Hauseigentümer sollen Gärten naturnäher gestalten:Spatz und Star machen sich rar

Lesezeit: 2 min

Negativer Trend bei der Stunde der Gartenvögel: Zahl der Sichtungen geht auch bei sogenannten "Allerweltsvögeln" zurück. Es fehlen Brutplätze und Nahrung

Von David Holz, Erding

Der befürchtete Rückgang der heimischen Vögel basierend auf einer Vogelzählung vom Januar setzt sich nicht in diesem Maße fort. Dennoch zeigt die erste Hochrechnung der aktuellen Zählung des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) und des Naturschutzbundes Deutschland (NABU), dass der negative Trend in Bayern und auch im Landkreis Erding weiterhin kritisch zu betrachten ist.

Zum bereits 13. Mal hatte der LBV und der NABU zur Sommervogelzählung "Die Stunde der Gartenvögel" eingeladen. Es galt, sich an einem der drei Tage von Freitag bis Sonntag, 12. bis 14. Mai, eine Stunde lang mit Block und Stift in seinen Garten, auf den Balkon oder einen Park zu setzen und exakt 60 Minuten lang alle Vögel zu zählen, die vom gewählten Platz aus zu beobachten waren.

Die Wintervogelzählung im Januar hat einen deutlichen Bestandsrückgang ergeben, der insbesondere bei Meisen und Finken beobachtet wurde. Nun konnten die betroffenen Vögel wieder des öfteren gesichtet werden. Jedoch zeigt eine erste Zwischenbilanz des LBV nach Erfassung von etwa einem Drittel der bayerischen Meldungen, dass dies dennoch keine Entwarnung darstellt, da im Vergleich zur "Stunde der Gartenvögel" 2016 lediglich das Vorjahresniveau erreicht werden konnte.

Die bisherige Datenauswertung des NABU zeigt, dass bayernweit 5818 Vogelfreunde in knapp 4150 Gärten, 137 579 Vögel und 112 verschiedene Vogelarten zählten. Im Landkreis Erding beobachteten 49 Personen 1585 Vögel. Vor allem der starke Rückgang der "Allerweltsvögel" sei laut dem LBV-Kreisvorsitzenden Sascha Alexander auffällig. So ist die Anzahl der Sichtungen der Kohlmeise im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent gesunken, die des Stars um 26 Prozent und die Sichtungen des Feldsperlings gar um 43 Prozent.

Beunruhigend sei außerdem der massive Rückgang der Wiesenbrüter wie dem Kiebitz, der in den drei Tagen in ganz Bayern nur sieben Mal gesichtet wurde. Eines der Hauptprobleme im Landkreis seien vor allem die vielen Bauprojekte, betont Alexander. So werde den Vögeln die Nahrungsgrundlage entzogen und die Brutplätze werden immer weniger. Auch sollten Hauseigentümer ihre Gärten naturnäher gestalten und den heimischen Tieren somit mehr Brutmöglichkeiten bieten, appelliert der LBV-Kreisvorsitzende an alle Gartenbesitzer.

Weiter führt Alexander aus, dass der rapide Wandel der vergangenen Jahre in Erding den Vögeln zu schaffen macht. War der Landkreis früher noch hauptsächlich landwirtschaftlich geprägt, stehe den Tieren heute die starke Nachverdichtung und der Verkehr gegenüber. Dieser enorme Grünlandrückgang stelle besonders für die Höhlen- und Heckenbrüter ein großes Problem dar. Aber auch der Haussperling leide unter dem Wandel. Die modernen Gebäude würden den Vögeln kaum mehr Nistmöglichkeiten bieten. Herrschen zusätzlich auch noch klimatische Bedingungen wie zuletzt, würde dies die Situation der Vögel weiter erschweren. Vor allem die der Tiere, die nur eine sehr geringe Reproduktionsrate haben.

Alexander kritisiert vor allem den "Ordnungswahn" der Gesellschaft. Obwohl alte und tote Bäume für junge Vögel wichtig sind, würden sie regelmäßig ohne Rücksicht entfernt. Es sei eines der größten Probleme, dass das wirtschaftliche Interesse über die Natur gestellt werde.

© SZ vom 16.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: