Gutachten in Auftrag gegeben:Neue Ideen für Aufhausen

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Im Westen mal wieder was Neues: Im Gewerbegebiet nördlich der Dachauer Straße wird gebaut, ein Elektrofachartikelmarktwird einziehen. (Foto: Renate Schmidt)

Die Stadt Erding reagiert auf die Schwächen des Gewerbegebietes im Süden mit dem "Zukunftsplan 2030". Dort rechnen die Unternehmen schon mit einem Strukturwandel und bereiten sich vor

Von sebastian Fischer, Erding

Anton Michl braucht nicht viel Zeit, ein paar Minuten, da ist die Sache für ihn klar: Er fällt ein vernichtendes Urteil. "Erding Süd stirbt ab", sagt der Vorsitzende des Gewerbevereins Erding. Neulich besichtigte er in einer Rundfahrt mit Kollegen alle Erdinger Gewerbeflächen, sie fuhren auch durch die Berghamer Straße. "Wir haben das schon im Vorbeifahren gesehen, da braucht man kein Prophet zu sein." Die Läden im Gewerbegebiet Aufhausen, einem von zwei großen Gewerbegebieten in Erding, waren schlecht besucht, er sah eine leer stehende Halle, daneben einen Abladeplatz für Bauschutt, Berge aus Kies. Das Abbiegen von der Bundesstraße zum Gewerbegebiet war noch dazu gefährlich, die Anfahrt ist beschwert. Michl sagt:"Die Attraktivität muss deutlich gesteigert werden." Handlungsbedarf haben auch die Erdinger Stadträte erkannt. Im Stadtentwicklungsausschuss erklärte Stadtplanerin Karin Hatt am Mittwoch, die Münchner Beratungsfirma Cima beauftragen zu wollen, ein Konzept für die Gewerbeentwicklung auszuarbeiten, den "Zukunftsplan Erding 2030". Es ginge um das "gesamte Stadtgebiet", sagte sie. Doch vor allem geht es um den Nachholbedarf in Aufhausen.

Das Problem ist klar: Von einer "ungleichmäßigen" städtebaulichen und wirtschaftlichen Entwicklung sprach Hatt: Das Gewerbegebiet West habe eine dynamische Entwicklung erlebt, während sich in anderen Gebieten - in Aufhausen - deutliche gestalterische und wirtschaftliche Entwicklungsschwächen zeigen. Michl sagt: "Der Westen ist zu schnell gewachsen." Einzelhändler ziehen diesen Standort vor, in Aufhausen ansässige Geschäfte möchten umziehen, im Westen rollen gerade deshalb wieder die Bagger: Auf einer bislang noch nicht bebauten Fläche soll ein Elektrofachartikelmarkt entstehen. Der Expert-Markt verlegt seine Filiale in den Westen.

Im Süden, in Aufhausen, rollt gerade nichts. Doch die Stadt möchte das Gewerbegebiet nicht aufgeben. Die knapp 45 000 Euro für das Gutachten seien "gut angelegtes Geld", sagte Hans Egger (Erding Jetzt), der Vorschlag wurde einstimmig beschlossen. "Nur ein Gewerbegebiet zu haben ist nicht wünschenswert", sagt er. Kern des Konzepts, das mit einer Arbeitsgruppe aus Betrieben, Verwaltung und Stadtrat begleitet werden soll, ist eine höhere Transparenz über Angebot und Nachfrage auf dem Gewerbemarkt.

Harald Irl ist überrascht von den Plänen im Stadtrat, er freut sich darüber. Doch eigentlich ist dem Sprecher der Aktionsgemeinschaft Semptpark längst klar, wie sich das Angebot im Gewerbegebiet verschieben soll: "Es ist in Erding kein Platz für zwei Fachmarktzentren." Wegen des Internethandels wären die Zeiten für den Einzelhandel ohnehin schwer, deshalb sagt er: "Es muss ein Verwandlungsprozess einsetzen." Den Konkurrenzkampf im Einzelhandel habe der Erdinger Süden nun mal gegen den für ihn überraschend schnell gewachsenen Westen verloren, zu diesem Resultat sieht er keine Alternative, deshalb sagt er: "Das Wachstum muss in eine andere Richtung gehen." Die Bürogebäude im Gewerbegebiet wären schon jetzt ausgelastet, es sollen weitere entstehen, auch temporärer Wohnraum wäre denkbar. Dafür sei der Semptpark mit seiner S-Bahn-Anbindung prädestiniert. Ein Finanzdienstleister habe Interesse, seine Filiale hier zu errichten, außerdem sei die Nachfrage aus dem EDV-Bereich sehr groß.

"Der Semptpark ist nicht notleidend", sagt Irl, es stehe lediglich ein starker Strukturwandel bevor. Mehrgeschossige Neubauten stellt er sich vor, "ein gehobenes Bürozentrum". Von der Stadt wünscht er sich vor allem "Flexibilität." Es sieht gut aus: Bei der Erstellung des Gutachtens ist geplant, die Unternehmer mit einzubeziehen. Problematisch, sagt Hans Egger, sei etwas anderes: Gutachten gab es in der Vergangenheit viele, im September wird wieder eines für den Einzelhandel vorgestellt. Die Empfehlungen der Fachleute hat die Stadt dann allerdings oftmals ignoriert.

© SZ vom 16.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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