Geldinstitute:Volksbanken wollen fusionieren

Lesezeit: 2 min

Die VR-Bank Erding und die Raiffeisen-Volksbank Isen-Sempt planen eine Verschmelzung. In einem Jahr sollen die 17 000 Mitglieder der Genossenschaftsbanken darüber abstimmen

Von Philipp Schmitt, Erding

Eine spektakuläre Banken-Fusion bahnt sich zwischen der VR-Bank Erding und der Raiffeisen-Volksbank Isen-Sempt (RVB) an: Die Vorstandsmitglieder der Genossenschaftsbanken führen bereits seit Anfang des Jahres mit Zustimmung der Aufsichtsräte Gespräche über einen Zusammenschluss. Das wurde am Mittwoch bei der Vertreterversammlung der VR-Bank in der Stadthalle Erding bekannt gegeben.

Wenn alles nach Plan läuft, könnte die Fusion bereits in einem Jahr in trockene Tücher gebracht werden. "Das ist unser Ziel, das wir in beiden Häusern mit Entschlossenheit verfolgen", sagte VR-Bank-Vorstandsmitglied Johann Luber: "Die Herausforderungen für uns Banken sind in den nächsten Jahren enorm. Wir sind an einem Punkt, wo wir glauben, dass wir die Kräfte bündeln müssen und zwar in Zeiten, in denen wir noch stark sind". Luber fügte an, dass in der 118-jährigen Geschichte der VR-Bank stets versucht worden sei, rechtzeitig und vorausschauend "zu agieren, bevor man reagieren muss".

Die VR-Bank hat sich zwar im Geschäftsjahr 2015 gut entwickelt. Die Bilanzsumme erhöhte sich im Vorjahresvergleich um fünf Prozent auf 417 Millionen Euro, das Volumen der Kundenkredite stieg um zehn Prozent auf 292 Millionen Euro. Doch aufgrund des harten Wettbewerbs sei eine Fusion der richtige Weg in die Zukunft, sagte Luber. Bei den seit Monaten auf Vorstandsebene geführten Verschmelzungs-Gesprächen mit der RVB habe es Luber zufolge "nicht lange gedauert um festzustellen, dass wir viele Gemeinsamkeiten haben". Nach den ersten erfolgreichen Sondierungsgesprächen seien beide Vorstands-Teams inzwischen "davon überzeugt, dass die Chancen einer Fusion für die Banken und damit langfristig auch für Kunden und Mitglieder überwiegen." In der gleichen Weise äußerte sich der Aufsichtsratsvorsitzende der VR-Bank, Michael Geser.

Ende Mai haben Vorstand und Aufsichtsrat der VR-Bank einstimmig beschlossen, dass ein Zusammenschluss mit der RVB Isen-Sempt intensiv vorbereitet werden soll. Auch in Isen hat der Aufsichtsrat den Vorstand bereits ermächtigt, eine Fusion mit der VR-Bank ernsthaft vorzubereiten, bestätigte RVB-Chef Friedrich Reiser am Mittwoch auf Anfrage der SZ.

Luber und Reiser zufolge sei das erklärte Ziel, die Mitglieder über die Fusion bei den Vertreterversammlungen in einem Jahr abstimmen zu lassen. Reiser will die Pläne am kommenden Montag bei der RVB-Vertreterversammlung im Isener Gasthaus Klement erläutern. Durch eine Verschmelzung der RVB, die 2015 eine Bilanzsumme von 542 Millionen Euro vorzuweisen hat, mit der VR-Bank könnten Reiser und Luber zufolge bessere Entwicklungschancen in einer schwierigen Marktlage genutzt werden.

Die VR-Bank Erding betreibt neben ihrer Hauptstelle in Erding Geschäftsstellen in Klettham, Wartenberg, Reichenkirchen, Neufinsing, Neuching und Ottenhofen sowie einige SB-Filialen am Flughafen München und in Erding. Sie hat mehr als 6000 Mitglieder. Die RVB Isen-Sempt hat neben ihrer Zentrale in Isen Geschäftsstellen in Buch, Forstern, Hörlkofen, Lengdorf, Pastetten, Walpertskirchen und die SB-Filiale in Wörth sowie im Landkreis Ebersberg in Anzing, Forstinning und Hohenlinden. Die RVB hat mehr als 11 000 Mitglieder.

Die Fusion solle laut Luber und Reiser nicht zu Lasten der Mitarbeiter gehen. Nach der Verschmelzung stehen allerdings zwei große Gebäude in Erding und Isen einer dann vereinten neuen Genossenschaftsbank zur Verfügung. Man müsse eine adäquate Unternehmensstruktur und Synergieeffekte für die neue Bank suchen, sagte Luber.

Unterstützung bei den Zukunftsplänen signalisierten auch der Zweite Bürgermeister der Stadt Erding, Ludwig Kirmair, und der stellvertretende Landrat Jakob Schwimmer (beide CSU). "Glück auf und eine gute Zukunft", sagte Schwimmer, "ich hoffe, dass sich die beiden heimischen Banken trotz der Probleme und dem schwieriger werdenden Umfeld weiter in der prosperierenden Region wohl fühlen". Kirmair sagte: "Es bleibt zu hoffen, dass die heimischen Geldinstitute in einer für die Branche nicht so rosigen Zeit auch die fragwürdige EZB-Niedrigzinspolitik überstehen werden."

© SZ vom 03.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: