Grüne in Erding:"Wir sind wichtiger denn je"

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Helga Stieglmeier ist wieder zur Sprecherin des Vorstands der Grünen gewählt worden. (Foto: Renate Schmidt)

Der Kreisverband der Grünen hat einen neuen Vorstand gewählt und startet selbstbewusst ins Wahljahr

Von Veronika Wulf, Erding

Jetzt erst recht - so lautete die Devise des Kreisverbands von Bündnis 90/Die Grünen bei der Jahreshauptversammlung im Gasthof Mayr-Wirt. Neben der Wahl des Vorstands ging es an diesem Mittwochabend viel um Populismus und die erstarkende Rechte. Die Parteimitglieder stimmten jedoch kein Jammerlied an, sondern machten eine selbstbewusste Kampfansage: Die Grünen würden diesen Entwicklungen mit Vehemenz entgegen treten und seien im Jahr der Bundestagswahl "wichtiger denn je". Dies wollen sie mit einer Entschärfung des Diskurses und einer Besinnung auf grüne Grundwerte erreichen.

Zu Beginn der Sitzung hatte Vorstandssprecherin Helga Stieglmeier eine gute Nachricht zu verkünden: Innerhalb der vergangenen vier Wochen bekam der Kreisverband gleich drei neue Mitglieder, was bei einer Mitgliederzahl von 89 nicht wenig sei. Alle Neuen hätten versichert, sich aktiv in die Partei einbringen zu wollen, das freute Stieglmeier besonders. Einer stellte das gleich unter Beweis: Karsten Schmidt, der sich einstimmig in den Vorstand wählen ließ. Der Wahlwalpertskirchener war früher in Nordrhein-Westfalen CDU-Mitglied. Als er nach Bayern kam, versuchte er es kurz mit der CSU, was "überhaupt nicht funktionierte", bevor er nun zu den Grünen kam. "Als Angestellter im Fliegerhorst bekomme ich die Flüchtlingsproblematik jeden Tag mit", sagte er. Deshalb sei es ihm ein Anliegen, jedem Flüchtling "menschlich auf Augenhöhe zu begegnen."

Durch seine Wahl ist die Anzahl der Beisitzer im Vorstand auf fünf gewachsen, da auch die vier bisherigen Mitglieder alle einstimmig wiedergewählt wurden: Stephan Glaubitz, Doris Kraeker, Günther Kuhn und Anna-Maria Lanzinger. Als Vorstandssprecher wurden Helga Stieglmeier und Christoph Sticha wiedergewählt und Florian Geiger als Kassenwart.

Inhaltlich möchte der Kreisverband auf grüne Kernthemen setzen: Klimaschutz, erneuerbare Energien, Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern, Sozialhilfe, Mindestlohn, Offenheit gegenüber Flüchtlingen, Frieden - und von all dem mehr. Auf lokaler Ebene fordern sie mehr Investitionen in öffentliche Verkehrsmittel und neue Mobilität statt in Umgehungsstraßen, weniger Flächenversiegelung, weniger "Massenhühnerfabriken" und keine dritte Startbahn am Flughafen. "Das ist ein Prestigeprojekt von Teilen der bayerischen Regierung, das Steuermillionen verschlingt", sagte Kraeker. Ein Thema, das bei der Versammlung immer wieder kritisiert wurde, war außerdem die zunehmende "Vermaisung" der Felder, durch die das Grundwasser verseucht werde.

Nicht nur personell, auch finanziell ist die Partei zufrieden. Im Jahr 2015 konnte sie einen Gewinn im niedrigen fünfstelligen Bereich einbringen, "eine wichtige finanzielle Basis für die kommenden vier Wahljahre", sagte Geiger. Bei der kommenden Bundestagswahl wird Direktkandidatin Anna-Maria Lanzinger von den Erdinger Grünen auf Listenplatz 17 der bayerischen Grünen antreten. "Ich bin mir sicher, dass wir einen harten und manchmal sehr unsauberen Wahlkampf erleben werden", sagte Stieglmeier. Der politische Diskurs werde immer aggressiver, vor allem in den Kommentarspalten sozialer Medien. "Nicht nur dort", fügte der zweite Sprecher Sticha hinzu. Er sei mehrfach beleidigt, bedroht und sogar tätlich angegriffen worden, weil er sich mit seinem Freund in der Öffentlichkeit als Paar zeigte.

Mit Sorgen blickten die Parteimitglieder auf die AfD, aber nicht nur auf die: "Die CSU hat 50 Prozent im Kreistag, deshalb schmerzt sie mich mehr als die AfD", sagte Vorstandsmitglied Glaubitz. Er kritisierte scharf das Beharren der CSU auf einer Obergrenze und die Flüchtlingspolitik von Landrat Martin Bayerstorfer. "Man kann Bayerstorfer fast schon den Orbàn von Bayern nennen", sagte Glaubitz. "Und das schlimmste ist, er würde sich dadurch geschmeichelt fühlen."

© SZ vom 13.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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