Frühstücksprojekt:Praxistest mit Spaßfaktor

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Das Frühstücksprojekt läuft bereits auf Hochtouren. Norbert Lindlbauer ist für das Küchenteam der Klasse 10 b verantwortlich. (Foto: Bauersachs)

Frühstück in der Berufsschule Erding: Neben Rührei und Zwiebeln gibt es Wurst, Obazdn, frischen Fisch, Semmeln, dazu Kaffee, Saft und Wasser. Und die Azubis sammeln wertvolle Erfahrungen.

Von Denis Giessler, Erding

Allmählich ziehen die Gerüche durch den Spalt der geschlossenen Doppeltür und breiten sich im Vorraum aus. Wilde Spekulationen beginnen darüber, was wohl gleich aufgetischt wird. Es ist kurz vor neun Uhr morgens, bis zum Einlass in das Restaurant der Gastronomieschule in der Berufsschule Erding sind es noch ein paar Minuten hin. Die geladenen Gäste scheinen noch nicht gefrühstückt zu haben und mehrere Mägen knurren um die Wette. Dann öffnet sich die Tür, hinter der emsiges Treiben herrscht. Die Fenster fluten den Raum mit Licht und offenbaren ein üppiges Buffet: Neben Rührei und Zwiebeln gibt es Wurst, Obazda, frischen Fisch, Brötchen, dazu Kaffee, Saft und Wasser. Im Restaurant der Berufsschule findet heute das jährliche Frühstücksprojekt statt, das dieses Jahr die Klasse 10 b ausrichtet. Viele der Schüler befinden sich erst seit wenigen Monaten in ihrer Gastronomieausbildung und schließen mit dem Frühstücksprojekt ihre Unterrichtseinheit "Frühstück und Frühstücksbuffet" mit einem Praxistest ab.

Während die Gäste an ihren Tischen schlemmen, geht Nicole Erl aufmerksam umher, fragt, ob alles in Ordnung ist, wünscht sich Anregungen, Feedback. Sie ist für den fachpraktischen Unterricht der 10 b und den Service des Frühstücksprojekts mitverantwortlich. Die reine Theorie der Berufsschule zu durchbrechen und die Schüler zusammenzubringen, das sei ihr besonders wichtig: "Die jungen Menschen sollen aus der Rolle des Azubis schlüpfen und Eigenverantwortung zeigen, dafür ist so ein Projekt bestens geeignet", sagt sie. Nicht jede Klasse erhalte ihr zufolge die Möglichkeit, das Frühstück auszurichten , nur "fleißige, engagierte Klassen kommen dafür infrage. Das ist eine Menge Arbeit, die den Schülern meiner Erfahrung nach aber eine Menge Spaß macht".

Spaß bei der Arbeit, das merkt man den 24 Schülern an. Mit höchster Aufmerksamkeit bereiten sie das Essen zu, schenken Kaffee und Saft nach, fragen, ob sie noch etwas anderes bringen können. Drei Tage hatten sie Zeit, das Frühstück vorzubereiten. Am Dienstag begann die Organisation und Planung, wobei die Klasse in zwei Restaurant- und Küchenteams eingeteilt wurde. "Wir haben die Teams zusammengestellt, um Grüppchenbildung vorzubeugen und die Klassengemeinschaft zu stärken", betont Erl. Erst kurz vor Projektstart hätte die Klasse erfahren, dass sie das diesjährige Frühstück organisiert. "Dann haben wir die Teams eingeteilt und die jungen Leute machen lassen."

Ein Schüler des Küchenteams ist Amir Jafari, der am 15. Dezember vergangenen Jahres eine Ausbildung als Fachkraft im Gastronomiegewerbe begonnen hat. Jafari kommt aus Afghanistan, ist im Iran aufgewachsen und absolvierte dort eine Ausbildung zum Schneider. Vor drei Jahren kam er nach Deutschland. "Das Projekt ist wirklich eine wertvolle Erfahrung gewesen, so konnten wir unser Wissen aus dem Blockunterricht direkt praktisch anwenden", sagt Jafari. In der Küche ist er für die Zubereitung des Essens verantwortlich, am liebsten kocht er Fleischgerichte. Mitunter habe es Sprachprobleme gegeben, aber "wir konnten alles lösen. Meine Sprachkenntnisse haben sich durch das Projekt erheblich verbessert".

Als Teil des neunköpfigen Restaurantteams kümmert sich eine Schülerin um das Wohlergehen ihrer Gäste. Kaffee floss bei der Veranstaltung reichlich. (Foto: Bauersachs)

Von der Küche bekommt Almara Memed eher weniger mit, sie gehört zum Restaurantteam und ist damit beschäftigt, die Gäste zu bedienen. Das Projekt mache ihr eine Menge Spaß, stressig sei es aber auch gewesen: "Planung, Konzeption, Einkauf, Dekoration, das macht großen Spaß, kostet gleichzeitig aber auch Zeit und zehrt an den Nerven. Die Erfahrung ist aber unbezahlbar und macht Lust auf mehr."

© SZ vom 08.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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