"Grün, ruhig, einfach schön":Kaffee und Torte in historischem Gemäuer

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Kerstin Badberger und Peter Hiebl sind seit April die neuen Pächter des Cafés im Bauernhausmuseum Erding. Was sich seither verändert hat, und warum die beiden die Gastronomie ihrem Urlaub vorziehen

Von Korbinian Hartmann, Erding

"Für uns ist die Arbeit im Café wie Urlaub", sagt Peter Hiebl über seinen neuen Job als Gastronom. "Rundum ist es grün und ruhig, und wenn man hier in der Früh zusieht, wie langsam die Sonne aufgeht, ist das einfach schön." Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Kerstin Badberger betreibt der 50-Jährige aus Haag seit April das Café und den Biergarten im Bauernhausmuseum. Zwar handelt es sich dabei lediglich um eine Nebentätigkeit und eine Leidenschaft, denn hauptberuflich arbeitet Hiebl als Getränkehändler und Badberger bei dem familieneigenen Parkplatzbetrieb in Schwaig. Ihre Leidenschaft fürs Café kostet sie viel Zeit und Aufwand - den beiden macht das aber nichts aus.

Freitagnachmittag um 16 Uhr beginnt der Betrieb in dem kleinen Café. Die Tische und Stühle stehen auf der Wiese neben dem alten Bauernhaus, Bäume verdecken die Sicht auf die Hauptstraße und sorgen so für eine ruhige Atmosphäre, fernab von jedem Stress. Angeboten werden Kaffee und Kuchen, die Chefin backt selbst, wobei die 46-Jährige aus Oberding oft Unterstützung von ihrer Mutter bekommt. Besonders beliebt ist die Hinterberger Torte, ihre "Haustorte, wie die Wirtsleute sagen. Daneben locken auch leichtere traditionelle Süßspeisen wie Apfelstrudel oder Besonderheiten wie die Cappuccino-Torte. Zwar gibt es keine eigenen Kreationen, dennoch beteuert Badberger, dass keiner ihrer Kuchen genau so in einem Backbuch zu finden sei. "Ich nehme mir die künstlerische Freiheit, die Kuchen jedes Mal etwas anders zu gestalten."

Zufrieden mit der ersten eigenen Wirtschaft: Kerstin Badberger und Peter Hiebl sind glücklich, dass sie seit April das Café des Erdinger Bauernhausmuseums betreiben. Auch Familienhund Paul ist sichtlich froh über den naturnahen Auslauf. (Foto: Renate Schmidt)

Wem das alles zu süß ist, der kann sich an die deftigen Seiten der Speisekarte halten. Bayerische Brotzeiten mit regionalen Zutaten passen gut in den Biergarten, auch regionale Besonderheiten dürfen nicht fehlen. "Manche Leute kommen extra für unseren Essig-Brezenknödel", sagt Hiebl stolz. Allerdings bleibt die Küche kalt, für warme Speisen reichen die Kapazitäten nicht aus. Ausnahmen gibt es nur zu besonderen Anlässen. "Bei einer Veranstaltung des Erdinger Klinikums haben wir ein Spanferkel zubereitet", erzählt Hiebl.

Dennoch ist das Paar mit den Kapazitäten zufrieden. "Das genügt vollkommen, lieber geht uns mal das Essen aus, als dass wir zu viel vorbereitet haben und dann wegwerfen müssen", so Badberger. An heißen Tagen kann man auch keine Kuchen mitnehmen, könnten sie doch verderben, bis der Käufer damit zuhause ankommt. "Wir wollen ja, dass es unseren Gästen gut geht und sie nicht bei uns erkranken", erklärt die Wirtin.

Wichtig ist den beiden Gastgebern auch die Regionalität ihrer Zutaten. Die Biere kommen allesamt aus dem Landkreis, jede Sorte von einer anderen Brauerei. Für die Brotzeiten lässt sich der kleine Gasthof unter anderem von der Metzgerei Holzer in Wifling und der Bäckerei Ways in Moosinning beliefern. Der Südtiroler Speck ist eine der wenigen überregionalen Zutaten.

Die Terrasse bietet eine idyllische Atmosphäre. (Foto: Renate Schmidt)

Neben regelmäßigen Veranstaltungen wie dem Bayerischen Frühstücksbuffet, das jeden zweiten Sonntag ab 10 Uhr stattfindet, veranstaltet das Café noch weitere Events. So gab es jüngst den Bier-Probier-Abend, eine Blindverkostung von Biersorten aus dem Landkreis, am 3. Oktober werden Weißwürste selbst gemacht und zusammen gegessen. Weitere Veranstaltungen wie ein Starkbierfest seien in Planung.

Nach einer Gaststätte hatten Badberger und Hiebl schon länger gesucht. "Wir haben aber vorher einfach nichts gefunden, was uns beiden gefallen hat", so Hiebl, der schon diverse Erfahrungen in die Gastronomie mitgebracht hat. Sein eigener Wirt war er aber noch nie. Seine Lebensgefährtin hingegen sei in einer Wirtschaft aufgewachsen. "Das Objekt hat genau unseren Vorstellungen entsprochen", erzählt Badberger, die von dem Café von Anfang an begeistert war. Gesucht hätten sie "etwas Altes", auf das sie dann in einer Zeitungsanzeige gestoßen seien. Die Bewerbung beim Landratsamt glückte - und Badberger und Hiebl übernahmen im April das Café.

Unterstützung bekommt das Paar von Hiebls Sohn Tobias, 27, sowie Badbergers Kindern Laura, 19, und Luca, 17. Auch ihre Eltern helfen gelegentlich mit. "Allerdings wollen wir niemanden zu etwas zwingen", betont Hiebl. Zur Not müsste eine Küchenhilfe eingestellt werden. "Eigentlich barg die Investition keine Risiken", so Hiebl. Die Ausgaben seien überschaubar gewesen. "Außerdem ist das für uns ja ein Hobby", sagt Badberger. "Andere Leute geben für ihre Hobbys schließlich auch Geld aus."

Die Stube lockt mit Retro-Charme. (Foto: Renate Schmidt)

Betrieb herrscht von Ostern bis Oktober, in den anderen Monaten könne man im Haus nicht heizen und es wäre zu kalt. Sonst sind das Café und der Biergarten am Freitag ab 16 Uhr sowie am Wochenende und an Feiertagen ganztägig geöffnet. Mehr lässt der eigene Terminkalender nicht zu. "Natürlich können wir für wenige Veranstaltungen unter der Woche Ausnahmen machen", so Hiebl. "Aber wir betreiben die Gaststätte ja nur nebenberuflich und müssen noch anderweitig arbeiten." Dass sie an ihren drei Betriebstagen aber beinahe jede Minute beschäftigt sind, stört die Wirtsleute nicht. "Wenn man in der Gastronomie arbeiten möchte, dann gehört auf alle Fälle Leidenschaft dazu", sagt Badberger. Dafür nehmen die beiden auch in Kauf, dass sie in diesem Sommer nicht in den Urlaub fahren.

Ein wichtiges Anliegen ist den beiden, dass sich ihre Gäste genauso wohl fühlen. "Natürlich gibt es in Erding noch viele andere tolle Cafés, aber wenn man bei uns im Grünen und fernab von Lärm und Stress sitzt, ist das doch mal etwas anderes", sagt Badberger. Dass Familienhund Paul dabei gemütlich unter dem Tisch liegt, unterstreicht die Idylle. Geöffnet ist freitags und samstags bis 22 Uhr, sonntags bis 20 Uhr. Hetzen muss sich beim Essen aber niemand. "Die Gäste dürfen grundsätzlich solange bleiben, wie sie wollen", betont Badberger.

Wegen der naturnahen und ruhigen Lage kämen auch viele junge Familien mit Kindern, weil die Eltern sie auf dem Bauernhausgelände sorgenfrei spielen lassen können. Aber auch viele ältere Menschen sind unter den Besuchern. Damit sei das Gästespektrum bunt gemischt. "Wir sind über jeden froh, dem es bei uns gefällt", so Hiebl. Die natürliche Umgebung und der Charakter des Cafés sollen erhalten bleiben, dennoch hatten die Wirtsleute den Wunsch, etwas zu verändern. Nach und nach wollen sie draußen zunächst die Tische und Stühle erneuern, weitere Veränderungen sind geplant. Ratschläge bekommen die beiden auch von Christine Heigl. Die Vorgängerin als Cafébetreiberin arbeitet auf dem Bauernmarkt, der wöchentlich auf dem Gelände des Bauernhausmuseums stattfindet. Inzwischen haben die beiden ihren Vertrag beim Landratsamt verlängert, mindestens für eine weitere Saison. Daher laufen nun auch schon Vorbereitungen zum dreißigjährigen Jubiläum des Bauernhausmuseums im kommenden Jahr. Dazu wollen die Wirte auch noch intensiver mit dem Museum zusammenarbeiten. Das könnte auch noch mehr Leute in die Ausstellung locken, hofft Hiebl.

Dass das Café irgendwann auch unter der Woche geöffnet ist, schließen Hiebl und Badberger nicht grundsätzlich aus. "Wir können uns vorstellen, dass wir noch lange hier arbeiten", sagt Hiebl. Natürlich müsse man aber erst einmal abwarten, wie es läuft. Im Moment mache ihnen die Arbeit aber viel Spaß. Ein Urlaub wäre aus ihrer Sicht daher wohl Zeitverschwendung.

© SZ vom 01.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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