Haag:"Hexit" in Haag

Lesezeit: 2 min

Beim Starkbierfest geht es um die Weltpolitik

Von Katharina Aurich, Haag

Die große Politik erreichte beim Starkbierfest des Vereins für Rasenspiele (VfR) am Samstag die kleine Gemeinde im Ampertal. "Haag first" riefen Reinhard und Tobi Seibold den Gästen in der ausverkauften Mehrzweckhalle zu, Lukas Maier griff gewohnt mitreißend in die Tasten seines E-Pianos. Der VfR hatte das Haager Trio, das bereits vor vier Jahren das Publikum begeisterte, wieder für ein Gastspiel gewinnen können, für das Reinhard Seibold die Texte schrieb sowie Tobi Seibold und Lukas Maier die Musik arrangierten.

"Der Hog" ist die Kunstfigur, die sich Reinhard Seibold als alter ego geschaffen hat, er lebt zwischen "dem Langenbach" und "dem Zolling". Dem Hog ging es nicht gut, zusammengesunken saß er auf der Bühne und löffelte eine wässrige Suppe. Da bekam der arme Mann Besuch vom Boandlkramer - als Stimme von Tobi Seibold aus dem Off, die abwechselnd zischte, drohte und schmeichelte. Der Boandlkramer wollte wissen, was der Hog denn in Haag seit seinem letzten Besuch alles geschaffen habe. Wie es denn mit der Gewerbesteuer aussehe, denn "der Wang", "der Moosburg" und "der Langenbach" hätten ja einige neue Gewerbegebiete ausgewiesen. Aber da musste der Hog passen, dafür werde Langenbach immer hässlicher, fügte er kleinlaut an.

Die "Havana Nights", musste der Hog zugeben, seien als Utopia Island nach Moosburg abgewandert. Da fiel ihm aber zum Glück noch etwas ein, was er geschaffen habe: das neue Sportheim, das der Verein für Rasenspiele bauen will, 5,9 Millionen Euro habe man dem Verein nachgeschmissen, um ein neues Haus im Hochwassergebiet zu bauen. Alles stehe auf Stecken, das bezahle der Freistaat, berichtete der Hog. Ob denn "der Zolling" auch Geld bekommen habe, schließlich stünde sein Sportheim ja auch im Hochwassergebiet, fragte die Stimme aus dem Off lauernd. Der Zolling sei doch viel zu langsam, bis der einen Schnaufer mache, sei alles zu spät, lästerte der Hog. Abgeben werde man ihm auch nichts, schließlich habe der Zolling das Kraftwerk und Gewerbesteuereinnahmen, er, der Hog, dagegen bekomme den Dreck ab.

Damit nun der armselige Hog wieder munter werde, tauchte Sigi Schlau (Tobi Seibold) auf, der kommende Haager Bürgermeister. Denn der Vogel (Anton Geier) habe nur Feuerwehrautos gekauft und ein Neubaugebiet mit nur elf Grundstücken geschaffen, lästerte der schmierige Typ auf der Bühne, den Seibold sehr überzeugend spielte. Er werde eine Mauer zum Langenbach errichten, die dieser selbst bezahlen müsse. Schlimm genug, dass es die Inkofener gebe, in Zukunft lasse man keine Fremden mehr hinein, ein bisschen Inzucht müsse sein, skandierte Sigi Schlau. Und es werde einen "Hexit" geben, den Austritt aus der Verwaltungsgemeinschaft Zolling, rief er dem johlenden Publikum zu.

Lukas Maier war inzwischen in die Rolle des Machtmenschen " Vladimir Donald Erdogan" geschlüpft und der verdatterte Hog wusste gar nicht mehr, wie ihm geschah. Natürlich sei es auch mit Tempo 30 in Inkofen vorbei, mindestens mit 100 Sachen dürfe man durch den Ort rasen, versprach Sigi Schlau und hatte das Publikum endgültig soweit, dass es sich erhob, gemeinsam sang "Steh auf, wenn du ein Haager" bist und sich zuprostete.

© SZ vom 20.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: