Gewerbegebiet Erding West:1000 neue Arbeitsplätze

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Nach drei Jahren Diskussion gibt der Stadtrat mit breiter Mehrheit seine Zustimmung. Von Logistik und Spedition ist nun keine Rede mehr

Von Antonia Steiger, Erding

Bis zu 1000 Arbeitsplätze sollen in dem neuen Gewerbegebiet in Erding an der Ecke der Dachauer Straße mit der Sigwolfstraße entstehen, um das Politik, Investoren und Bürgerschaft nun drei Jahren gerungen haben. Von einer Logistikhalle ist keine Rede mehr. Die Hallenkapazität wurde von 100 000 Quadratmeter um etwa ein Drittel auf 66 000 Quadratmeter heruntergeschraubt, auch die Höhe wurde reduziert. In den fünf Hallen soll es Abschnitte von 300 bis 600 Quadratmeter geben, damit möchte man den hiesigen Gewerbetreibenden ein Angebot unterbreiten. Der Stadtrat nahm den Vorschlag mit 28:9 Stimmen an. Jetzt erarbeitet die Verwaltung auf Basis des Konzeptes des Investors VIB Vermögen AG einen Entwurf, mit dem es ins Bebauungsplanverfahren geht.

Viele Stadträte sahen in dem jetzt vorliegenden Konzept eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu früher diskutierten Vorschlägen, andere entdeckten weniger Fortschritte. Klar war aber allen, dass nun eine Entscheidung gefällt werden müsse, wie das auch Petra Bauernfeind (FW) betonte. OB Max Gotz (CSU) verwahrte sich nochmals gegen den Vorwurf, er und die CSU hätten einer Logistikhalle den Weg bereiten wollen. Gotz und auch andere forderten aber auch, dass Erding dringend Flächen für Gewerbe ausweisen müsse - so wie das in den Gemeinden rund um Erding auch geschehe. Dass Flächen fehlen, wurde allen deutlich, als eine von bayernweit zwei Behörden zur Lebensmittelüberwachung von Großbetrieben nicht in Erding, sondern in Schwaig angesiedelt werden musste - weil in Erding keine passenden Räume gefunden werden konnten.

Abgelehnt hat der Stadtrat den Wunsch von Hans Egger (Erding Jetzt), ein Mischgebiet zu planen. Konflikte wegen Lärm und Verkehrsbelastungen seien zu erwarten, hieß es. Gotz vertrat darüber hinaus die Auffassung, dass genügend Wohngebiete in Erding geplant seien.

Im Moment seien 865 Wohneinheiten im Entstehen. Und er wies den Vorwurf Eggers, er würde die Entwicklung der Wohngebiete am Erdbeerfeld und an der Haager Straße Ost mit Hinweis auf die dort bestehende Hochwassergefahr künstlich verzögern, vehement zurück. Es ergab sich im Laufe dieser Sitzung nicht nur ein relativ ruppig ausgetragener Disput zwischen Gotz und Egger, unter anderem weil Egger anzweifelte, dass die Stadt Erding tatsächlich nicht vorankäme mit dem Hochwasserschutz an den Gewässern dritter Ordnung, also der vier Gräben im Stadtgebiet, weil die Anlieger sich gegen eine Beprobung wehrten.

Unterschiedliche Sichtweisen taten sich auch auf, als es um die Arbeitsplätze ging: Braucht Erding Arbeitsplätze, obwohl die Arbeitslosigkeit hier bei 1,7 Prozent liegt? Verschärft man das Verkehrsproblem? Oder entschärft man es, weil Erdinger zum Arbeiten nicht mehr auspendeln müssen, sondern mit dem Rad zur Arbeit fahren können? Es wird auch die Aussicht auf einen Mix von Arbeitsplätzen unterschiedlicher Qualifikation sein, weswegen das Konzept in der nun vorliegenden Form schließlich die Zustimmung im Stadtrat fand.

In dem Bebauungsplan werden etliche Details eingearbeitet, sie sollen ungute Entwicklungen in dem Areal wirksam verhindern: Statt zweier großer Hallen gibt es fünf, die größte wird 31 000 Quadratmetern groß werden und ist wie alle anderen Hallen teilbar. Verschiedene Nutzungsarten werden ausgeschlossen: Speditionsbetriebe und reine Logistikbetriebe, bei denen "ausschließlich Warenumsatz ohne weitere wesentliche Produktionsschritte, wesentliche Montageschritte oder wesentliche Verpackungsschritte stattfinden", wobei der Rechtsamtsleiter Andreas Erhard auf Nachfrage erläuterte, dass "wesentlich" kein juristisch eindeutiger Begriff sei. Man werde diskutieren müssen.

Anklang finden auch die drei Bürogebäude mit zusammen etwa 16 2000 Quadratmeter Geschossfläche. Im Konzept von VIB Vermögen ist die Rede von einem Nutzungsmix für Behörden, Gründerzentren und auch Laborflächen. Vor drastisch zunehmenden Verkehrsströmen müssen sich die Erdinger demnach nicht fürchten, jedenfalls nicht wegen des Gewerbegebietes. Das zusätzliche Aufkommen spielt laut einem Gutachte vom Büro Obermeyer "keine entscheidend Rolle" im Vergleich zum Aufkommen, das von den übrigen Bebauungsplänen ausgelöst wird.

Weitere nennenswerte Details: ein Parkhaus mit 600 Plätzen, ein 5000 Quadratmeter großer Wertstoffhof, der mit dem Rad erreicht werden kann, 60 000 Quadratmeter Grün auf dem Quartier und nochmals weitere 50 000 im näheren Umkreis und eine städtebaulich optimierte Planung, an der das Landschaftsarchitektenbüro Narr, Rist und Türk mitgewirkt hat, bekannt durch die Planung des Stadtparks und des Kronthaler Weihers.

© SZ vom 02.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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