Fraunberg:Konkurrenz für die Kirche

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Denkmalschutzbehörde verlangt eine moderate Form für die geplante Lagerhalle in Riding. Anwohner stellen sich gegen den Bau, die Landwirte wollen dagegen an dem Standort festhalten

Philipp Schmitt

Schützenswert ist aus Sicht vieler Ridinger Bürger dieser Blick auf ihre Kirche. Sie sträuben sich gegen die Halle, deren Abmessungen zu erkennen sind (Foto: Renate Schmidt)

Der geplante Bau einer Lagerhalle auf einem Acker neben der Raiffeisen Waren GmbH Erdinger Land (RWG) unterhalb der Ridinger Kirche hat in der Gemeinde Fraunberg zu einer heftigen Kontroverse geführt. Am Samstag fand unter Vermittlung des Fraunberger Bürgermeisters Hans Wiesmaier (CSU) in Riding ein Treffen mit Anwohnern, Landwirten und RWG-Geschäftsführern statt. Ein Gerüst auf dem Acker markierte die Lage und Dimension der Lagerhalle. Wiesmaiers Fazit: "Es ist wichtig, dass wir sachlich miteinander reden. Ich habe versucht, zwischen dem Bauwerber und den Anliegern zu vermitteln." Wiesmaier regte für Januar einen runden Tisch an, an dem Anwohner und Warengesellschaft Lösungsmöglichkeiten für Lärm- und Verkehrsprobleme erarbeiten sollen. Bis dahin soll die RWG einen Bauantrag zurückhalten.

Franz Breiteneicher zeigte sich mit seinen RWG-Vorstandskollegen in Detailfragen kompromissbereit, in der Kernfrage allerdings signalisierte er keinen Spielraum: "Eine Aussiedelung des Betriebs kommt aus wirtschaftlichen Gründen nicht in Frage, über andere Dinge können wir reden", sagte der RWG-Geschäftsführer. Breiteneicher wies darauf hin, dass mit der Erweiterung der Standort für die nächsten zehn Jahre gesichert sei und das Ortsbild durch den Abriss alter Gebäude verschönert werden könne. Eine Modernisierung koste 1,5 Millionen Euro, eine Auslagerung mit komplettem Neubau fünf Millionen Euro. "Wir wollen eine sinnvolle Lösung, eine Verlagerung ist aber nicht sinnvoll." In Fragen zu Dachform und Außenfassade, die zur Kirche passen soll, zeigte sich Breiteneicher gesprächsbereit, aber auch verwundert über Spekulationen. Es sei nie ein Pultdach geplant gewesen, das Satteldach sei "in Ordnung".

Die Verkehrssituation mit zahlreichen Lastwagenfahrten zum Agrar-Warenhaus wolle die RWG verbessern, "zusätzliche Fahrten wollen wir auch nicht, weil sie Geld kosten". Derzeit läuft das Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans (FNP), einen Bauantrag hat die RWG noch nicht eingereicht. Allerdings sagte Breiteneicher, dass das Projekt nicht auf die lange Bank geschoben werden solle. Die Gemeinde Fraunberg und Bürgermeister Wiesmaier sind damit in ein Dilemma geraten: Einerseits soll Riding nicht nur zu einem reinen Wohnort werden, die Wirtschaft soll gefördert werden. Andererseits haben 53 der 130 Ridinger durch ihre Unterschriften ihren Unmut über das Projekt zum Ausdruck gebracht.

Beim Ortstermin sah sich Wiesmaier etwa sechzig Teilnehmern gegenüber: zum Teil dem Vorhaben skeptisch gegenüber stehende Anwohner und zum anderen Teil Landwirte, die sich für die Modernisierung des Warenstandorts aussprachen. Die Kritiker sprachen die Sicht auf die Kirche und die Verkehrs- und Lärmbelästigungen an: "Wir wollen, dass das Lagerhaus an den Ortsrand ausgesiedelt wird. Wenn wir das jetzt nicht schaffen und ein neues Lagerhaus gebaut wird, haben wir die Probleme für weitere Jahrzehnte in Riding", sagte Josef Anzinger. Mit dem Ortstermin sei er "nicht zufrieden, weil wir eigentlich eine Dorfversammlung gefordert haben". Grünen-Kreis- und Gemeinderatsmitglied Karlheinz Reingruber begrüßte die Kompromissbereitschaft der RWG-Vertreter in Detailfragen. Mit Wiesmaier war er sich darin einig, dass die neue Lagerhalle - wie vom Denkmalschutzamt gefordert - nicht in Konkurrenz zur Kirche, sondern nur in moderater Form realisiert werden dürfe. Einige Bürger waren sauer: "Ihr würdet euch in Fraunberg auch die Sicht auf das Wasserschloss nicht verbauen lassen", sagten sie. "Einen so schönen Blick auf eine Kirche gibt es nur in Andechs, wir müssen das schützen." Und sie merkten an, dass es in Riding genug Lärm und Dreck gebe, das Lagerhaus solle raus und der Ort verschönert werden. Landwirte hingegen erklärten, dass sie ihr zentrales Lagerhaus behalten wollten. Wiesmaier sagte, den Forderungen der Bürger beim Thema Lärm müsse möglichst nachgekommen werden, allerdings seien für eine zukunftsfähige Gemeindeentwicklung manchmal auch Veränderungen erforderlich. Er erinnerte daran, dass die Lagerhalle auf einem privaten Grundstück gebaut werden soll, das nach Auskunft der RWG einem Landwirt gehört. Allerdings verlange die Gemeinde, dass die Forderungen der Denkmalschutzbehörden übernommen werden müssten. "Da gibt es für mich keinen Kompromiss", sagte Wiesmaier. Wann die RWG den Bauantrag einreicht, steht Franz Breiteneicher zufolge noch nicht fest.

© SZ vom 04.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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