Hochwasserschutz:Weiter warten

Lesezeit: 2 min

Zwar genießt Erding im Wasserwirtschaftsamt "höchste Priorität", viel tut sich beim Hochwasserschutz im Moment aber nicht. Erst im kommenden Frühjahr werden wohl erste Entscheidungen fallen

Von Mathias Weber

Der Weg ist noch da, aber das Ziel ist unerreichbar. Der kleine gepflasterte Weg, der Jahrzehnte lang am Ende der Petersbergstraße zu dem Steg geführt hatte, der über die Sempt reichte - er macht keinen Sinn mehr, er endet im Nichts. Der Steg, der die beiden Seiten Altenerdings verband, er musste vor einigen Wochen weichen: Zu groß, sagten Wasserwirtschaftsamt und Stadtverwaltung, sei die Gefahr, dass sich dort im Hochwasserfall das Wasser staut und die umliegenden Keller volllaufen könnten.

Dieser Steg wurde im heißen Sommer 2015 zu einem Symbol für die Altenerdinger, zu einem Symbol, wie über die Köpfe der Bürger hinweg Entscheidungen getroffen werden. Die Wut war groß: Die geliebte Abkürzung von der einen Seite Altenerdings zur anderen war plötzlich weg, Umwege müssen nun in Kauf genommen werden. Bürger hatten sich organisiert, haben Briefe an das Wasserwirtschaftsamt geschickt und den Bürgermeister angerufen - es half nichts, der Steg musste weg. Heute hat man sich an der Sempt mit der Situation arrangiert. Klar, sagen die Bürger, die Situation sei unangenehm, aber tun könne man sowieso nichts mehr; die Menschen klingen resigniert.

Erst einmal wird es keinen Ersatz geben für den Steg, aber vielleicht könnte sich das im kommenden Jahr ändern: Wie es aus dem Münchner Wasserwirtschaftsamt heißt, könnte durchaus über einen neuen Steg nachgedacht werden, wenn ein Hochwasserschutzkonzept für die Stadt Erding vorliegt. Das, so hieß es stets von der Stadt, werde Ende des Jahres vorliegen. Dieser ehrgeizige Zeitplan ist aber wohl nicht zu halten: Josef Höschl, der im Wasserwirtschaftsamt für den Landkreis Erding zuständig ist, rechnet damit, dass es im März kommenden Jahres erst zu Entscheidungen kommen wird, wie genau der Hochwasserschutz in Erding aussehen wird (siehe Infokasten). Für Altenerding wird es dann interessant: Nicht nur wird dann feststehen, welche Auswirkungen der Hochwasserschutz für alle Erdinger Stadtteile haben wird - von Altenerding bis Langengeisling; auch könnte dann darüber gesprochen werden, ob es für den Altenerdinger Steg Ersatz geben könnte. Doch warum kommt es zu diesen Verzögerungen? Das will Josef Höschl nicht der Verwaltung oder der Politik ankreiden. Vielmehr sei die Rechtslage schuld: Viele Prüfungen und Gutachten seien für solcherlei Bauvorhaben notwendig, und die hielten eben auf. Grundsätzlich, so sagt er, genieße Erding im Bereich des Münchner Wasserwirtschaftsamtes "höchste Priorität"; und das habe nichts mit politischem Druck zu tun, oder der Tatsache, dass Erding der Wahlkreis der bayerischen Umweltministerin ist.

Ganz grundsätzlich sei es vielmehr so, dass dem Hochwasserschutz insgesamt "ganz hohen Stellenwert" eingeräumt werde, sagt Höschl - und dementsprechend sei derzeit auch die Finanzierung kein sehr großes Problem. Der Fokus im Ministerium liege auf den hochwassergefährdeten Gebieten entlang der Donau, vor allem in Niederbayern; aber auch Erding sei eben wichtig. Eine politische Einflussnahme auf die Entscheidungen im Wasserwirtschaftsamt seien schon deshalb unwahrscheinlich, so Höschl, weil sämtliche Hochwasserschutzmaßnahmen in Bayern in eine Liste eingetragen werden, die den so genannten Kostenwirksamkeitsfaktor der Hochwasserschutzmaßnahmen festlegt. Und der sieht gut aus für Erding: Für einen geringen Kosteneinsatz gibt es offenbar guten Schutz. Wie viel die Maßnahmen am Ende dann tatsächlich kosten, und ob Erding selbst einen Teil davon übernehmen wird müssen, kann freilich erst im Frühjahr 2016 seriös dargelegt werden. Und wann dann wirklich erste Baumaßnahmen beginnen, das kann noch gar nicht abgeschätzt werden.

© SZ vom 12.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: