Hörlkofen:Ein Anfang ist in Sicht

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Optisch wäre die Anlage noch verbesserungsfähig. Den Gedanken an ein bisschen Farbe für die Container haben die Beteiligten aber wieder verworfen. (Foto: Renate Schmidt)

Es knirscht zwischen der Gemeinde Wörth und dem Landratsamt. Länger als ein Jahr dauerte es, bis die Containeranlage stand. Wenn der Brandschutz jetzt abgenommen wird, können bald Flüchtlinge einziehen

Von Mathias Weber, Hörlkofen

Im Juni hätte es schon soweit sein können, es hatte ja schon alles sehr gut ausgesehen: Die Container waren angeliefert, die Bürger informiert, in Hörlkofen wartete man nur noch auf die neuen Bewohner. Doch die sind bis heute nicht gekommen. Die Gemeinde Wörth, zu der der Ort Hörlkofen gehört, hätte in dem kleinen Containerkomplex schon vor einem halben Jahr bis zu 30 Flüchtlinge aufnehmen können. Daraus wurde aber damals nichts: Das Landratsamt hatte die Anlage nicht abgenommen, weil es Mängel beim Brandschutz gab. Seitdem stand die Anlage ungenutzt wie ein Fremdkörper in der Ortsmitte von Hörlkofen, direkt an der Erdinger Straße, der Hauptverbindungsstraße von Erding zur Autobahn. Jetzt aber tut sich etwas: Arbeiter sind angerückt.

Wie es vom Landratsamt heißt, hat man der für den Brandschutz zuständigen Firma eine Frist zur Beseitigung der Schäden gesetzt. Ob das zur Zufriedenheit geschehen ist, wird sich nächste Woche zeigen, wenn der Brandschutz abgenommen wird. Wenn alles in Ordnung ist, können die Flüchtlinge Mitte Dezember einziehen, heißt es von der Behörde. Dann wäre auch diese skurrile Situation erledigt: In der gesamten Bundesrepublik fragen sich Politiker und Helfer, wie Flüchtlinge adäquat untergebracht werden können - und in Hörlkofen steht seit mehr als einem halben Jahr eine fast fertige Unterkunft leer. Geplant ist sie sogar schon seit Sommer 2014.

Mittlerweile haben Arbeiter auch damit begonnen, das Grundstück, auf dem die Container aufgestellt wurden und das das Landratsamt von der Kirche gepachtet hat, zu verschönern. Beete wurden um die sehr grauen Container herum angelegt. Ob das dem allgemeinen Aussehen der Container helfen wird? Wörths Bürgermeister Thomas Gneißl (ÜPWG) hatte im Sommer bereits auf einer Gemeinderatssitzung die "abstoßende Optik der Unterkunft" moniert. Etwas dagegen tun kann er aber nicht: Das Bauvorhaben ist Sache des Landratsamtes. Im Sommer hatte man in der Gemeinde noch überlegt, ob man mit dem Landratsamt zusammen etwas Farbe anbringen könnte. Das ist nicht geschehen und das wird es wohl auch nicht: Wie es aus Hörlkofen heißt, gibt es kaum Kontakt mit dem Landratsamt.

Denn zwischen dem Landratsamt und dem Wörther Gemeinderat hat es seit dem vergangenen Jahr immer wieder Ärger gegeben. Einmal hat der Gemeinderat den Bauantrag für die Flüchtlingsunterkunft zurückgestellt, einmal sogar abgelehnt. Das Landratsamt hatte sich nicht an die Vorgaben der Gemeinde gehalten, das Projekt war überdimensioniert. Man hätte, um die vielen Überschreitungen zu genehmigen, den Bebauungsplan ändern müssen. Sauer waren die Gemeinderäte im Spätsommer 2014 auch über das schlechte Timing des Landratsamtes: Die Bauanträge wurden wiederholt extrem kurzfristig eingereicht. Am Ende reduzierte das Landratsamt die Pläne, ein paar Container weniger wurden aufgestellt, der Antrag genehmigt. Aber die Stimmung zwischen den beiden Verwaltungen ist nach dem ganzen Hin und Her um die Flüchtlingsunterkunft offenbar auf dem Tiefpunkt.

Umso besser ist die Stimmung in der Bevölkerung, wie die Zweite Bürgermeisterin Ulla Dieckmann (SPD) sagt. Schon im Sommer hat die gelernte Sozialpädagogin damit begonnen, einen Helferkreis in Hörlkofen aufzubauen. Mit Erfolg: Schon bei der ersten Informationsveranstaltung war der Sitzungssaal voll. 50 Gemeindebürger sind nun beim Helferkreis dabei. Einige engagieren sich schon für die andere kleinere Flüchtlingsunterkunft im Ortsteil Wilfling. Für Hörlkofen ist man vorbereitet, es wurden Arbeitskreise gebildet: Manche kümmern sich um Medizin, manche um die Freizeit, wieder andere um die Mobilität der Flüchtlinge. Wichtig ist Dieckmann zu erwähnen, dass die Helfer aus allen Altersklassen kommen: Junge und Alte packen gemeinsam an.

"Die Nachbarn sind auch gut gerüstet", sagt Dieckmann. Von Anfang an habe man versucht, die Nachbarn mit einzubeziehen. Sie und Bürgermeister Gneißl haben ihre Runden gedreht. Eine klare, offene Informationspolitik war das Ziel. Das hat sich in Hörlkofen offenbar ausgezahlt: "Ich bin überwältigt von der Hilfsbereitschaft", sagt Dieckmann. Der kleine Ort ist also bereit. Jetzt müssen nur noch die Gäste kommen.

© SZ vom 24.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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