Gewerbegebiet:Im Westen startet Next Horizon

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Ein Blick in die gar nicht ferne Zukunft: Mit Next Horizon entsteht eines der größten Gewerbegebiete Erdings. Visualisierung: CBRE/VIB Immobilien AG (Foto: CBRE (privat))

Der international agierende Immobiliendienstleister CBRE beginnt in Erding mit der Vermarktung von Büro- und Gewerbeflächen. Die Pläne für eine riesige Logistikhalle sind längst vom Tisch. Mittelständler und der eine oder andere Global Player sind willkommen

Von Regina Bluhme, Erding

Erding ist auf dem Weg zu einem neuen Horizont, oder vielmehr zu: Next Horizon. So heißt das neue Gewerbegebiet, das der international agierende Immobiliendienstleister CBRE mit Hauptsitz in Dallas, Texas, gerade im Westen der bayerischen Kleinstadt entwickelt. Der Startschuss für die Vermarktung von insgesamt 79 000 Quadratmeter Gewerbe- und Bürofläche zwischen Dachauer und Sigwolf Straße ist vor kurzem gefallen. Zur Zielgruppe gehört laut CBRE neben lokalen und überregionalen Mittelständlern gerne auch der eine oder andere Globalplayer. Die CBRE Group ist laut Selbstauskunft das weltweit größte Immobiliendienstleistungs- und Investment Unternehmen, im Bezug auf den Umsatz im Geschäftsjahr 2020. Mehr als 100 000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind in 100 Ländern tätig. Dallas in Texas klingt weit weg, aber Maximilian Sänger, bei CBRE als Team Leader Industrial & Logistics München tätig, ist in der Landeshauptstadt nah an Erding dran. Seit 1973 ist CBRE bereits in Deutschland vertreten, es gibt neben München noch weitere Niederlassungen, die Zentrale ist Frankfurt. CBRE übernimmt die Vermarktung im Auftrag des Investors, der VIB Vermögen AG mit Sitz in Neuburg an der Donau, mit der sie nach Angaben von Sänger bereits mehrere Gewerbeprojekte erfolgreich gestemmt hat.

Insgesamt ist das Grundstück an der Dachauer und Sigwolf Straße laut einer CBRE Pressemitteilung 215 000 Quadratmeter groß. Davon sollen jetzt 79 000 Quadratmeter vermietet werden. 15 700 davon entfallen auf zwei Bürogebäude. Zudem entstehen sechs Baufelder mit Gebäudeflächen von 2100 bis 30300 Quadratmetern. Die Gewerbeflächen eignen sich für unterschiedliche Nutzungen, schreibt CBRE: Zielgruppen seien der lokale und überregionale Mittelstand sowie auch "Globalplayer aus den Bereichen Life-Science, E-Mobility, Produktion, Maschinenbau, Bio-Tech, Forschung und Entwicklung". Neben den Fertigungs- und Bürogebäuden werdenlaut CBRE 776 Pkw- Stellplätze in einem Parkhaus errichtet.

Erdings Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) sagt, er freue sich, dass es jetzt auf dem Areal endlich losgeht und er verweist auf die künftigen Arbeits- und Ausbildungsplätze vor Ort und die dringend benötigten größeren Büroflächen. Allerdings sei er in einem Punkt nicht zufrieden: Seiner Ansicht nach hätte es im Westen Erdings schon vor drei Jahren so weit sein können, wenn nicht "Debatten zu einer eklatanten Verzögerung" geführt hätten. Lange war um die Bebauung auf dem Grundstück gerungen worden. Ursprünglich hatte die VIB Vermögen AG dort eine Halle mit einer Grundfläche von 100 000 Quadratmetern bauen wollen. Das Projekt trug bald nur noch den Titel "Logistikhalle". Der Aufschrei in Teilen der Politik und der Bevölkerung war groß. Schließlich überarbeitete der Investor 2018 das Konzept. Gegen sechs Stimmen fasste schließlich der Planungsausschuss des Erdinger Stadtrats im Juni 2021 den Satzungsbeschluss für das Areal. Reine Logistiker dürfen sich ausdrücklich nicht ansiedeln, Leichtindustrie dagegen ist erlaubt.

Erdings Oberbürgermeister verweist auf die fünfstellige Zahl der täglichen Pendler. Künftig gebe es die Chance auf wohnortnahe Arbeits- und Ausbildungsplätze. Am liebsten wäre Max Gotz ein großer Anteil an produzierendem Gewerbe, das auch viele handwerkliche Dienstleister heranziehe. Es sei ihm wichtig, dass nicht nur Jobs im High-Tech oder IT-Bereich geschaffen werden, sondern auch Stellen und Ausbildungsmöglichkeiten für junge Leute, für Menschen mit Mittelschulabschluss. "Auf die werden wir zu achten haben." Gotz verweist zudem auf die künftigen Gewerbesteuereinnahmen. "Mit der Einkommenssteuer allein schaffen wir nicht mal die Pflichtaufgaben einer Kommune."

Auch mit größeren Büroflächen gehe jetzt endlich was in Erding voran, so Gotz. "Bei Flächen um 1200 bis 1400 Quadratmetern haben wir einen eklatanten Mangel." In jüngster Zeit ist zum Beispiel die Agentur für Arbeit an die Peripherie abgewandert. Das Landesamt für Lebensmittelsicherheit hat aus Mangel an Büroflächen in einer Immobilie in Oberding provisorisch Unterschlupf gefunden.

Erding biete für Next Horizon einige Vorteile, unter anderem einen guten Zugang zu verschiedenen Autobahnen, die Münchner Innenstadt lasse sich in 40 Minuten, der Flughafen München in 15 Minuten erreichen, schreibt CBRE. Überhaupt sieht CBRE hier ein "neues Entwicklungsareal in der Metropolregion München". Gerade rund um die Landeshauptstadt sind laut Maximilian Sänger Flächen in Größenordnung von Next Horizon kaum mehr zu bekommen. Erste Interessenten hätten sich bereits gemeldet.

"Ein Maßanzug für die nachhaltige Entwicklung zukunftsorientierter Unternehmen" sei in Erding am Werden, sagt Maximilian Sänger. "Von der Stange gibt's anderswo", so Martin Pfandzelter, Vorstandsvorsitzender der VIB Vermögen AG in einer Pressemitteilung. Er verweist darauf, dass die VIB Vermögen AG den Gewerbepark "langfristig in ihrem Portfolio halten will". Auf Nachhaltigkeit werde großen Wert gelegt, man strebe die Gold-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) an.

Auch eine ausgedehnte Begrünung ist vorgesehen zum Schutz des Korbinian Aigner-Gymnasiums im Süden sowie der östlich gelegenen Wohnsiedlung. In der Nachbarschaft zu Next Horizon wird zudem der neue Recyclinghof der Stadt angelegt. Ein Stück weiter baut Amazon ein Verteilzentrum und der ehemalige Reiterhofs der Fischers Stiftung soll einer Großbäckerei Platz machen. Da wartet also noch einiges am Erdinger Horizont.

© SZ vom 26.02.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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