Franz Xaver Stahl-Museum:Ein wertvolles Erbe

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Einen umfangreichen Nachlass hat Franz Xaver Stahl hinterlassen, auch dieses Foto von ihm und seinem jüngeren Bruder Josef. (Foto: Privat)

Vor fünf Jahren ging das Wohn- und Atelierhaus des Tiermalers in den Besitz der Stadt Erding über

"Es sei ein Erbe, "das man sich leisten können muss". Und Erding konnte. Das sagt der damalige Kulturreferent und Zweite Bürgermeister Erdings, Ludwig Kirmair, der diese Ämter auch heute noch inne hat, im Jahr 2014. Im Februar 2014 war Margarete Stahl mit 101 Jahren gestorben. Damit fiel das Haus und der Nachlass als Erbe der Stadt Erding zu. Und die nahm das Erbe auch an. Die Stadt bestellte die Kunsthistorikerin Heike Kronseder zur Museumsleiterin, die auch umgehend mit der Sichtung des Nachlasses begann. Heute, fünf Jahre später, sei das Museum Franz Xaver Stahl ein lebendiger Ort, findet Kronseder. Dort kann der Besucher nicht nur in das Leben des Tiermalers (1901 bis 1977) eintauchen, weitere andere Ausstellungen verschaffen andere Blickwinkel.

Die Stadt erfüllte Stahls letzten Wunsch und machte das 1840 gebaute Wohn- und Atelierhaus des Maler in der Landshuter Straße 31 und dessen künstlerischen und privaten Nachlass mitsamt allen dort befindlichen Werken der Öffentlichkeit zugänglich. Im Juni 2014 hatte Heike Kronseder angefangen zu sortieren, zum Beispiel 1400 Briefe aus der Zeit von 1899 bis 2010. In Schubläden, Kisten, Kartons, zwischen Buchseiten und in Geheimfächern der historischen Möbel fanden sich kleine Zeichnungen, Notizen, Aufzeichnungen und Fotografien. "Die Familie Stahl und auch schon die Eltern von Franz Xaver Stahl haben wenig weggeworfen", teilt Kronseder dazu mit. Es seien "viele historische Objekte zur unmittelbaren Zeit- und Bürgergeschichte vorhanden". Und es sei tief berührend, einen Nachlass zu sichten, "denn man taucht tief in deren Lebensgeschichte ein". Kronseder war mit Margarete Stahl gut bekannt, sie hat Ausstellungen mit ihr organisiert und in vielen Gesprächen Wissenswertes erfahren können.

Die einst privaten Räume mit Biedermeier-Möbeln sind bis heute unverändert. Das Atelier Stahls ist ebenfalls so belassen, wie er es hinterlassen hatte: Im Aschenbecher liegt noch der Zigarrenstummel vom 16. November 1977, die Pinsel liegen neben dem unvollendet gebliebenen Gemälde, die Farbtuben sind auf dem Tisch neben weiteren Malutensilien, an der Atelierwand hängen Stahls Lieblingsbilder.

Seit Öffnung des Hauses im September 2014 finden im Erdgeschoss Sonderausstellungen statt. "Dort wird das gezeigt, was noch im Depot schlummert, aber auch Exponate anderer Künstler, die in irgendeiner Beziehung zu Franz Xaver Stahl standen, werden ausgestellt", so Kronseder. Weil ein Museum aber auch ein lebendiger Ort sein müsse, der immer wieder neue Facetten zeige, waren schon zwei Hiasl Maier-Erding-Ausstellungen zu sehen. Ausgestellt war auch die Kunst von Martin Ritter, Emil Vinzent und Wilfried Lang und die Ausstellung "Eseleien" mit Bildern eines Modell-Esel, der von allen dort Studierenden an der Kunstakademie München um 1920 gemalt und gezeichnet wurde. Viel Beachtung fand laut Kronseder auch die Ausstellung "Lebensspuren", die die Lebensumstände von Menschen und Künstlern aufzuzeigen versuchte, die zwei Weltkriege durchstehen mussten. Dokumente, Briefe, Zeitzeugenberichte geben dazu Auskunft. Besinnliche Stunden kann man im Museum Franz Xaver Stahl immer in der Adventszeit erleben. Bastelstunden, ein mit historischem Schmuck dekorierter Christbaum und kleine Salonausstellungen werden seit 2014 angeboten.

Viele Kinder, Schulklassen und Kindergartengruppen besuchen das Museum, teilt Heike Kronseder mit. Die Kleinsten sind begeistert von den Tierbildern und ließen sich allerhand Geschichten dazu einfallen. Die größeren Kinder bestaunen das Leben von früher, die einfache Kindheit eines Franzl Stahl; höhere Klassen interessieren sich für Kunst- und Kulturpolitik und lassen sich auf Kunstdiskussionen ein. Allen Kindern und Jugendlichen gefalle aber das Malen an Staffeleien im Künstlergarten.

Für Kinder gibt es viele Veranstaltungen, sie dürfen basteln, zeichnen und malen. Es gibt Führungen von Kindern für Kinder auch eine Führung mit dem Labradormädchen Lili unter dem Motto "Was macht der Hund im Museum?"

Der Museumsgeburtstag wird am Sonntag, 15. September, unter dem Motto "Kunst und Kuchen" gefeiert: Das Museum Franz Xaver Stahl in der Landshuter Straße 31 ist von 14 Uhr bis 17 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. Zu sehen ist die Sonderausstellung "Johann Georg Schlech (1899-1952)" sowie die Dauerausstellung mit Gemälden Franz Xaver Stahls. Die privaten Räume sind zu sehen, das unveränderte Atelier und der private Luftschutzkeller der Familie Stahl. Bei schönem Wetter kann man im Künstlergarten flanieren. Dort werden Kuchen und Erfrischungen serviert. Nach Voranmeldung kann man weitere Führungen buchen.

© SZ vom 09.09.2019 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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