raus zuzulegen." Wie weit es am Ende reicht, werde man sehen. Die Abteilungsleitung hat ihm keine konkrete Vorgabe gesetzt. Andererseits sagt Rainier Sabus schon: "Playoffs - das ist ein Ziel."

Sabus hat die Abteilungsleitung vor zwei Jahren in rauen Zeiten übernommen. Damals war Erding gerade aus der Oberliga in die Landesliga abgestürzt. Zurück blieb ein Schuldenberg von 120 000 Euro, den sie seitdem mühsam abstottern. Er sei inzwischen um die Hälfte geschrumpft, sagt Sabus: 60 000 waren es beim Abschluss des Geschäftsjahres im April. Wie schnell der Rest verschwindet, hängt auch vom sportlichen Erfolg ab. Ein paar Spiele in den Playoffs vor vielen Zuschauern würde vieles erleichtern. "Wir bewegen uns da im sechsstelligen Bereich", sagt Sabus. Bei günstigem Saisonverlauf könnte der Verein bald schuldenfrei sein. Und dann? Ein erneuter Angriff auf die Oberliga?

"In den nächsten Jahren sehe ich das eher nicht", sagt Sabus. Landshut, einer der Spitzenklubs in der Oberliga, habe einen Etat von 1,3 Millionen Euro, Erding müsse mit etwa 350 000 auskommen. Ohnehin lässt sich sportlicher Erfolg kaum planen, nur vorbereiten.

Das ist Vogls Aufgabe. Er will im Vergleich zur Vorsaison vor allem die Balance zwischen Offensive und Defensive verbessern. Die Stürmer schossen zwar viele Tore, vernachlässigten aber ihre Pflichten in der Abwehr. Die Mannschaftsteile sollen besser harmonieren, auch wenn die Vorbereitung eher durchschnittlich verlief. "Ein Ausrutscher nach oben war nicht dabei", sagt Vogl. Dafür ein enttäuschendes 1:4 gegen Ligakonkurrent Moosburg. Sorgen bereitet das den Erdingern nicht. Sie wissen, dass sie kaum schlechter aufgestellt sein dürften als im Vorjahr.

Es gab es schließlich keinen personellen Umbruch. Mit Torhüter Louis-Vincent Albrecht und dem tschechischen Stürmer David Michel haben nur zwei systemrelevante Spieler den Verein verlassen. Dafür kamen Stürmer Dominik Retzer aus Germering und Keeper Jonas Steinmann aus Rosenheim. Steinmann ist gebürtiger Erdinger. Er hat beim TSV mit dem Eishockey begonnen, wie viele tragende Säulen der Mannschaft: Daniel Krzizok etwa, der beste Punktesammler der Liga, oder Sebastian Schwarz, ein sehr stabiler Verteidiger. "Das ist unser Konzept", sagt Vogl. In dieses Konzept passt auch, dass der erfahrene Rudolf Lorenz nach zwei Jahren in Moosburg zurückkehrt. Auch tritt Erding, anders als viele Konkurrenten, zunächst ohne ausländischen Spieler an. "Vielleicht tut sich noch was", sagt Vogl. Akuten Bedarf sieht er aber nicht.

Sorgen bereitet ihm eher etwas anderes: Stürmer Sebastian Lachner fällt mit einem Kreuzbandriss lange aus, auch andere plagen Verletzungen. Es scheint fast so, als würden den Erdingern diesmal die Körner schon vor dem Saisonstart ausgehen.

© SZ vom 06.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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