Frauenhaus in Erding:Der Bedarf ist da

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Das Erdinger Frauenhaus in Dorfen kann kaum neue Bewohnerinnen aufnehmen - der Platz reicht nicht. Auch eine zweite Erzieherin würde die Leiterin des Hauses, Angela Rupp, entlasten

Von Regina Bluhme, Erding

Keine guten Nachrichten: In Bayern gibt es zu wenig Frauenhäuser, es fehlt dort an Fachpersonal und es gibt zu wenig Unterstützung für die Kinder, die Schreckliches mitansehen mussten. So lautet das Fazit einer kürzlich veröffentlichten Studie der Uni Erlangen, die im Auftrag des Bayerischen Sozialministeriums das Hilfskonzept für gewaltbetroffene Frauen untersucht hat. "Alles, was da drin steht, trifft auch auf uns zu", sagt Angela Rupp, Leiterin des einzigen Frauenhauses im Landkreis Erding, das in Dorfen eingerichtet wurde. Über die Finanzierung durch den Landkreis allerdings will sie nicht klagen. "Da ist gut für uns gesorgt." Ein großes Anliegen aber bleibt: Das Frauenhaus benötigt dringend eine zweite Erzieherin.

"Es gibt vieles, was wir uns wünschen würden", so Angela Rupp. Aber am dringendsten sei jetzt eine zweite Erzieherin gefragt. "Die Kinder, die mit ihren Müttern zu uns kommen, sind durch die häusliche Gewalt auch traumatisiert", sagt Rupp. "Manche Kinder müssen erst wieder lernen, Kind zu sein. So sehr haben sie die Beschützerrolle für die Mutter übernommen", berichtet sie. Eine halbe Stelle ist derzeit für eine Erzieherin festgelegt. Eine zweite Halbtagsstelle wäre eine große Hilfe, betont Rupp. Leider habe es bislang nicht geklappt. "Wir wollen es noch einmal mit einem Antrag versuchen", erklärt Rupp.

Vielleicht gelingt es im zweiten Anlauf und der Studie der Uni Erlangen im Rücken. Dort wird unter anderem eine Personalaufstockung ausdrücklich empfohlen - sowohl für die Betreuung der Frauen als auch für die der Kinder.

Grundsätzlich verweist die Studie darauf, dass der Bedarf an Frauenhausplätzen "nicht ausreichend gedeckt" ist. Demnach gibt es in ganz Bayern 426 Plätze für Frauen, die Schutz vor häuslicher Gewalt suchen. Das sind viel zu wenige, wie die Studie belegt. Laut Angela Rupp haben im vergangenen Jahr über 200 Frauen im Haus in Dorfen angefragt, "130 mussten wir wegen Überbelegung abweisen". Insgesamt stehen im Haus in Dorfen fünf Plätze, also fünf Zimmer, zur Verfügung. Viel zu selten werden neue Plätze frei, denn aufgrund des Wohnungsmangels fänden die Frauen nur schwer eine eigene Unterkunft und müssten dann umso länger im Frauenhaus bleiben. Manchmal bis zu einem halben Jahr oder länger, so Angela Rupp.

Die Landkreise Erding, Freising und Ebersberg bilden einen internen Verbund, in dem sie Plätze für hilfesuchende Frauen bereitstellen. In den Landkreisen Freising und Erding steht je ein Frauenhaus mit je fünf Plätzen, Ebersberg hat kein eigenes Haus, beteiligt sich aber finanziell. "Wir könnten durchaus mehr Plätze brauchen", so Rupp. Im April habe der Landkreis München ein Frauenhaus mit sieben Plätzen eröffnet, "wir erhoffen uns davon einen gewissen Synergieeffekt", sagt Angela Rupp.

Doch nicht immer liege es an der Überbelegung, wenn eine Frau abgewiesen werden müsse, sagt die Leiterin des Frauenhauses. "Frauen mit Behinderung können wir in unserem Altbau mit Treppe und engem Bad nicht aufnehmen", sagt sie. "Zunehmend sind wir auch mit Flüchtlingsfrauen beschäftigt." Hier sei die Aufnahme "noch nicht gut und einheitlich geregelt", so Rupp.

Die Studie empfiehlt, bayernweit mehr Notruf- und Interventionsstellen einzurichten. "Dem kann ich mich nur anschließen", sagt Angela Rupp. In Erding gibt es bereits seit 2007 eine Interventionsstelle, die sich bewährt habe. Allerdings bedauert Angela Rupp, dass es in im Landkreis Erding im Gegensatz zu Freising keinen Frauennotruf gibt. "Das wäre bei uns auch notwendig." Finanziell aber, sagt Rupp, gäbe es nichts zu Meckern. "Wir würden uns allerdings ein einheitliches Finanzierungskonzept, in dem sich alle Landkreise absprechen, wünschen."

Bleibt nun abzuwarten, welche Wirkung die Studie zeigt. Sozialministerin Emilia Müller hat angekündigt, dass das bisherige Hilfesystem überprüft und ein neues Gesamtkonzept entwickelt werden soll.

© SZ vom 25.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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