30 Hektar als Weidefläche:Besser als ein Kreiselmäher

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Waldschafe können gehörnt und ungehört vorkommen, wobei die Mehrzahl der männlichen Tiere ausladende Widderhörner entwickelt. Bei den weiblichen Tieren sind die Hörner kleiner, jedoch auch weit verbreitet. (Foto: privat)

Waldschafe haben heuer probeweise das Gras im Fliegerhorst kurz gehalten. Rainer Mehringer ist stolz auf seine Tiere: Die seltene Rasse eignet sich nicht nur zur Landschaftspflege, sondern spielte auch bei den Loderern eine Schlüsselrolle

Von Thomas Daller, Erding

Vierbeinige Rasenmäher haben im Herbst versuchsweise das Gras auf Teilen des Fliegerhorstgeländes kurz gehalten. Nun laufen die Gespräche, ob man die Schafherde regelmäßig dort einsetzen soll. Entschieden sei noch nichts, sagte Rainer Mehringer, dem die Tiere gehören. 250 bis 300 Waldschafe umfasst die Herde, die sich nun im Winterquartier in Oberschneidberg bei Geisenhausen im Landkreis Landshut befindet.

Mehringer züchtet diese alte Rasse der Waldschafe, um den Genpool zu erhalten. Die Tiere waren einst eine in Süddeutschland weit verbreite Rasse, vor allem im Bayerischen Wald, im Böhmerwald und im Waldviertel wurden sie gehalten. Daher stammt der Name. Charakteristisch für die Tiere ist ihre Mischwolle, die aus grobem Kurzhaar und feinen Wollfasern besteht. Diese Mischwolle eignet sich besonders für Lodenstoffe, zahlreiche Loderer in Erding bauten ihr Handwerk darauf auf. Als sich dann die Baumwolle in der Bekleidung durchsetzte, verlor man das Interesse an den Tieren und die Rasse starb nahezu aus. In Bayern gibt es nur noch etwas mehr als 1000 Tiere, die vorwiegend in der Landschaftspflege eingesetzt werden.

Mehringer sagte, die Bundeswehr habe heuer beim Bayerischen Schafverband angefragt, ob man probehalber Schafe auf dem Fliegerhorstgelände weiden lassen könne. Und da habe er sich gemeldet. Aufgabe sei es gewesen, den sogenannten inneren Bereich, der sich über 30 Hektar erstreckt, abweiden zu lassen. "Da konnten sie nicht mit großen Kreiselmähern durch, weil Gebäude im Weg stehen und Kabel verlegt sind", sagte Mehringer. Also wurden die Mäharbeiten von Hand erledigt, was sehr zeitaufwendig und teuer gewesen sei. Mit den Schafen sei es einfach gewesen, das Gras kurz zu halten, obwohl man schon täglich nach den Tieren schauen müsse: Man müsse kontrollieren, ob sie genügend Wasser hätten, ob die Zäune dicht seien und ob eines der Tiere möglicherweise erkrankt sei. Aus seiner Sicht war der Test, der sich über mehrere Wochen erstreckte, ein voller Erfolg. Die Waldschafe hätten sich "prachtvoll" entwickelt. "Das Gelände ist kiesig, die Tiere stehen nicht im Wasser oder im Schlamm. Außerdem ist dort ständig eine Windbewegung, daher gibt es kaum Insektendruck."

Die Tiere seien ideal für die Landschaftspflege, weil sie alles verwerten könnten, was sie fressen. Sie bräuchten auch kein Kraftfutter und seien sehr robust und kaum krankheitsanfällig. Aus kommerzieller Sicht gebe es jedoch Nachteile: Der Ertrag der Wolle decke nicht einmal die Scherkosten und die Gewichtszunahme verlaufe sehr langsam. Bei manchen anderen Rassen dauere es fünf Monate, bis ein Lamm das Schlachtgewicht erreiche, bei den Waldschafen seien es elf Monate. Die Tiere seien von April bis November draußen und im Winter füttere er sie mit Heu.

Mehringer sagte, der Versuch auf dem Fliegerhorst sei eine Win-Win-Situation für die Bundeswehr und für ihn als Schafhalter gewesen. Wenn die Zusammenarbeit fortgesetzt werde, wolle er bei der Landschaftspflege noch ein paar Ziegen dazustellen. Denn das Gelände verbusche andernfalls und Ziegen würden auch Gebüsche abknabbern. Hinzu komme, dass Waldschafe eine asaisonale Winterlammung hätten, die er zusätzlich durch die Zugabe von Böcken steuern könne. Denn es wäre für die Lämmer zu gefährlich, wenn sie während der Weidesaison auf dem Fliegerhorst zur Welt kämen. Denn auch die Krähen aus dem Stadtpark hielten sich dort auf. Mehringer hat 30 bis 40 Stück gezählt. Krähen würden neugeborene Lämmer attackieren: "Sie picken auf die Augen und versuchen, an die Weichteile heranzukommen. In den ersten 24 Stunden sind Lämmer extrem gefährdet."

Nun wartet Mehringer auf eine Nachricht von der Liegenschaftsverwaltung, ob man diese Beweidung fortsetzen wolle. Derzeit sei noch alles in der Schwebe. Seine Waldschafe hätten ihre Aufgabe hervorragend erledigt, lobte er seine Tiere.

© SZ vom 23.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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