Hausschweinbestände im Landkreis gefährdet:Schweinepest rückt näher

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Die Wildschweinbestände sollen reduziert werden, um die Infektionskette auszudünnen. Landrat Bayerstorfer setzt im Landwirtschaftsministerium eine neue Jagdtaktik durch

Von Thomas Daller, Erding

Schweinehalter im Landkreis sind besorgt wegen der Afrikanischen Schweinepest (ASP). "Sie rückt jedes Jahr 100 Kilometer näher", sagte Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) beim Jahrespressegespräch. Sie ist zwar für den Menschen ungefährlich, aber sobald sich ein Tier angesteckt hat, muss der gesamte Bestand eines Halters gekeult werden. Das wäre im Landkreis Erding ein enormer wirtschaftlicher Schaden, denn hier befindet sich mit eine der höchsten Hausschweinbestände in Oberbayern; Erding hat so viele Schweine wie Freising und Ebersberg zusammen. Landrat Bayerstorfer will daher die Zahl der Wildschweine, die als Überträger gelten, reduzieren. Auf sein Betreiben hin darf nun eine neue Taktik bei der Erntejagd eingesetzt werden.

In Deutschland sind bereits Fälle der Afrikanischen Schweinepest in Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern aufgetreten. Bayerstorfer geht davon aus, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis sie auch Bayern erreichen wird. Dabei verlaufe die Infektionskette nicht allein von Wildschwein zu Wildschwein, sondern die Übertragung verlaufe auch über weggeworfene Essenreste wie Rohwürste, die aus infizierten Tieren hergestellt wurden und von Wildschweinen gefressen werden. Deshalb stünden mittlerweile an Autobahnraststätten mehrsprachige Hinweisschilder, die das thematisieren.

Um den Abschuss von Wildschweinen zu fördern, zahle der Landkreis eine zusätzliche Prämie von 20 Euro, so dass man insgesamt 90 Euro für ein erlegtes Tier bekomme. Solche flankierenden Maßnahmen seien erforderlich, weil sich der Wildschweinbestand in den Landkreis Erding hinein ausbreite. Früher seien Wildschweine nur in jenen Gemeinden geschossen worden, die an den Landkreis Ebersberg angrenzen, von wo aus sie gewandert seien. Aber mittlerweile treffe man sie auch im Holzland an; zwar nicht als Standwild, aber als Durchzieher auf der Suche nach Mais.

Diese Vorliebe für den Mais sollen sich die Jäger bei Erntejagden zunutze machen. Während der Ernte verstecken sich häufig ganze Rotten im Mais. Die Erntemaschinen treiben sie dann immer mehr zusammen, bis sie plötzlich in alle Richtungen aus ihrer Deckung hervorbrechen. Dieses Verhalten ist auch den Jägern bekannt. Sie lassen daher unmittelbar vor der Ernte Drohnen über die Maisfelder fliegen und positionieren sich dann so, dass sie die aufgeschreckten Tiere schießen können.

Hier können aber Konflikte mit der Sicherheit auftreten. Wenn der Schütze die Sau nicht treffe, fliege die Kugel weiter, bis zu drei Kilometer. Deshalb würden Jäger lieber von einem Hochsitz aus nach unten schießen, weil sich die Kugel bei einem Fehlschuss in die Erde bohre und kein Unheil anrichten könne. Bei einer Erntejagd stünden in der Regel aber keine Hochsitze zur Verfügung. Die Jäger dürften sich dabei auch nicht auf die erhöhte Fahrgastzelle eines Schleppers stellen, weil das Schießen aus motorbetriebenen Fahrzeugen verboten ist. Nun hat allerdings der Landwirt Bernhard Hartl dem Landrat einen Vorschlag unterbreitet: Man könnte bei dieser Definition über die Fahrgastzelle hinausdenken. Und zwar insofern, ob die Frontladeschaufel eines Schleppers aus Anbaugerät definiert werde. Denn von so einer Schaufel aus könnte ein Schütze in vier, fünf Metern Höhe einen gesicherten Abschuss machen. Wenn man dann eine Erntejagd mit zehn Schleppern vom Maschinenring unterstütze, ließe sich das sehr effizient gestalten. Der Gedanke fiel bei Bayerstorfer auf fruchtbaren Boden, der sich dann an das Landwirtschaftsministerium wandte, um die Sache zu klären. "Und ich habe es durchgebracht", sagte er. Diese Vorgehensweise sei allgemein genehmigt worden und dürfe nun auch über den Landkreis Erding hinaus eingesetzt werden.

© SZ vom 27.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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