Frage der Begriffsdefinition:Keine Hürden im Heim

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Die Pflegeheime im Landkreis sind weitgehend barrierefrei

Von Veronika Wulf, Erding

Die Pflegeheime und Einrichtungen für Senioren im Landkreis sind gut ausgestattet, wenn es um die Barrierefreiheit geht. "Alle erfüllen die Standards und es gab bisher keine Beanstandungen", sagt eine Sprecherin des Landratsamtes. Im Dezember hatte Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml gefordert, dass die Barrierefreiheit in den Pflegeheimen weiter verbessert wird.

"Es darf nicht sein, dass gerade in Pflegeheimen die Nutzung eines Rollstuhls am nächsten Türstock endet", hatte Humlbei einem Fachkongress zum Thema Bau und Betrieb von Senioren- und Pflegeeinrichtungen in München gesagt. "Bauliche Mindeststandards auch in Pflegeeinrichtungen können eine selbstständige und selbstbestimmte Lebensführung der Menschen unterstützen. Und: Das Pflegepersonal wird bei seiner täglichen Arbeit entlastet." Bereits am 1. September 2011 ist die bayerische Verordnung zur Ausführung des Pflege- und Wohnqualitätsgesetzes in Kraft getreten. Darin heißt es, dass die Einrichtungen bis spätestens 2036 komplett barrierefrei sein müssen.

Im Landkreis Erding ist es offensichtlich schon jetzt so weit. "Barrierefreiheit ist nur dann ein Problem, wenn Balkone da sind", sagt Matthias Vögele, Geschäftsführer des Fischers Seniorenzentrums. Um als barrierefrei zu gelten, dürfen Stufen nicht höher als zwei Zentimeter sein. "Bei Balkonen ist das aber oft der Fall, weil sonst das Wasser rein läuft. Wir haben allerdings kaum Balkone und wenn, ist der Überbau sehr groß", sagt Vögele.

Für Thomas Bajcar, Kreisgeschäftsführer des Sozialverbands VdK Erding, gehören zur Barrierefreiheit nicht nur Aufzüge, Rampen und flache Übergänge. "Wenn man im Rollstuhl sitzt, stellen sich viele Fragen: Ist die Küchenanrichte tief genug? Geht die Tür nach innen auf?" Zudem gehe es nicht nur um Senioren und Behinderte, um Menschen mit Rollstuhl oder Rollator. Sein Verband fasst den Begriff weiter: "Die Mutter mit Kinderwagen hat Barrieren im Alltag zu überwinden, in den Läden, im Bus. Oder der Blinde: Auch mit Rollstuhlrampe wird er auf Hindernisse stoßen."

Völlige Barrierefreiheit, die Rücksicht auf jeden Einzelnen mit seinen Bedürfnissen nimmt, scheint unmöglich. "Wie barrierefrei etwas ist, ist letztlich immer eine subjektive Beurteilung", sagt Bajcar: "Die Bordsteinkante, die den Rollstuhlfahrer behindert, braucht der Blinde zur Orientierung."

© SZ vom 04.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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