Gesundheit im Landkreis Erding:Mehr Personal, weniger Defizit

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Das Klinikum Erding setzt darauf, dass Corona 2022 auf den Betrieb "keinen bedeutenden Einfluss" mehr hat. Die Erlöse sollen deshalb um rund zehn Millionen Euro steigen. Ungewiss ist auch, was die neue Regierung plant

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Das Klinikum Erding rechnet damit "dass die Corona-Pandemie keinen bedeutenden Einfluss mehr haben wird" im nächsten Jahr - zumindest "zum derzeitigen Zeitpunkt". Im vom Krankenhausausschuss am Montag einstimmig gebilligten Wirtschaftsplan 2022 wird deshalb von einer deutlichen Ausweitung der Leistungen ausgegangen. Damit soll auch das Minus zurück gehen. Im Plan für 2021 wird noch mit einem Defizit von 6,22 Millionen Euro gerechnet, 2022 sollen es 5,15 Millionen sein. Bei den Erlösen hofft man auf eine massive Steigerung: 90 Millionen Euro. Im Wirtschaftsjahr 2020 sind es 80,4 Millionen gewesen. Im kommenden Jahr sollen zudem rund 4,1 Millionen Euro investiert werden. Unter anderem in Baumaßnahmen und Medizintechnik. Der Personalstand soll von derzeit 742,75 auf 792,75 Vollzeitstellen erweitert werden. Neueinstellungen soll es vor allem im Pflegebereich geben.

"In einem sind wir uns wohl alle einig: wir alle unterstützen das Klinikum und bei den Investitionen werden wir mitgehen", sagte SPD-Kreisrätin Nicole Schley. Ein wenig bange sei ihr, wie wohl anderen Bürgermeistern in dem Gremium auch, wenn es um die Kreisumlage gehe, über die alle Kommunen diese Investitionen mitfinanzieren. Diese müsse man den Bürgern "auch schmackhaft" machen. Bedenken, die CSU-Kreisrat Thomas Bauer nicht teilte. Wenn es um Investitionen im Gesundheitsbereich gehe, werde dies von den Bürger immer positiv gesehen.

Investitionen, die laut Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) auch im Hinblick auf das Ziel, für das Klinikum den Status eines Schwerpunktversorgers zu erhalten, getätigt werden. Dieser Status würde dann auch mehr staatliche finanzielle Unterstützung bedeuten und eine bessere, ortsnahe Gesundheitsversorgung für den Bürger. Derzeit ist Erding Grund- und Regelversorger der Versorgungsstufe I. Die neue Abteilung für Urologie, sowie die Ausweitung der sechs OP-Säle auf acht, die digitale Vernetzung der Intensivstation des OP-Bereichs mit der Station sowie über 60 EDV-Projekte nannte Bayerstorfer unter anderem an Investition 2022. "Der Landkreis Erding steht nicht nur zu seinem Klinikum, sondern der Haushaltsentwurf zeigt, mit welcher Wucht wir investieren." Der Landkreis beteilige sich im nächsten Jahr am Betrieb des Klinikums Erding mit der Rekordsumme von 13,7 Millionen Euro.

Mit etwas Sorge blickt das Klinikum nach Berlin. Die aus dem Regierungswechsel sich ergebenden Auswirkungen auf die Gesundheitspolitik, insbesondere die Finanzierung der Leistungen durch ein Fallpauschalen-System, seien noch nicht absehbar, heißt es im Wirtschaftsplan 2022. Die Planungen habe man auf Basis der bestehenden rahmenpolitischen und gesetzlichen Vorgaben geplant. Jan Güssow, der neue kaufmännische Direktor des Klinikums, sprach von "einer spannenden Zeit", die er unter dem neuen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erwarte.

Mit dem Mehr an Leistungen hat sich auch der Personalstand kontinuierlich nach oben entwickelt, womit auch die Personalkosten stiegen. Von 53,9 Millionen Euro 2020 bei 734,81 Vollzeitstellen auf geschätzte 62,4 Millionen nächstes Jahr bei 792,75 Vollzeitstellen. Alleine 25,45 der neuen Stellen sollen auf den Bereich Pflege entfallen. "Damit ist jedem ersichtlich, dass uns die Pflegekräfte nicht nur wichtig sind, sondern einen entscheidenden Anteil an der Funktionsfähigkeit des Klinikums darstellen", sagte Bayerstorfer.

Auch für die kommenden fünf Jahre wird ein Minus erwartet. Allerdings soll es bis 2026 auf drei Millionen Euro sinken. Unter den aktuell bestehenden gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen im Allgemeinen, sowie aufgrund der "Situation als kommunales Haus mit einem impliziten Versorgungsauftrag zur ambulanten Notfallversorgung der Landkreisbevölkerung im Besonderen", sei ein ausgeglichenes Jahresergebnis derzeit nicht realistisch.

© SZ vom 07.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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