Geplante Logistikhalle :Freie Wähler lehnen sich auf

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Die Gruppierung im Erdinger Stadtrat hat den Plänen für eine 81 000 Quadratmeter große Halle im Westen zunächst zugestimmt, jetzt erteilen sie den Plänen eine Absage

Von Mathias Weber, Erding

Die Freien Wähler (FW) im Erdinger Stadtrat kritisieren in sehr deutlichen Worten die Pläne, im Erdinger Westen südlich der Dachauer Straße eine das Stadtbild bestimmende Logistikhalle zu bauen. FW-Stadtratsmitglied Rainer Mehringer, der auch die Funktion des Wirtschaftsreferenten inne hat, stellt im Gespräch mit der SZ Erding klar, dass die Halle in der Form, wie sie vor drei Wochen von der Stadtverwaltung dem Planungs- und Bauausschuss präsentiert wurde, von ihm nicht unterstützt werde. Das gelte auch für die gesamte Fraktion: In einem am Wochenende veröffentlichten Schreiben haben Mehringer sowie die Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler im Stadtrat, Petra Bauernfeind, geschrieben: "Ein gigantisches Logistikzentrum an der Dachauer Straße braucht in Erding kein Mensch." Mehringer lässt durchblicken, dass die Freien Wähler in Zukunft im Stadtrat gegen das Projekt in seiner jetzigen Form stimmen werden. Man werde die Pläne "nicht kritiklos schlucken."

Die Freien Wähler hätten nach der Sitzung "deutliche Meinungsäußerungen aus der Bürgerschaft" zu dem Projekt erhalten, sagt Mehringer, "ein in seiner Eindeutigkeit massiver Aufschrei." Nicht eine Seite habe gesagt: "Ja, das brauchen wir." Bauernfeind und Mehringer artikulieren in ihrer Schreiben einige Bedenken gegenüber der Logistikerhalle, die auch im Ausschuss schon angesprochen wurden: So führe der Bau zu einer großen Flächenversiegelung, der Verkehr werde zunehmen, ebenso der Druck auf den Wohnungsmarkt. Wirtschaftsreferent Mehringer geht davon aus, dass der oder die Logistiker keine nachhaltigen Arbeitsplätze schaffen würden; im Gegensatz zu familiengeführten Unternehmen würden Investorengruppen, "die irgendwo auf dem Erdball ihren Sitz haben", nicht nachhaltig wirtschaften. Mehringer erwartet sich daher keine großen Steuereinnahmen, Investoren würden in dieser Hinsicht gut beraten werden; und bei einem Konjunktureinbruch seien einfache Arbeitsplätze als erste in Gefahr. Bei der Ausschusssitzung am 1. Dezember hatte Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) erste Pläne für das Areal südlich der Dachauer und westlich der Sigwolfstraße präsentiert. Zwar war bekannt, dass sich ein oder mehrere Logistiker dort ansiedeln wollen, viele Beobachter zeigten sich aber über die Ausmaße der geplanten Halle überrascht. Sie soll 81 000 Quadratmeter Fläche haben und damit mehr als alle anderen großen Logistikhallen in Erding und darüber hinaus. Mehr als 300 Meter auf der einen und 250 Meter auf der anderen Seite soll die Halle lang werden, zur Westseite hin soll sie 19,5 Meter und zur Stadtseite hin etwa 13,5 Meter hoch werden. Der Stadtrat hatte mit einer großen Mehrheit von zehn zu eins Stimmen zugestimmt, die vorgestellten Planungen zu intensivieren - auch die Stadträte der Freien Wähler.

OB Gotz sagte, dass der geplante Recyclinghof und ein Gewerbehof, der auf dem Gelände unterkommen soll, ohne die Logistikhalle nicht machbar sei. Den Freien Wählern scheint das nichts aufzumachen: Sie schreiben, dass "wenn alle Fraktionen im Stadtrat an einem Strang ziehen", hier eine andere Lösung möglich sei. Mehringer will in dieser Frage den Druck vom Westen der Stadt nehmen und regt an, in den Osten der Stadt zu blicken.

© SZ vom 20.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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