Ein engagierter Nazigegner und Geistlicher könnte die Lösung in der bereits seit vielen Jahren andauernden Diskussion um einen Namen für das Gymnasium Erding II sein. Lehrer, Eltern, Schüler und Landkreisvertreter haben sich auf Pfarrer Korbinian Aigner geeinigt. Nun muss nur noch das Kultusministerium zustimmen, dann heißt die Schule Korbinian-Aigner-Gymnasium.
Der 1885 auf einem Bauernhof in Hohenpolding geborene Korbinian Aigner schlug das Hoferbe aus, um Pfarrer zu werden. Der Geistliche blieb der Landwirtschaft dennoch treu. Als leidenschaftlicher Obstbaukundler züchtete er vor allem Äpfel. Sein Spitzname "Apfelpfarrer" war nur folgerichtig.
In der Nazizeit wandte er sich in seinen Predigten offen gegen das Regime. 1939 wurde ihm das zum Verhängnis: In seiner Gemeinde Hohenbercha (Landkreis Freising) verteidigte er im Religionsunterricht das missglückte Hitler-Attentat von Georg Elser im Münchner Bürgerbräukeller. Pfarrer Aigner wurde verhaftet, kam zunächst ins Gefängnis, dann ins Konzentrationslager Sachsenhausen, anschließend nach Dachau.
Dort pflanzte er kleine Apfelbäumchen zwischen den Baracken und züchtete sogar neue Sorten, die er "KZ 1 bis 4" nannte. 1945 gelang dem Pfarrer auf dem Todesmarsch von Dachau die Flucht. 1966 starb Aigner, 1985 wurde seine beliebteste Apfelsorte, KZ Nummer 3, in "Korbinian-Apfel" umbenannt.
Lehrer, Schüler und Eltern hätten das Gymnasium zu Beginn der Diskussion im Jahr 2005 gerne wegen des musischen Bezugs nach Clara Schumann benannt. Die Politik bestand stets auf einer Persönlichkeit mit Ortsbezug. Seit 2005 waren zahlreiche Namen im Gespräch, vom Stadtgründer Ardeo bis hin zu lokalen Künstlern. Mit dem "Apfelpfarrer" aus Hohenpolding ist nun offenbar ein Kompromiss gefunden worden.