Hausverkauf:Erst einmal entspannt abwarten

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Das Geschäft mit Mietwohnungen, hier Bild einer Anlage an der Langen Feldstraße in Erding, ist im Moment eingeschränkt. (Foto: Renate Schmidt)

Immobilienunternehmer aus dem Landkreis verzeichnen wegen Corona noch keine großen Einbußen. Das Vermietungsgeschäft ist allerdings eingeschränkt. Sie sind sich einig: Die Preise werden so schnell nicht fallen

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Wer spekuliert hatte, dass in Folge der Coronakrise die Preise für Immobilien oder im Mietsektor fallen, dürfte enttäuscht sein. Zwar ruht das Geschäft mit Wohnungsvermietungen, aber nicht, weil es keine Nachfrage gibt, sondern weil Besichtigungen wegen des Covid-19-Virus fast unmöglich wurden. Im Verkauf herrscht bei den meisten Immobilienmaklern höchstens ein Abwarten bei einigen potenziellen Käufern, aber sinkende Preise erwartet niemand.

"Das Problem ist die Besichtigung. Bei Vermietungen gibt es nämlich in der Regel keine leer stehenden Objekte. Beim Verkauf gibt es zusätzlich immer noch das Problem, dass es kaum Objekte gibt", sagt Richard Geier, von RG Immobilien. Das sieht auch Karl Kainz vom gleichnamigen Immobilienunternehmen: "Das Vermietungsgeschäft ist nicht ganz weg, aber eingeschränkt. Es gehen noch Einzelbesichtigungen, wenn die Wohnung leer steht." Auch bei Sperr & Zellner, Immobilien-Bauträger Dorfen, ist das so. "Das Vermietungsgeschäft ist auch bei uns mehr oder weniger komplett eingestellt. Allein schon, weil man nicht besichtigen kann. Wenn ein leer stehendes Objekt da ist, gibt es schon Nachfrage, aber die gesunkene Nachfrage liegt auch daran, dass eh wenig angeboten wird", sagt Jürgen Zellner.

Kaum Auswirkungen hat die Corona-Krise auf das Verkaufsgeschäft. "Im Gegensatz zum Gastwirt ist bei uns der Umsatz nicht komplett weg, sondern nur hinausgeschoben. Das kommt schon wieder", sagt Karl Kainz. Im Gewerbebereich sei "alles ganz entspannt, da sehen wir auch keinen Einbruch". Die Nachfragen seien da, die Besichtigungen würden nur später stattfinden. "Deshalb sind wir in der glücklichen Lage, dass wir die jetzt fehlenden Umsätze später sicher leicht wieder aufholen werden", fügt Kainz hinzu. "Wir sind in einer gesegneten Region, wo man vielleicht sagen muss, die Preise werden vielleicht nicht mehr so stark steigen wie vorher, aber dass die Preise sinken, kann ich mir nicht vorstellen, weil einfach die Nachfrage höher ist als das Angebot", so der Erdinger Immobilienunternehmer.

Auch bei Jürgen Zellner gibt es keine große Veränderung zur Zeit vor dem Covid-19-Virus: "Im Neubau merkt man eigentlich nichts von der Krise. Wenn, dann dürfte sie sich vielleicht auf das eine oder andere Gebrauchtobjekt durchschlagen, das bisher eh zu teuer war. Einige der Objekt waren zuletzt schon überbewertet." In der Preiskategorie sei Dorfen noch hinter Erding, aber von der Attraktivität und Nachfrage her genauso stark. Bei den Grundstückspreise sei Dorfen immer noch ein bisserl günstiger. "Bei unserer Haupttätigkeit, dem Wohnungsbau, laufen die Baustellen zu fast 100 Prozent normal weiter. Es gibt nur vereinzelt mal Problem mit Lieferungen, aber das ist fast zu vernachlässigen", sagt Zellner.

Was die Spekulationen betrifft, dass die Preise im Landkreis Erding fallen dürften, ist man sich in einem Punkt einig: wahrscheinlich nicht. "Eine Aussage über die Preisentwicklung ist meiner Meinung nach zu früh. Ich mache den Beruf jetzt seit 30 Jahren, aber derzeit kann niemand vorhersagen, ob es zu Preiseinbrüchen im Mietmarkt oder bei den Kaufpreisen kommt", sagt Albert Bergmann von VID Immobilien. Die Objekte, die man zuletzt verkauft habe, seien alle preislich genauso hoch gelegen, wie in den vergangenen zwei Jahren. "Zuletzt gab es ja eine extreme Preissteigerung bei Verkäufen und Mieten. Es wird aber wohl freiwillig niemand bei den Vermietern sagen, dass er die Miete wegen Corona reduziert. Dazu müsste das Drama noch über Monate gehen, was wir alle nicht hoffen."

Patrick Kanzelsberger vom gleichnamigen Immobilienbüro sieht mögliche Auswirkungen von Corona erst im nächsten Jahr: "Ich würde sagen, die Preise sind derzeit stabil, so wie vor Corona. Und bei den Käufern merken wir keine Zurückhaltung. Natürlich sind Kaufinteressenten aus krisengebeutelten Berufen etwas vorsichtiger geworden mit Zusagen. Aber insgesamt ist die Nachfrage weiter da. Erst nach Corona wird sich zeigen, ob wir die früheren Preise halten können. Wir müssen abwarten. Gewisse Käuferschichten sind dann vielleicht nicht mehr da. Aber so richtig nachhaltig wird es erst 2021 zu merken sein."

Auch Richard Geier sieht dies so: "Preislich hat sich Corona noch nicht bemerkbar gemacht, aber längerfristig denke ich schon. Viele Menschen werden im Zuge der Wirtschaftskrise wohl ihre Arbeit verlieren und dann fallen zwangsweise die Preise", schätzt er. "Aber nach meiner Einschätzung wird sich dies bei uns aber weniger stark auswirken. Zum einen, weil das Angebot weiter die Nachfrage nicht deckt und die Arbeitslosigkeit wird nicht so explodieren, wie anderswo. Die Immobilienbranche wird relativ stabil bleiben."

© SZ vom 27.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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