Hilfseinsatz:Navis reist ins Katastrophengebiet

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Ein achtköpfiges Team aus Moosburg ist nach Mosambik aufgebrochen, um Menschen mit Trinkwasser zu versorgen

Von Petra Schnirch, Moosburg/Flughafen

Mit Rucksäcken und Kartons voller Medikamente ist Team eins am Mittwoch am Münchner Flughafen nach Afrika gestartet. Die dunkelblauen Jacken mit der Aufschrift "Navis Germany" zeigten an, dass dies keine Erholungsreise wird. Das achtköpfige Team aus Sanitätern, Arzt und Technikern der Hilfsorganisation ist in das Katastrophengebiet in Mosambik unterwegs. Zwei Wochen werden sie dort bleiben. Um 21.05 Uhr ging es los Richtung Johannesburg und dann weiter über Maputo nach Beira, das durch den Wirbelsturm Idai nahezu völlig zerstört worden ist. Acht Tonnen Fracht sind bereits seit Montag auf dem Weg.

Ein dreiköpfiges "Fact Finding Team" ist gemeinsam mit einer Vertreterin der "Apotheker ohne Grenzen" bereits seit einer Woche in Mosambik und wird am Samstag nach München zurückkehren. Etwa 100 Kilometer von Beira entfernt haben sie auf dem Gelände einer Schule einen idealen Standort gefunden, um dort ihr Camp mit Feldhospital aufzubauen, wie Navis-Vorsitzender Wolfgang Wagner vor dem Abflug der Helfer berichtete. Dort gebe es bereits eine medizinische Station, bisher allerdings ohne Arzt. 200 bis 300 Obdachlose kämen jeden Tag dorthin. Viele der Lehmhütten seien einfach weggeschwemmt worden. Die Leute schliefen überwiegend im Freien, zum Teil unter Planen. Sie hätten kein sauberes Wasser, schilderte Wagner. Er selbst bleibt in Moosburg und koordiniert den Einsatz von dort. Teamleiter ist Oliver Krebs. Der 33-Jährige aus Stuttgart ist Maschinenbau-Ingenieur. Er sei "schon etwas angespannt", gestand er am Flughafen. Er war bereits mehrmals mit Navis in Katastrophengebieten, aber noch nie in Afrika. "Jeder Einsatz ist etwas Neues." Dies ist zudem seine erste Teamleitung. Der Kontakt zu der Hilfsorganisation war vor Jahren über seinen Bruder zustande gekommen, der bei der Münchner Feuerwehr aktiv ist.

Mit dabei hat das Team zwei Trinkwasseraufbereitungsanlagen. Auf dem Camp-Gelände befindet sich laut Wagner ein alter Brunnen, dessen Wasser könnten die Navis-Techniker aufbereiten, bis zu 5000 Liter pro Stunde. Mit der zweiten Anlage kann sogar stark verschmutztes Wasser gewonnen werden. Mit im Gepäck: Zehn-Liter-Plastikbehälter. Bisher holten die Menschen Wasser oftmals in alten, verschmutzten Kanistern, erzählte Wagner. Das Navis-Team will verhindern, dass das aufbereitete Wasser gleich wieder belastet ist.

Kurzfristig eingesprungen ist der Rosenheimer Arzt Uwe Neddermeyer, 49. An einem solchen Hilfseinsatz habe er sich schon immer einmal beteiligen wollen, schilderte er. Ebenso wie Krebs baut er dafür Überstunden ab, der Teamleiter nimmt zudem unbezahlten Urlaub. Was den Internisten, der in der Notaufnahme des Rosenheimer Krankenhauses arbeitet, dort erwartet? "Malaria ist sicher ein großes Thema", sagte Neddermeyer. Das stehende Wasser biete Mücken optimale Bedingungen. Auch Cholera-Fälle gibt es in Mosambik bereits. Hinzu kommen Magen-Darm-Infekte und infizierte Wunden, wie der Mediziner auflistete. Auch er erfuhr über private Kontakte von dem Navis-Einsatz. Die übrigen Helfer kommen aus Hallbergmoos, Moosburg, Eching im Landkreis Landshut, Wolnzach und Gunzenhausen. Unterstützt werden sie von den "Apothekern ohne Grenzen".

Der erste Teil der Fracht wird am Samstag erwartet. Weil sämtliche Maschinen überbucht waren, musste das Material per Lastwagen nach Lissabon gebracht werden. Erst dort kann es auf drei Flugzeuge verteilt werden, wie Wagner berichtete. Er hofft, dass es mit dem Zoll weniger Probleme gibt als in Kenia, wo es Tage dauerte, bis die Fracht freigegeben wurde. Damit das medizinische Team in Mosambik gleich arbeiten kann, hat es selbst Medikamente mitgenommen.

Der Verein Navis hat längst Unterstützer weit über die Landkreis-Grenzen hinaus. Seit 2004, seit dem Tsunami in Südostasien, haben die ehrenamtlichen Helfer bei großen Naturkatastrophen immer wieder mit angepackt.

Weitere Informationen über Navis sowie kurze Tagesberichte aus Mosambik finden Interessierte im Internet unter www.navisev.de. Dort ist auch das Spendenkonto angegeben, da der Verein um Unterstützung bittet.

© SZ vom 05.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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