Hypo-Haus wird abgerissen:Alles kann weg

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Nächste Baustelle: Die Stadt beginnt im Februar mit dem Komplettabriss des ehemaligen Hypo-Hauses in der Landshuter Straße in Erding. Erhaltenswert ist an dem Gebäude nichts

Von Mathias Weber, Erding

Vermutet wurde es schon lange, bei der jüngsten Sitzung des Planungs- und Bauausschusses des Erdinger Stadtrates verkündete es Stadtbaumeister Sebastian Henrich offiziell: Das Hypo-Haus in der Landshuter Straße 4, vis-à-vis dem Rathaus an prominenter Stelle in der Altstadt, wird abgerissen - und zwar komplett. Auch die beiden Fassaden zur Straße und zum angrenzenden Drogeriemarkt hin dürfen nun weichen, und so kann ein komplett neues Gebäude geplant und gebaut werden, in das ein Teil der Stadtverwaltung einziehen soll. Die Erdinger werden sich allerdings auf eine neue Baustelle im Stadtbild einstellen müssen. In einigen Wochen gehen die Abbrucharbeiten los.

Dem Landesamt für Denkmalpflege war mit Blick auf den Ensembleschutz der Erdinger Altstadt lange nicht wohl dabei, dass die beiden Fassaden abgerissen werden sollten; es handelt sich bei dem Haus allerdings nicht um ein Einzeldenkmal, aber um ein Gebäude im schützenswerten Ensemble. Es trägt zwar einerseits zum Erscheinungsbild der Altstadt bei, weist aber nur geringe Originalsubstanz auf. Die Architekten vom Büro Walbrunn und hinzugezogene Fachleute haben die Gebäudesubstanz untersucht und sind zu einem ernüchternden Ergebnis gekommen: Kaum etwas an diesem Gebäude ist historisch.

Schon lange klingelt niemand mehr beim ehemaligen Hypo-Haus in der Landshuter Straße. (Foto: Stephan Goerlich)

Die Wände aller Geschosse, heißt es aus der Bauverwaltung, wiesen zum Beispiel keine Originalputze mehr auf, sondern wurden nach 1950 neu verputzt. Im Erdgeschoss sei "durch starke Veränderungen kein aussagekräftiger Befund mehr zu bekommen." Das Dachgeschoss ist erst nach dem Zweiten Weltkrieg - das Haus wurde von einer Bombe getroffen - mit neuem Spitzgiebel neu errichtet worden. Mit Ausnahme des gemauerten Gewölbekellers in der Nordostecke und Teilen der Ostfassade ist alle Gebäudeteile erst nach 1904 entstanden, auch der historisch anmutende Eckerker. Summa summarum: Die historische Bedeutung der Bausubstanz ist zu gering, "um eine aufwendige Sanierung und den damit verbundene Mehraufwand zu rechtfertigen", hieß es.

Das Stadtbauamt, das den Neubau plant, wird mit der Entscheidung aus dem Münchner Denkmalamt sehr gut leben können. Nicht nur wird das Vorhaben jetzt günstiger, die Baustellenlogistik wird auch sehr viel einfacher: Von der Landshuter Straße aus steht nun keine Wand mehr im Weg. Die Abbrucharbeiten sollen in zwei Schritten erfolgen: Im Februar oder April wird das Gebäude von oben nach unten abgerissen, sodass danach die Archäologen den Kellerbereich untersuchen können und vielleicht spannende Entdeckungen machen. Wenn sie fertig sind, wird im Juni oder Juli der Keller abgerissen und die Baugrube ausgehoben. Stadtbaumeister Henrich sagte, die Hypovereinsbank, die Jahrzehnte lang das Gebäude genutzt hatte, hat im Keller einen gut gesicherten Tresorraum eingerichtet - der offenbar auch noch vorhanden ist und wohl nicht einfach zu entsorgen. "Ich bin gespannt, wie das funktionieren wird", sagte er.

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(Foto: Stephan Goerlich)

Traurig, leer und unbenutzt steht das ehemalige Hypo-Haus nun schon einige Zeit in der Landshuter Straße herum. Seine Zeit ist aber nun endgültig gekommen: Spätestens im Sommer ist von dem Haus, das zum allergrößten Teil nach 1904 entstanden ist, nichts mehr übrig.

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(Foto: Stephan Goerlich)

Auch der Briefkasten wurde schon längst zugeklebt.

"Irgendwann 2019", so Henrich, würde das komplett neue Gebäude dann stehen. Wie das dann aussehen wird, dazu wollte die Stadtverwaltung noch keine Stellung nehmen; die Gestaltung solle allerdings in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege erfolgen. Eine historische Anmutung soll sie auf jeden Fall haben, welche, aus welchen Jahrhundert, das ist noch unklar. Klar ist hingegen, dass sich die Stadtverwaltung auf das neue Gebäude freut. Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) schilderte wieder einmal, wie beengt die Verhältnisse jetzt im Rathaus seien. Eine Raumprogramm für den Neubau wird bereits ausgearbeitet.

© SZ vom 14.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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