Gertrud Eichinger:Digitalisierung als Chance

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Gertrud Eichinger ist eine erfahrene SPD-Kommunalpolitikerin. Sie ist 3. Bürgermeisterin von Finsing und weitere stellvertretende Landrätin. (Foto: Renate Schmidt)

SPD-Kandidatin fordert mehr Flexibilität

Von Regina Bluhme

Wahlkampf, das bedeutet für Gertrud Eichinger auch: sehr früh aufstehen. Zwischen 6 und 8 Uhr morgens verteilt die SPD-Landtagskandidatin an Bahnhöfen im Landkreis Brezn an die Pendler. Zum Gespräch in der SZ-Redaktion kommt die 52-Jährige direkt von der Aktion in Ottenhofen. Das Motto "Für die Frühstücksbreze zuhause: öfter mal homeoffice" betrifft eins der Themen, das der Kommunikationsdesignerin aus Finsing besonders am Herzen liegt. Die Digitalisierung will sie vorantreiben und so für flexiblere und angepasste Arbeitszeiten sorgen. Das hätte den Vorteil, dass die Menschen mehr Zeit nutzen könnten für Freizeit oder auch Pflege der Eltern, sagt sie. Aber auch der ökologische Gedanke spiele eine Rolle, denn wer zuhause arbeitet, der müsse sich nicht ins Auto setzen. Zugleich müsse die Arbeitswelt sozial gestaltet sein, zum Beispiel mit einer besseren Absicherung für Arbeitnehmer und Selbständige.

Gertrud Eichingers zweites großes Thema für den Landtag ist Wohnen. "Es muss wieder bezahlbar sein und dafür muss sich der Staat mehr einmischen", betont sie. Der Staat müsse also selbst bauen und vor allem den sozialen Wohnungsbau fördern. "Wir fordern auch, die Bodenspekulation einzudämmen", so Eichinger. Und um recht schnell recht viel Wohnraum schaffen zu können, soll die Bauordnung gelockert werden.

Wichtig ist der SPD-Politikerin auch der Kampf gegen den Bau der dritten Startbahn am Münchner Flughafen. "Noch mehr Lärm und Abgase können wir nicht hinnehmen." Wichtig ist ihr, dass sich die SPD-Landtagsfraktion und auch die Bayern SPD insgesamt "ganz klar an den Münchner Bürgerentscheid gegen den Bau gebunden fühlen".

Die SPD-Politikerin hat sich im Landkreis Erding einen Namen gemacht. Sie ist 3. Bürgermeisterin von Finsing, Kreisrätin und weitere stellvertretende Landrätin. Zur Politik ist sie vor rund 20 Jahren "auf dem klassischen Weg" gekommen, wie die Mutter von zwei erwachsenen Kindern sagt. Sie war Elternbeiratsvorsitzende im Kindergarten Finsing und wurde von der SPD angesprochen. In der Partei fühlt sie sich "gut aufgehoben", wie sie sagt. Die aktuellen Querelen innerhalb der Großen Koalition von CDU, CSU und SPD seien nicht gerade hilfreich und viele Errungenschaften der SPD, wie zum Beispiel das Recht, nach Teilzeit wieder in Vollzeit zu wechseln, würden in der öffentlichen Wahrnehmung untergehen. Eichinger zeigt sich doch "vorsichtig optimistisch". Das Interesse der Bevölkerung an der SPD sei auf jeden Fall da, "das merke ich an unseren Infoständen". Aber sie ist auch realistisch. Bei den Erststimmen auf Platz Zwei zu kommen, "das wäre für mich persönlich ein großer Erfolg und auch für die SPD-Politik vor Ort, die ja immer eine Gemeinschaftsarbeit ist".

Die Zusammenarbeit im Gemeinderat Finsing empfindet die SPD-Frau, die auch Sprecherin der örtlichen Flüchtlingshilfe ist, als gut. Und im Kreistag würden sich die Frauen fraktionsübergreifend gegenseitig stärken. "Es braucht schon eine dicke Haut und Selbstbewusstsein", betont Eichinger. So viele Frauen gibt es in dem Gremium nun leider nicht, "es dürften schon ein paar mehr sein." Die 52-Jährige ist überzeugt, dass Frauen "ein anderes Denken" mitbringen. "Wir arbeiten geräuschärmer, pauschal gesagt: Lieber gut gemacht als laut darüber gesprochen". Leider werde die Arbeit von der Öffentlichkeit manchmal auch weniger wahrgenommen.

Jetzt mitten in der heißen Phase des Landtagswahlkampfs bleibt Gertrud Eichinger nicht viel Zeit für ihre beiden Hobbys: Die wöchentlichen Proben mit dem Chor Die Finsingers und die Spaziergänge mit ihren beiden Hunden. "Ich bin sehr froh, dass mir mein Mann den Rücken freihält", sagt sie. Die Unterstützung durch die Familie sei Voraussetzung für ihre Kandidatur.

Doch das müsse sie auch sagen: Ihr Mann habe sie schon immer unterstützt, im Haushalt, in der Kindererziehung. Sie kann sich noch gut erinnern, wie sie einmal mit ihrem Sohn am Küchentisch saß und der damals 15-Jährige in einem Kochbuch blätterte. Er entschied sich schließlich dafür, einen Frankfurter Kranz zu backen. Als er sich dann zum Vater umdrehte und fragte "Papa hilfst du mir?", da habe sie dann doch gedacht, sagt sie lachend: "Hier hast du alles richtig gemacht."

© SZ vom 29.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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