Herbstfest-Fazit:Es soll ruhiger werden

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Bis zum nächsten Jahr: Das Top Spin auf dem Volksfestplatz wird auseinander montiert. (Foto: Stephan Goerlich)

Das diesjährige Herbstfest war im positiven Sinne durchschnittlich, aber die Betrunkenen in der Altstadt werden zum Problem. Oberbürgermeister Gotz sucht Alternativen zu einer möglichen Sperrzeitverkürzung.

Von Mathias Weber, Erding

Keine gravierenden Vorfälle gibt es vom diesjährigen Herbstfest zu berichten; insgesamt war es eine im positiven Sinne durchschnittliche, schöne Wiesn, da sind sich Politik und Sicherheitskräfte einig. Ein Schatten auf dem Fest aber bleibt: Der immer größere Alkoholkonsum und die Lust der Feiernden, auch nach dem Ende der Ausschankzeiten am Herbstfest in den Lokalen der Altstadt weiter zu trinken - was zu Ruhestörungen, Körperverletzungen und langen Einsatzzeiten für die Erdinger Polizisten führt. Besonders ärgerlich: Offenbar hatten sich einige Gastronomen am Herbstfest nicht an die festgelegten Sperrzeiten gehalten und nach Mitternacht noch ausgeschenkt. Die Folge war eine Standpauke von Oberbürgermeister Max Gotz (CSU), der bei der Schaustellerbesprechung am vergangenen Dienstag damit drohte, im Extremfall die Herbstfest-Lizenz zu entziehen, sollten die Sperrzeiten nicht wieder eingehalten werden.

Das hatte gesessen - und hat wohl auch gewirkt. Gotz sagte zumindest zur Erdinger SZ, "die Leute hätten sich am Riemen gerissen". Das dürfte auch den Schaustellern gefallen haben. Von ihnen heißt es am Montag, dass sie gerne nach Erding kämen, gerade wegen der familiären Atmosphäre am Herbstfest; ganz anders als zum Beispiel auf dem Oktoberfest, wo die Masse und der Kommerz und vor allem der Alkohol im Vordergrund stünden. Tendenzen in diese Richtung sehen die Fieranten allerdings auch in Erding - und sie sind nicht die einzigen.

Denn Gotz' Worte mögen kurzfristig geholfen haben, das Altstadt-Problem aber bleibt. Anton Altmann, der Leiter der Erdinger Polizeiinspektion, sagt, dass das Phänomen, dass in der Altstadt bis in die Morgenstunden weitergefeiert wird, kein neues sei. Seit der bayernweiten Freigabe der Sperrzeiten würde die Feierei in der Altstadt regelmäßig die Beamten beschäftigen, zum Beispiel auch zu Fasching. In seinem Bericht zum Herbstfest schreibt Altmann, dass es zu einigen Einsätzen im Innenstadtbereich "wegen Körperverletzungsdelikten, Ruhestörungen, Randalierern oder sonstigen betrunkenen Personen" gekommen sei. Gerade der Freitag sei "sehr arbeitsintensiv" gewesen.

Die zusätzlichenSicherheitsvorkehrungenhätten sich bewährt

Eine schnelle Lösung für das Problem gibt es: Eine Einschränkung der Sperrzeiten zu bestimmten Terminen, etwa dem Herbstfest. Das aber schließt Oberbürgermeister Gotz aus. Er halte "nichts von Drohszenarien. Ich will eine Lösung mit den Gastronomen zusammen finden."

Zwei Aspekte bringt Gotz ins Spiel. Zum einen will er die Gastronomen in der Altstadt weiter sensibilisieren. In der Bar Heigl's in der Maurermeistergasse etwa, wo es viele Wohnungen um die Bar herum gibt und es immer wieder zu Beschwerden kam, habe der Wirt stärker darauf geachtet, dass die Gäste nicht zu lange vor dem Lokal bleiben - nachdem man "intensiv mit ihm gesprochen habe". Außerdem erinnert Gotz an Freising, wo den Feiernden nach dem Volksfest die Möglichkeit gegeben werde, in der Luitpoldhalle weiterzufeiern - fernab der Altstadt. Ein Vorbild für Erding? Es wäre zumindest "wünschenswert", sagt der Oberbürgermeister, wenn es Alternativen zur Altstadt am Volksfestplatz geben würde. "Das Nachfeiern wäre dann anders", sagt er. Insgesamt aber zeigt sich Gotz zufrieden mit dem diesjährigen Herbstfest, auch wenn, wie er sagt, "gefühlt einen Tick weniger Besucher gekommen sind."Die zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen auf dem Gelände hätten gewirkt: Heuer habe man zum ersten Mal den Parkplatz ausgeleuchtet, die zusätzlichen privaten Sicherheitskräfte hätten sich bewährt. Taschenkontrollen seien - wie zuvor angekündigt - stichprobenhaft durchgeführt worden.

Anton Altmann von der Erdinger Polizei zeigt sich erleichtert, dass es in diesem Jahr zu keinen gravierenden Vorfällen gekommen sei; aus polizeilicher Sicht sei das Herbstfest positiv verlaufen, heißt es. Zu berichten hat Altmann dennoch einiges, die Zahl der Einsätze der Polizisten auf der Wiesenwache ist von 135 auf 160 in diesem Jahr gestiegen. Die meisten Delikte, denen die Beamten nachgegangen sind, haben mit übermäßigen Alkoholkonsum zu tun. So werden 20 Körperverletzungsdelikte von der Polizei gemeldet, zwei mehr als im Vorjahr. Zumeist hätten "Nichtigkeiten, gepaart mit einer entsprechenden Alkoholisierung der Beteiligten" zu den Auseinandersetzungen geführt. Bis zum Montag wurden acht Diebstahl- und Einbruchsdelikte gemeldet. "Besonders ärgerlich für Heimgärteninhaber", schreibt die Polizei, seien diverse Einbrüche, "die wohl teilweise von angetrunkenen Herbstfestbesuchern begangen wurden." Zivilstreifen, die mit Mitarbeitern des Jugendamtes im Einsatz waren, stellten insgesamt sechs alkoholisierte Jugendliche fest. Sechs ebenso alkoholisierte Personen wurden in Gewahrsam genommen, gegen sieben Personen wurde ein Platzverweis ausgesprochen. So auch gegen ein Elternpaar, das am Samstagabend ihren Säugling wohl im alkoholbedingten Überschwang im Festzelt immer wieder in die Luft warf. Nun werde in dieser Sache ein Bericht an das Jugendamt ergehen, heißt es.

© SZ vom 06.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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