Frauen sind nur Begleitung:Nur für Männer

Lesezeit: 2 min

Freisings Stadtburschen sind vom Hausmeister- zum Freizeitverein geworden

Von Clara Lipkowski

Der Freisinger Stadtburschen-Verein blickt auf eine lange Geschichte zurück. 1850 hatten zehn Hausmeister, Hausburscheon und Pferdeknechte in Freising die Idee, sich zu organisieren und gründeten den Verein der "Freisinger Hausmeister". Etwa 20 Jahre später wandelte die Gruppe - inzwischen verstärkt durch zahlreiche Brauereiangestellte - den Verein wegen der schlechten Versorgungslage in Kriegszeiten in eine Gruppe zur Unterstützung Kranker um. Dafür einigten sie sich auf den Namen "Stadtburschen Krankenversicherungsverein". Wer Vereinsmitglied war und erkrankte, hatte Anspruch auf ein tägliches Krankengeld. Das geht aus einer Vereinschronik aus dem Jahr 1948 hervor, die dem Verein vorliegt. Noch bis in die 2000er Jahre hinein hatten Mitglieder vereinzelt Krankengeld beansprucht, 2008 wurde dieser Anspruch jedoch aufgehoben. Der Verein aber blieb weiter bestehen und heißt seitdem nur noch Stadtburschen-Verein. Christian Niedermeier, Vereinsbeisitzer, erklärt, warum: "Als Krankenunterstützungsverein käme unser Verein einer Krankenversicherung gleich, das hätte viel höhere Auflagen bedeutet. Deswegen haben wir uns umbenannt." Heute betreibt der Verein vor allem Freizeitpflege, die Hilfe für sozial Bedürftige aber ist den Mitgliedern immer noch wichtig. An den vier Adventssonntagen im Jahr kochen sie in einer Feldküche auf dem Marienplatz Suppe und verkaufen sie an die Freisinger. Die Einnahmen spendet der Verein, sie kommen Bedürftigen in der Stadt oder der näheren Umgebung zugute, beispielsweise dem Frauenhaus. "2000 bis 3000 Euro bekommen wir jedes Jahr zusammen", berichtet Josef Huber, Vorsitzender des Vereins seit elf Jahren. Ansonsten machen sich die Mitglieder des geschichtsträchtigen Vereins heute für eine "gute Kameradschaft" stark, für "Freundschaft und Gemütlichkeit" und organisieren dafür vor allem Ausflüge. Einmal im Jahr gebe es eine stets ausgebuchte Busfahrt, berichtet Niedermeier, außerdem Radtouren, Bahnfahrten, einen Wandertag und Volksfestbesuche. Bei der vergangenen Fronleichnamsprozession marschierten die Stadtburschen auch mit. Zuletzt führte ein Vereinsausflug ins Allgäu nach Füssen, zuvor war man im Elsass und davor in Bad Tölz. "Bei uns ist fast jedes zweite Wochenende was los", berichtet Josef Huber. In der 166 Jahre währenden Geschichte des Vereins habe es schon eine Zeit gegeben, in der das Vereinsleben geradezu "eingeschlafen" sei, aktuell aber gebe es sehr viele Angebote für die 111 Vereinsmitglieder. Wie der Name sagt, ist der Verein ein reiner Männerklub. Frauen nimmt er nicht auf. Die dürfen aber an vielen Veranstaltungen teilnehmen. "Wir wollen sie nicht diskriminieren", sagt Huber, "aber als der Verein gegründet wurde, waren halt keine Frauen dabei, das haben wir so beibehalten." Bisher habe es auch noch keine Anfragen gegeben, sagt Huber, die Frauen hätten nur Interesse an den Ausflügen, die Versammlungen im Vereinsraum in Vötting seien den Damen zu langweilig. Josef Huber ist mit seinen 65 Jahren guter Altersdurchschnitt der 111 Vereinsmitglieder. "Wir haben zwar auch ein paar junge Mitglieder", sagt er, "die meisten sind aber um die 65 und arbeiten nicht mehr". Auch Huber ist Rentner, er hat früher in München als Mechaniker gearbeitet. Zu den jüngeren Mitgliedern zählt der 43-jährige Ergotherapeut Christian Niedermeier. Deswegen ist auch er es, der sich darum kümmert, dass der Verein in sozialen Netzwerken wie Facebook präsent ist. Nicht, dass die Mitglieder Facebook nutzen würden, aber das sei schließlich eine Frage der Imagepflege. Den nächsten Ausflug haben die vorrangig rüstigen Stadtburschen auch schon geplant. Mitsamt Ehefrauen und Freunden geht es am 17. August nach Straubing zum Gäubodenfest.

© SZ vom 06.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: