Geplante Reform:Fit für die Zukunft

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Die Azubis absolvieren den Großteil ihrer praktischen Ausbildung in Altenpflegeeinrichtungen. Künftig müssen sie auch in Krankenhäusern arbeiten. (Foto: Christian Endt)

Die Erdinger Pflegebranche sieht die Änderungen in der Pflegeausbildung grundsätzlich positiv. Aber es bleiben Fragen, zum Beispiel: Wer wird das bezahlen?

Von Judith Issig und Mathias Weber, Erding

Die Arbeit, die Pfleger in Krankenhäusern, Seniorenheimen und auf Kinderstationen leisten, soll besser anerkannt werden. Das Bundeskabinett hat am Mittwoch einen Gesetzesentwurf beschlossen, der die Ausbildung für die drei Pflegeberufe reformieren soll. Statt drei verschiedene Ausbildungen wird es nur noch eine gemeinsame Ausbildung geben - und die Azubis sollen sich dann in eine Richtung spezialisieren. Ein ganz neuer Ansatz, der viele Freunde findet, auf die Pflegeeinrichtungen im Landkreis kommen damit aber auch einige Veränderungen zu - und einige noch unbeantwortete Fragen.

In Erding gibt es Berufsschulen sowohl für Altenpfleger als auch für Krankenpfleger, beide sind am Erdinger Klinikum angesiedelt. Michael Nauen, stellvertretender Schulleiter der Berufsfachschule für Altenpflege, sieht angesichts des neuen Ausbildungswegs für seine Schule keine grundsätzlichen Schwierigkeiten: "Wir haben die Kompetenzen, in allen Bereichen zu unterrichten." Jedoch müsse man sich nach neuen Kooperationspartnern umsehen: Bisher absolvieren die Azubis den Großteil ihrer praktischen Ausbildung in Altenpflegeeinrichtungen. In Zukunft müssen sie aber auch in Krankenhäusern arbeiten. Das Klinikum Erding allerdings könne nicht alle Schüler aufnehmen, so Nauen, da es dort zum Beispiel keine Kinderstation oder Psychiatrie gibt. Die Folge: "Unsere Schüler müssen mobiler werden und für ein Praktikum auch mal weiter fahren", sagt Nauen. Er habe jedoch schon begonnen, mit anderen Einrichtungen über eine Zusammenarbeit zu sprechen. Nauen sorgt sich jedoch, dass sich die gemeinsame Ausbildung zu stark auf die Krankenpflege fokussieren könnte.

Gabriele Mundigl, die das Seniorenheim Pichlmayr in Erding leitet, teilt diese Befürchtung. Zwar kämen immer mehr kranke Menschen auch in die Seniorenheime, aber trotzdem dürften die Besonderheiten der Altenpflege - beispielsweise im Umgang mit Demenzkranken oder das gemeinsame Wohnen - nicht vergessen werden. "Es macht einen Unterschied, ob man im Krankenhaus mit akut Kranken arbeitet oder mit Kindern oder mit Senioren", sagt Mundigl. Ihre Hoffnung ist allerdings, dass die gemeinsame Ausbildung den Beruf des Altenpflegers aufwerte: "Wenn die Altenpflege mit der generalisierten Ausbildung ein besseres Standing in der Gesellschaft hätte, hätte ich nichts dagegen." Im Moment sei jedoch noch schwer abzuschätzen, wie die Pflegeausbildung in Zukunft tatsächlich aussehen werde.

Fest steht allerdings: Die Reform kostet Geld. Von den Bundesministerien für Gesundheit und für Familie gibt es eine Finanzierungsspritze in Höhe von 300 Millionen Euro. Damit soll zum Beispiel auch die Einführung eines dreijährigen Pflegestudiums bezahlt werden. Aber welche Folgekosten entstehen werden, das ist noch unklar. Denn ein Ziel der Reform ist es auch, dass sich Kranken- und Altenpflege im Gehalt angleichen; denn noch wird die Altenpflege schlechter bezahlt als die Krankenpflege.

Der Neuchinger Bürgermeister Hans Peis (CSU), der im Verwaltungsrat des Erdinger Klinikums sitzt, sieht diese Entwicklung grundsätzlich positiv: "Ich persönlich finde es richtig, wenn die Angestellten mehr bekommen." Er glaubt aber auch, dass sich "die Betreuungseinrichtungen auf die Hinterbeine stellen werden." Denn mehr Gehalt für die dann besser ausgebildeten Angestellten muss finanziert werden; bei kommunalen Unternehmen wie Krankenhäusern oder Pflegeheimen werden Städte und Gemeinden einspringen müssen, bei privaten Einrichtungen werden die zu Betreuenden mehr zahlen müssen. Am Ende könnte auch der Pflegeversicherungsbeitrag steigen.

Peis aber treibt noch eine andere Sorge um: Der Mangel an Pflegekräften. Am Erdinger Klinikum habe man diesen Trend zwar stoppen können - auch wegen den Pflegeschulen, die dort angeschlossen sind. Den Pflegeberuf aber jetzt schon in der Ausbildung zu stärken, und damit attraktiver zu machen, das findet er "absolut richtig". "So wird gewährleistet, dass wir qualifizierte Kräfte haben, die den Beruf mit Herzblut ausführen und die es nicht nur machen, weil sie nichts anderes finden."

© SZ vom 16.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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