Gerichtsurteil:Professioneller Kupferdiebstahl

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Bandenmitglied am Amtsgericht Erding zu Bewährungsstrafe verurteilt

Von Thomas Daller, Erding

Kupfer ist für Diebe trotz der zuletzt gesunkenen Preise nach wie vor eine begehrte Beute. So verschwinden bei der Bahn Oberleitungen oder Dachrinnen aus Neubaugebieten. Ein Mitglied einer Bande, die Einbrüche in Metall verarbeitende und Elektrobetriebe verübt hat, ist nun am Amtsgericht zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.

Die Staatsanwaltschaft ging davon aus, dass diese Bande "in großem Umfang" und mit "brachialer Gewalt" in solche Betriebe eingebrochen ist. Der Angeklagte, ein 23 Jahre alter gebürtiger Rumäne, wurde bereits einmal zusammen mit mehreren Mittätern in flagranti bei einem Einbruchsversuch in Traunstein erwischt und dort wegen versuchten Diebstahls von zwei Tonnen Kupferrohren und Kupferblechen zu einem Jahr und zwei Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Bei einem weiteren Einbruch in Freising ging die Bande nach dem gleichen Muster vor: Sie brachen das Eingangstor auf, fuhren mit eigenen und gestohlenen Fahrzeugen vor und schalteten zuerst die Überwachungskameras aus, indem sie mit einer langen Stange darauf einschlugen. Vorher konnten die Kameras allerdings noch Bilder aufnehmen, auf denen mehrere Bandenmitglieder zu erkennen waren, darunter auch der Angeklagte. Dann knackten die Täter das Rolltor zur Laderampe und entwendeten mehrere Gitterboxen mit 1700 Metern Kupferkabel im Wert von 27 000 Euro. Die Beute wurde in die Kleintransporter verladen. Dann fuhr die Bande damit nach Holland, wo sie das Kupfer verkauften. Dieser Transportweg konnte von der Polizei nachverfolgt werden, weil daran beteiligte Fahrzeuge sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg in sogenannte verdachtsunabhängige Kontrollen der Polizei gerieten. Darüber hinaus hinterließen auch die Handys der Täter bei der Funkzellenauswertung diese Spur.

Der Angeklagte, der bereits seit sechs Monaten in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt in Landshut saß, war sowohl mit einem Pflicht- als auch mit einem Wahlverteidiger erschienen. Sie boten dem Schöffengericht unter Vorsitz von Richter Schindler zu Beginn der Verhandlung ein Verständigungsgespräch an. Ziel war es, im Falle eines Geständnisses eine Bewährungsstrafe auszuhandeln, die bei etwa eineinhalb Jahren liegen sollte. Die Bewährungszeit sollte auf drei Jahre festgesetzt werden. Nachdem Richter und Staatsanwalt sich auf das Angebot eingelassen hatten, räumte der Angeklagte die Vorwürfe ein, die ihm von der Staatsanwaltschaft zur Last gelegt wurden. Weitere Fragen wollte er allerdings nicht beantworten.

Der ermittelnde Kriminalbeamte gab dem Gericht im Anschluss daran Einblick in seine Arbeit. "Bis zu neun Personen" sollen über den Zaun auf das Gelände des Freisinger Elektrobetriebes gestiegen sein. Das habe die Auswertung der Überwachungskamera ergeben. Zwei Stunden habe die Bande benötigt, um in die Halle einzubrechen und die gesamte Beute einzuladen. Dann sei sie mit zwei Transportern und einem BMW, der mit sechs Personen besetzt war, nach Norden aufgebrochen. Bei Köln sei der BMW dann in eine Polizeikontrolle geraten. Die Polizisten hätten dabei auch festgestellt, dass die Insassen alle lehmverschmierte Schuhe getragen hätten, "auch der Angeklagte". Der Kriminalbeamte ging davon aus, dass diese sechs Personen zum Ausladen der Beute mitgefahren seien. Auf der Rückfahrt seien dann am Nachmittag bei einer weiteren Kontrolle neun Personen in zwei Fahrzeugen angehalten worden; dabei wurden neben dem BMW auch ein Fiat-Kleintransporter gestoppt. Zudem soll noch ein Citroen Evasion an der Kupferlieferung nach Holland beteiligt gewesen sein.

Der Rechtsanwalt des Angeklagten wies in seinem Plädoyer darauf hin, dass der Angeklagte wie vereinbart gestanden habe und zudem kaum Deutsch spreche. Das sei eine zusätzliche Härte während der bereits sechs Monate dauernden Untersuchungshaft. Das Gericht verurteilte den Angeklagten wie vereinbart zu der Bewährungsstrafe, woraufhin sich der Mann bedankte und laut seiner Übersetzerin noch "Küss die Hand" hinzufügte.

© SZ vom 31.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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