Haus der Begegnung:Raum für mehr

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Das Haus der Begegnung ist in der Trägerschaft des BRK. Auch die VHS hat die Räume schon genutzt, für OB Gotz soll das eher die Ausnahme bleiben. (Foto: Gerhard Wilhelm)

Für die Begegnungsstätte wird noch am Programm gefeilt. OB Max Gotz sieht den Träger BRK in der "Bringschuld"

Von Regina Bluhme, Erding

"Es gibt nur eine Richtung, und die geht nach oben", so fasste Claus Lüdenbach, Geschäftsführer der Volkshochschule im Landkreis Erding, am Mittwoch die Halbjahresbilanz für 2018 zusammen. Die Anzahl der Kurse und Teilnehmer ist wieder gestiegen, das Interesse gilt mittlerweile nicht nur den Sprachen. Gerade im Bereich "Gesellschaft" vermeldete Lüdenbach bei der Verbandsversammlung einen großen Sprung. Mittlerweile wurden auch schon VHS-Vorträge im Haus der Begegnung Am Rätschenbach organisiert, das sich in der Trägerschaft des BRK-Kreisverbands befindet. Hausherr ist die Große Kreisstadt und Oberbürgermeister Max Gotz betonte kürzlich, dass der Schwerpunkt in der Begegnungsstätte aber auf jeden Fall auf Angeboten für Bedürftige und Senioren liegen soll.

Er habe nichts dagegen, dass die VHS für die eine oder andere Veranstaltung die Räume Am Rätschenbach nutze, betonte Max Gotz auf Nachfrage der SZ. "Aber das BRK muss den Hut aufhaben." Er befürchtet nämlich, dass "in einem schleichenden Prozess" womöglich weitere Vereine oder Einrichtungen das Haus nutzen wollen - dies aber sei nicht die "Kernkompetenz". Auf der Homepage des BRK-Kreisverbands ist zu lesen: "Ziel der Begegnungsstätte ist es Isolation und Ausgrenzung von Menschen jeglichen Alters entgegenzuwirken." Das aktuelle Programm reicht zum Beispiel vom Singkreis bis zum Bastelnachmittag oder zum freien Mittagstisch am Donnerstag.

Max Gotz bittet um ein wenig Geduld beim Programmangebot. Er sehe "ganz klar eine Bringschuld beim BRK", aber das Haus sei erst im April eröffnet worden, "nun soll in Ruhe in den zwei bis drei Jahren etwas Gescheites" entwickelt werden. Was dem OB da unter anderem vorschwebt, ist klar: Begeistert erzählt er, wie er kürzlich Am Rätschenbach vorbeischaute und 20 älteren Damen beim gemeinsamen Singen und Lesen zuhörte.

Kritik, dass die Kurse zu teuer seien, ja dass überhaupt Geld genommen werde, könne er nicht nachvollziehen, erklärt der Oberbürgermeister. "Es ist nie die Rede davon gewesen, dass ein Bürgerhaus zum Nulltarif zu haben ist." Geschäftsführer Claus Lüdenbach betont gegenüber der SZ, dass die VHS lediglich acht Vorträge für das Haus der Begegnung eingeplant habe. Dafür, dass die VHS kostenfrei die Räume Am Rätschenbach nutzen darf, hat sie im Gegenzug Veranstaltungen des BRK Am Rätschenbach in ihrem Programmheft abgedruckt. Als Öffentlichkeitsarbeit für das BRK sozusagen, erklärt Lüdenbach. "So haben beide Seiten etwas davon."

Die Vorträge in der BRK-Begegnungsstätte seien "sehr gut gelaufen", so Lüdenbach. Zu den Kosten sagt er: Mit den sieben Euro Eintritt für einen Vortrag könne er gerade die Kosten decken. Für Inhaber der Kulturamtskarte seien die Vorträge ohnehin kostenlos, Bedürftige könnten diese für fünf Euro pro Semester erwerben, VHS-Kursteilnehmer zahlen neun Euro für die Karte, regulär kommt sie auf 39 Euro. Die Kulturkarte habe sich sehr gut entwickelt und von 2016 auf 2018 mehr als verdoppelt. Aktuell sind es 335 Inhaber.

"Wir wollen das Haus der Begegnung nicht okkupieren", betont Lüdenbach. Aber ein kunstgeschichtlicher Vortrag wie kürzlich über den Iran, der passe eben wunderbar in das Ambiente des Hauses Am Rätschenbach. "Wir hätten den Vortrag auch in einem unserer Klassenzimmer abhalten können, aber das wäre nicht so schön gewesen." Ganz abgesehen davon, dass das Haus Am Rätschenbach, mitten in der Altstadt, gerade für älteres Publikum eine wesentlich bessere Lage habe.

An akuter Raumnot habe die Nutzung des BRK-Begegnungsstätte nicht gelegen, sagt Lüdenbach. Der kleine VHS-Vortragsraum mit bis zu 20 Plätzen sei für prominent besetzte Vortrags-Veranstaltung zu klein, der große Saal mit bis zu 150 Plätzen wiederum zu groß. Aktuell sehe sich die VHS für Einzelveranstaltungen nach Räumen in Erding um. Mit dem Museum Erding hat es schon eine Zusammenarbeit gegeben, eine Fotoausstellung wird im Erdinger Frauenkircherl zu sehen sein. "Wir sind aktiv und wir wollen auch aktiv sichtbar sein", erklärt Lüdenbach. Der nächste Vortrag, den die VHS organisiert, hat am Montag, 3. Dezember, Josef Stalin zum Thema .Die Veranstaltung findet im VHS-Haus an der Lethnerstraße 13 in Erding statt.

© SZ vom 29.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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