Hühner nach Salmonellenfund geschlachtet:Gezwungenermaßen freiwillig

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Der Erdinger Eierproduzent Franz Brandhuber lässt nach dem Salmonellenfund in seinem Betrieb alle Hühner schlachten. Ministerin Scharf lobt ihn dafür, dass man ihn dazu nicht erst behördlich zwingen musste

Von Florian Tempel, Erding

Franz Brandhuber hatte mal 35 000 Hühner, die in seinem Geflügelhof im Erdinger Stadtteil Siglfing ein Ei nach dem anderen legten. Jetzt steht der Familienbetrieb mit seinen zwölf Mitarbeitern vor dem Aus, die Existenz des Betriebs ist definitiv gefährdet. Nach einem Salmonellenfund müssen alle Hühner geschlachtet werden, 15 000 sind schon getötet. Brandhuber hat sich - formal gesehen - freiwillig dazu entschlossen, auch weitere 20 000 Tiere schlachten zu lassen. Die bayerische Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf (CSU), die Brandhubers "Freiwilligkeit" zunächst hervorgehoben hat, räumte nun jedoch ein, dass Brandhuber nichts anderes übrig geblieben wäre.

"Der Schutz der Verbraucher steht für uns an oberster Stelle", sagte Scharf. Bei Salmonellenbefall in Geflügelbetrieben "gibt es eine ganz klare Vorgehensweise". Sie "begrüße es", dass Franz Brandhuber in diesem Fall von sich aus die notwendigen Konsequenzen gezogen habe, ohne dass man ihn dazu behördlicherseits habe zwingen müssen. Denn Brandhuber hätte sich, sagte Scharf, zumindest einige Zeit lang querstellen können. Dass er das nicht getan habe, sei ihm "hoch anzurechnen". Nicht alle Unternehmer seien so einsichtig: "Hier läuft alles so, wie es sein sollte."

Brandhuber hat nach dem Salmonellen-Fund auf seinem Betrieb sofort reagiert. Bei einer amtlichen Probe durch das Landratsamt Erding waren im Hühnerkot und in der Stalleinstreu die Krankheitserreger festgestellt worden. Seine Hühner selbst waren nicht krank. Sie sind gegen Salmonellen geimpft. Doch die Schalen der Eier, nicht die Eier selbst, waren zumindest teilweise mit den Erregern kontaminiert. Brandhuber informierte umgehend seine Kunden und ging von sich aus an die Öffentlichkeit, noch bevor die Behörden ihm die Sache aus der Hand genommen und die Schlachtung seiner Tiere angeordnet hätten. "Ich habe mich freiwillig dazu entschieden", sagt Brandhuber, "aber ich hätte es so oder so tun müssen."

Vor etwa acht Jahren hat die EU eine verschärfte Verordnung erlassen, die zum Ziel hatte, die Salmonellenbelastung von Eiern zu reduzieren. Früher seien bis zu 20 Prozent der deutschen Eier mit den Erregern belastet gewesen, sagt Brandhuber. Zuletzt sei die Quote auf etwa drei Prozent gesunken. Insofern habe die Verordnung ihr Ziel erreicht. Ganz ausschließen lasse sich ein Salmonellenbefall aber nach wie vor nicht. Woher die Krankheitserreger in seinem Fall kamen, sei schwer zu sagen. Er nehme an, dass sie über die Lüftung in seine Ställe gelangt seien, von Wildvögeln oder Insekten stammten. Das Problem der EU-Verordnung für ihn sei, "dass die Maßnahmen so strikt sind, dass man den ganzen Betrieb verliert". Dazu komme, dass der kleine "Spielraum", den die Verordnung vorsehe, in Bayern nach dem Bayern-Ei-Skandal weg sei. Der von ihm angesprochene Spielraum wäre gewesen, auf Entwarnung nach einer zweiten Probe zu hoffen und nicht alle Tier sofort zu töten.

Er überlege nun, ob es für ihn Sinn macht, noch einmal von vorne zu beginnen. Nicht nur weil das ein finanzieller Kraftakt wäre. Auch nicht so sehr, weil sein Image nachhaltig geschädigt sei. Seine Kunden hätten "sehr verständnisvoll" reagiert und ihm keine Vorwürfe gemacht. Was ihn jedoch an einem Neuanfang abschrecke, sei etwas anderes: "Es kann ja sein, dass es mich in einem Jahr dann noch einmal erwischt." Ob er dieses Risiko eingehen oder den Betrieb aufgeben werde, müsse er sich gut überlegen.

© SZ vom 19.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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