Hochwasserschutz:Der Geist ist aus der Flasche

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Erding und Wörth wollen ein Gegeneinander beim Hochwasserschutz verhindern, aber die Bürger machen da nicht so recht mit.

Von Mathias Weber

Man muss den Bürgermeistern aus Wörth und Erding recht geben: Es ist gut, dass sich das Wasserwirtschaftsamt in einem vergleichsweise frühen Planungsstadium des Erdinger Hochwasserschutzes den Bürgern stellt. Sie hatten es im Vergleich zur ersten Veranstaltung in Wörth beim Adlberger am Mittwochabend noch ein Stück schwieriger: Weil die Wörther das geplante Becken und den Damm in der Zwischenzeit als schlimme Monstrosität ausgemacht und sich dagegen schon eine Interessensgemeinschaft formiert hatte, und weil, je mehr die Wörther am Mikrofon gegen das Münchner Amt schimpften, die Backen der Teilnehmer im aufgeheizten Saal roter wurden. Am Ende schaute Amtsleiterin Sylva Orlamünde resigniert und traurig drein; es kann nicht schön sein, sich als Leiterin einer bayerischen Behörde anhören zu müssen, dass man "seine Hausaufgaben nicht richtig gemacht" habe. Es ist erschreckend, aber nicht überraschend: Argumente zählen für die Wörther ganz offensichtlich nicht mehr viel - bei allem Verständnis für ihre Sorgen.

Wobei doch sogar ihr Bürgermeister Thomas Gneißl (ÜPWG) erkennbar auf verbale Abrüstung aus war. Er wolle die Diskussion "nüchtern und sachlich" weiter betreiben, auch wenn er es sich nicht nehmen lassen will, die Sorgen der Wörther zu artikulieren. Spitzen gegen die Nachbarstadt aber vermied er dieses Mal. Von einem Kampf "David gegen Goliath", von dem Niederwörther Wortführer Fritz Gruber in der Erdinger SZ sprach, wollte er nichts wissen.

Gut so, aber der Geist, um ein weiteres Bild zu bemühen, ist aus der Flasche. Nicht wenige Wörther fragen sich lautstark, warum sie die Probleme des reichen Nachbars ausbaden - im wahrsten Sinne des Wortes - müssen. Es wird eine Herausforderung für die Verantwortlichen, für die Politik und für das Wasserwirtschaftsamt, diesen Geist wieder zurück in die Flasche zu bringen.

Vor allem, wenn aus Erding Querschüsse kommen. Der Hochwasserreferent Burkhard Köppen forderte am Mittwochabend mehr Solidarität von Wörth. Er erinnerte daran, dass der Erdinger Stadtrat einst die Bahn-Südeinschleifung Richtung Dorfen verhindert hatte, die für genau diesen Bereich bei Wörth ein massives Bahn-Bauwerk bedeutet hätte. Der geplante Damm sei "ein Klacks dagegen". Er mag recht haben, aber ob das der richtige Zeitpunkt war, dieses Argument hervorzukramen?

© SZ vom 07.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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